Auch Jüngere sollen fürs Schafkopfen begeistert werden:Es geht ums Gewinnen

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Der erst im Mai gegründete Schafkopf-Verein Freising trifft sich jeden Freitag zum geselligen Kartenspiel. Auch Anfänger können einsteigen und sich in aller Ruhe die Regeln erklären lassen

Von Clara Lipkowski, Freising

Bei Peter Pfaller und seinen Mitspielern vom Schafkopf-Verein dreht sich alles ums Gewinnen. Den Gegner mit Stichen aus dem Rennen zu werfen, darauf haben sie es jede Woche im Vereinslokal "Zum Löwen" abgesehen. Und wer gewinnt, dem gebührt nicht nur Ruhm und Ehre, der Sieger kann sich auch noch schön von seinen Gegenspielern den vorher verhandelten Tarif für die gewonnenen Stiche auszahlen lassen. Denn beim Schafkopfen geht es auch um Bares, gleich auf die Hand. "Aber nicht um große Summen", beschwichtigt Pfaller, die Tarife lägen lediglich bei zehn bis 50 Cent, je nach Stich könne auch mal mehr fällig werden. "Am Ende gibt es einen Pott von vielleicht zehn bis 15 Euro."

Acht "Kartler" hatten im Mai den Entschluss gefasst, den Verein zu gründen. Schließlich wolle man die bayerische Tradition des Schafkopfspielens verbreiten, fördern und erhalten, so Pfaller. Inzwischen sei der Verein mit 16 Mitgliedern bereits doppelt so groß. "Wir haben Mitglieder aller Berufsschichten und Altersklassen, alles querbeet", sagt er. "Aber wir sind noch in der Anfangsphase. Mit dem Verein wollen wir auch explizit junge Leute für das Spiel begeistern."

Acht Karten werden zu Beginn einer Schafkopf-Runde an jeden ausgegeben. Vor allem Ober und Unter, aber auch die "Säue" tragen zu einem guten Blatt bei (Foto: Catherina Hess)

Pfaller selbst spielt seit mehr als 60 Jahren Schafkopf. Daran, wie es damals im Kreis der Familie anfing, erinnert er sich genau. "Am Sonntagnachmittag nach dem Mittagessen war es normal, dass wir Schafkopf spielten", sagt der inzwischen 65-jährige Rentner. "Mit meinem Großvater, Vater und Bruder habe ich angefangen, Ende der 50er Jahre." Seither pflegt Pfaller das Kartenspielen und hofft nun, mit dem Verein auch jüngere Leute für das Spiel begeistern zu können. "Sinn und Zweck des Vereins ist, dass man sich untereinander Tipps gibt und hilft", erklärt er. "Jeder kann mitmachen. Wer zum ersten Mal kommt, kann auch erst mal zuschauen und sich alles erklären lassen." Skat als Vorwissen sei eine gute Grundlage.

Dass das Spiel bayernweit ein Renner ist, ist unumstritten, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat sich als begeisterte Schafkopf-Spielerin geoutet und überhaupt vergnügt sich der gesamte bayerische Landtag fraktionsübergreifend hin und wieder beim "Karteln". Im Freisinger Schafkopfverein werden allwöchentlich im Vereinslokal die 32 Karten neu gemischt. "Schafkopf ist kein Glücksspiel", sagt Pfaller. Alle Karten werden verteilt. Dann ist es am Spieler, mit Durchblick und Geschick den Spielverlauf zu beeinflussen.

Schafkopfrunden könnten als Solo, Wenz- oder Sauspiel gespielt werden. "99 Billiarden mögliche Spielsituationen gibt es", so Pfaller selbst beeindruckt. Er hat als passionierter Schafkopfspieler auch schon einige Turniere bestritten. Dann wird das Spiel für ihn zum Mannschaftssport. Seine Gruppe "Isarflimmern" hat er vor fünf Jahren gegründet, zuletzt hat diese 2013 das Turnier in der Landesliga gewonnen und ist in die Bayernliga aufgestiegen.

Der Rentner findet, dass es seit ein paar Jahren wieder einen Trend gibt, mehr Karten zu spielen. "Im Internet kann man gegen Menschen aus aller Welt spielen", sagt er. Das sieht er aber gleichzeitig sehr kritisch. Für den, der im Internet schafkopfe, falle weg, was das eigentliche Spiel ausmacht: "Der gemütliche und gesellige und gesellschaftliche Aspekt." Deswegen will er klassische Schafkopfturniere von Angesicht zu Angesicht organisieren. Geplant sind ein bis zwei im Jahr. Außerdem stellt er sich eine Turnierserie vor: Jeden 1. Freitag im Monat wird gespielt und die daraus gewonnenen Punkte werden das Jahr über gesammelt. Der Einsatz wird zum Teil nach Ende jeden Spiels ausgezahlt, ein Rest geht in einen Pott. Der wird dann am Jahresende je nach Platzierung an alle ausgeschüttet, selbst die Letzten bekommen einen Obolus. Denn, das ist Pfaller ganz wichtig, der Zusammenhalt: "Wir wollen eine Vereinsmannschaft sein."

Wer in die Welt von Sauspiel, Wenz und Solo einsteigen will, kann unverbindlich zum Vereinstreffen kommen: jeden Freitag, 19 Uhr, "Zum Löwen."

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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