Au:Herrin über 9017 Medien

Au: Au verfügt seit 1958 über eine Bücherei. Damals war sie in der Hand von Gemeinde und Kirche. 1996 übernahm sie die Marktgemeinde ganz.

Au verfügt seit 1958 über eine Bücherei. Damals war sie in der Hand von Gemeinde und Kirche. 1996 übernahm sie die Marktgemeinde ganz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Claudia Auer arbeitet seit der Gründung vor zehn Jahren in der Gemeindebibliothek. Heutzutage werden nicht nur Bücher verliehen, sondern auch klassische Inhalte kindgerecht aufgearbeitet - und es gibt eine "Asylothek"

Von Matthias Weinzierl, Au

"Sie merken schon, mein Lieblingsthema ist die Bücherei", sagt Claudia Auer, die Leiterin der Gemeindebücherei, und sprudelt direkt weiter. Seit der Gründung vor zehn Jahren arbeitet Auer in der Bibliothek. Wobei "Gründung" wahrscheinlich der falsche Ausdruck ist. Au verfügt eigentlich seit 1958 schon über eine Bücherei, die damals in der Hand von Gemeinde und Kirche lag und ein Zimmer im katholischen Pfarramt eingenommen hatte, bis die Gemeinde sie 1996 voll vereinnahmte. "Als das Rathaus, wo die Bücherei dann einen Raum hatte, umgebaut und ebendieser Raum gebraucht wurde, hat die Gemeinde einen anderen angemietet und ein paar Ehrenamtliche gesucht, die sich vorstellen könnten, in der Bücherei zu arbeiten", erinnert sie sich. Das war im Februar 2006.

Sie und einige andere Damen hätten damals gedacht, sie müssten einfach nur ab und zu Bücher neu einbinden oder ähnliche Arbeiten verrichten. Doch dann stellte sich heraus, dass ihnen gleich die Leitung übergeben wurde: "Eine Dame vom St. Michaelsbund, einem katholischen Medienhaus, hat uns also die Arbeitsweise einer Bücherei erklärt und geholfen, alles in Gang zu bringen."

Mittlerweile sind es 15 vollkommen ehrenamtliche Mitarbeiter, 14 Damen und ein Mann, die sich um die Belange der 480 Benutzer kümmern. Nach dem Stand von 2015 verwalteten die Ehrenamtlichen 9017 Medien, also neben Bücher auch unter anderem Spiele oder DVD.

Neben den regulären Öffnungszeiten dienstags von 9 bis 11 Uhr, donnerstags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr und dem wöchentlichen Treffen zum Büchereinbinden engagieren die Mitarbeiter sich auch bei verschiedenen Anlässen, um Literatur zu vermitteln. Beispielsweise würden sie regelmäßig klassische Inhalte wie "Karneval der Tiere" Mozarts "Vier Jahreszeiten" kindgerecht aufbereiten, literarisch und musikalisch. Oder Schulklassen, die gerade lesen lernten, kämen zu Besuch in die Bücherei und dürften dort ein wenig herumstöbern. Oder Kindergärten kämen und bekommen etwas vorgelesen. Oder es gebe eine Eltern-Kind-Gruppe, in der den Erwachsenen die Angst genommen werden soll, mit ihren Kleinen in die Bücherei zu gehen, wie Auer sagt. Oder sie würden zwei Mal pro Jahr in Seniorenheime gehen und dort etwas vorlesen, kurze Geschichten von höchstens fünf Minuten, damit auch die Demenzkranken etwas davon haben.

Eine direkte Veränderung in der Büchereiarbeit könne sie aber nicht erkennen: "Wir stocken aber regelmäßig auf und sortieren aus!" Aber man müsse dafür sorgen, dass die Bücher aktuell seien, beispielsweise könne ein Kind heutzutage mit dem Pumuckl aus den 60-er Jahren nichts mehr anfangen. Deshalb brauche man hier eben manchmal einen neuen Pumuckl. Und auch nach Trendfragen müsse sich die Bücherei richten: Comics werden immer gefragter und Mangas, quasi japanische Comics, sind der Renner. "Eine Bücherei muss immer aktuell sein, auch im Hinblick auf's Zeitgeschehen", sagt Auer.

Unter anderem deshalb habe man eine "Asylothek" eingeführt, eine Bibliothek für Asylanten, die "neuen Mitbürger", wie Auer sie nennt. Neben deutsch-englischen Bilderbüchern gibt es dort auch sogenannten "Zeigebücher", in denen zum Beispiel ein Apfel gezeichnet ist und daneben das Wort "Apfel" steht. Oder die Geschichten vom Elefanten Elmar gebe es in verschiedenen Sprachen in einem Buch. Schließlich könnten die meisten Flüchtlingskinder kein Deutsch. "Zum Beispiel gibt es in der 3. oder 4. Klasse einen Syrer, der kein Deutsch kann. Um den kümmern wir uns ein bisschen", erzählt die Leiterin. Dabei kommen die Bibliotheksbesucher der Gemeinde aber auch nicht zu kurz. Für sie gebe es Wunschlisten und die Nominierten der gängigen Buchpreise versuche man auch anbieten zu können.

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