Süddeutsche Zeitung

Attraktion im Kranzberger Forst:Burg aus Bäumen

Die Forstverwaltung hat den Europa-Garten als neuesten Bestandteil des Weltwaldes vorgestellt. Die Anlage in Form eines Tulpenbaumblattes erinnert an eine mittelalterliche Veste.

Von Petra Schnirch, Freising/Kranzberg

Der Weltwald im Kranzberger Forst ist um eine Attraktion reicher: Am höchsten Punkt des Landesarboretums, neben dem Botanicum, befindet sich der Europa-Garten, den die Forstverwaltung am Montag offiziell vorgestellt hat. Gerade Kinder dürften dort, wie schon im Amerika-Garten, viel Spaß haben, soll die Anlage doch - obwohl ganz aus natürlichen Materialien bestehend - an eine Burg erinnern. "Das ist ein echter Hingucker", sagte Reinhardt Neft, Vorstandsmitglied der Bayerischen Staatsforsten.

Mit einfachen Mitteln werden die wesentlichen Elemente einer frühmittelalterlichen Burg nachempfunden. Ihre Form erinnert an ein Tulpenbaumblatt, das Symbol des Weltwaldes. Das Areal umgibt ein Wassergraben. Als "Burgmauer" dient eine - noch recht kleine - Stechpalmenhecke. Nischen aus Silberweidenstämmen deuten vier Wehrtürme an. Die fünf in der Mitte angeordneten Ungarischen Eichen stehen für Burgplatz und Bergfried. Im Laufe der Jahre sollen die Bäume zu einer Krone zusammenwachsen und einen Hallen-Effekt bilden, so sieht es das Konzept von Herbert Rudolf vor. Er ist im Forstbetrieb Freising für den Weltwald zuständig.

Die Gärten repräsentieren jeweils einen Kontinent

Die "Gärten der Kontinente" sollen bei Spaziergängen auf den Themenpfaden zum Verweilen und zum Spielen einladen. Seit knapp einem Jahr gibt es bereits den Amerika-Garten, der die prägenden Elemente der Landschaften Nordamerikas abbildet, darunter Wald, Felsengebirge, Prärie, Wüste und Sumpfgebiete. Die Kinder können dort in die Welt der Indianer eintauchen mit Tipis sowie einer Steganlage mit Pfahlbauten. In zwei, drei Jahren soll laut Forstbetriebsleiter Alfred Fuchs auch der Asien-Garten fertig sein. Mit einer Pagode, einer Sitzbank und einer kleinen Brücke soll das Areal des südöstlichen Wiesentälchens als Ort der Ruhe dienen. Schon jetzt säumen dort Bäume chinesischer Provenienz wie Urweltmammutbaum und Amur-Korkbaum den Teich.

Der Weltwald im Kranzberger Forst besteht seit 2011. In den vergangenen fünf Jahren wurden laut Neft 60 Baumarbeiten eingebracht, 30 mussten nachgepflanzt und ergänzt werden. "Das ist ein einmaliges Konzept", schwärmte er. Die Vermittlung naturkundlicher Themen werde mit dem Aspekt Erholung verknüpft. Das sei kein Wald nur für Spezialisten. Die Hochschulen in Weihenstephan begleiten das Projekt wissenschaftlich. Die Forstexperten erwarten sich Informationen, welche Baumarten mit dem Klimawandel besser zurecht kommen. Der Douglasie habe der Trockensommer 2015 offenkundig weniger zugesetzt als der heimischen Fichte, sagte Neft mit einem Blick in die Umgebung des Europa-Gartens.

Alte Bäume liefern den Wissenschaftlern Daten

Die Bäume sind für die Wissenschaftler deshalb von so großem Interesse, weil viele schon relativ alt sind. 1883 war bei Oberberghausen eine Plantage mit Korbweiden angelegt worden. Das Projekt scheiterte schon bald. Bei der anschließenden Aufforstung wurden viele Exoten gepflanzt. 1987 baute die Forstverwaltung dann gezielt ein Landesarboretum auf. Schon damals hatten die Forstleute den kontinuierlichen Umbau der Bestände im Blick. Im Weltwald gibt es drei Themenschwerpunkte. Auf breiteren Wegen oder schmalen Pfade lernen Besucher typische Baumarten aus Europa, Amerika und Asien kennen.

Tafeln informieren über deren Besonderheiten, Flyer weisen den Weg durch das Waldgebiet. Mittels moderner Technik ist das nun noch einfacher. Wie Herbert Rudolf demonstrierte, lassen sich per Smartphone und Tablet-PC direkt vor ausgewählten Bäumen wissenswerte Details abrufen. Eine App ermöglicht es zudem, einzelne Baumarten zu finden und sie erleichtert auch die Orientierung. 1,4 Millionen Euro seien seit 2011 in den Weltwald investiert worden, sagte Neft - für Pflanzungen, Themengärten und Spielplätze. Für den Europa-Garten steuerte die Flughafen München GmbH 22 000 Euro bei, der Förderverein Weltwald 6000 Euro. Von Freising aus ist das Arboretum gut mit dem Fahrrad zu erreichen, wie Bürgermeisterin Eva Bönig betonte. Zum Teil sei der Weg an Dürnast vorbei sogar beleuchtet.

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SZ vom 10.05.2016/zim
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