Au:Dem Zeitgeist gemäß

Gemeinde will ein Einheimischenmodell in Dellnhausen anbieten

Von Peter Becker, Au

Passen Walmdächer in ein Dorf wie Dellnhausen? Architekt Peter Wacker hatte jedenfalls für das vier Parzellen große Baugebiet im Auer Ortsteil nur herkömmliche Satteldächer vorgesehen. Der Marktgemeinderat entschied aber anders: Die Mehrheit sprach sich dafür aus, auch Walmdächer zu genehmigen. Ob diese so gemäßigt ausfallen, wie sie sich wünschten, das muss die Realität zeigen. Statt der von Wacker vorgeschlagenen Dachneigung zwischen 20 und 30 Prozent sprachen sich die Gemeinderäte für ein 25 bis 35-prozentiges Gefälle aus. Dass dort keine Trutzburgen entstehen, dafür soll die Regelung sorgen, dass sich die künftigen Bewohner von Einfamilienhäusern nicht hinter überdimensionierten Mauern oder Gabionen verschanzen dürfen.

Die Marktgemeinde will das kleine Baugebiet irgendwann einmal als Einheimischenmodell anpreisen. Wer dort mehr als eine Wohneinheit bauen will, der muss triftige Gründe vorweisen können. Etwa, dass er pflegebedürftige Eltern zu sich ins Haus holt. Soziale Kontrolle soll zudem Trickserei verhindern. Gerade weil auf den Parzellen Einheimische zu günstigem Wohnraum kommen können, sind deren Familienverhältnisse bekannt. Letztendlich will die Marktgemeinde verhindern, dass sich durch zu viele Bewohner ein Fuhrpark an Autos in dem kleinen, bislang noch namenlosen Baugebiet östlich des Bergwegs ansammelt. Denn die Verhältnisse dort sind beengt. Es wird eine kleine Zufahrtsstraße mit Wendemöglichkeit geben - zumindest so lange, bis das Baugebiet in der Zukunft weiter wächst. Ansonsten prophezeit Wacker dort ein Chaos. Ein Müllwagen oder Tanklastzug, der Anwohner mit Heizöl beliefere, käme dort schwerlich rückwärts wieder heraus.

Was die Wahl des Daches betrifft, scheiden sich im Marktgemeinderat konservative und liberale Geister. Heiner Barth (FWG) und Beatrix Sebald (beide FWG) sind der Meinung, dass Walmdächer nicht unbedingt in ein Dorf passen, sondern eher in die Stadt. Nicht so Michael Hagl (Grüne offene Liste): "Das bringt Leben rein. Jeder soll so bauen wie er will", findet er. Andreas Baumann (FWG) verwies auf Änderungen, die mit dem Zeitgeist einhergehen. Vor 30 Jahren habe es sich auch niemand vorstellen können, als Grundstückumfriedung etwas anderes als einen klassischen Lattenzaun zu genehmigen. Hilde Seidl (FWG) geht so viel Abwechslung zu weit. "Das gibt ein Durcheinander", fürchtet sie. Analog verlief die Diskussion um die zulässige Farbe der Dachziegel. Architekt Wacker hat "Ziegelrot" vorgeschlagen. Vielen Gemeinderäten war dies zu monoton. Blaue oder gar grüne Ziegel wünscht sich zwar niemand, schwarze, graue oder anthrazit-farbene sollen aber erlaubt sein.

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