"Eviva", der Name mutet spanisch an und erinnert zumindest phonetisch an einen alten Schlager. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Flugroute, die Propellermaschinen vorbehalten ist. Weil sich aber Beschwerden aus dem Attenkirchener Ortsteil Thalham zuletzt wegen zunehmenden Fluglärms gehäuft hatten, startete Bürgermeister Mathias Kern als Gast der Fluglärmkommission eine Anfrage. Er wollte wissen, ob es nicht möglich sei, einige Düsenjets auf "Eviva" zu verlegen. Dann werde der Fluglärm etwas entzerrt. Kern stieß mit dieser Anfrage auf geharnischten Widerspruch aus Langenbach, Kirchdorf und Moosburg. Das Ende vom Lied: In der Dezember-Sitzung der Fluglärmkommission soll über einen Prüfauftrag an die Deutsche Flugsicherung (DFS) entschieden werden.
Die Flugbewegungen nehmen wieder zu und damit die Lärmbelästigung. Bei Ostwindlage scheint besonders Thalham betroffen zu sein. Kern sagte, die Flugzeuge würden Attenkirchen und seinen Ortsteil überfliegen, anstatt sich an die vorgesehene Route westlich der Gemeinde zu halten. Die Vertreterin der DFS hatte indes nichts zu beanstanden. Alles sei im üblichen und erlaubten Rahmen.
Kern regte an, Jets auf die wenig genutzte Route "Eviva" zu verlegen. Die führt östlich am Gemeindegebiet vorbei. Der Lärm würde sich so besser verteilen. Dies sei 2016 schon mal erörtert, aber nicht beschlossen worden, erinnerte die Vertreterin der DFS. Herbert Knur, der damalige Vorsitzende der Fluglärmkommission, entgegnete, eine "kämpferische Moosburger Bürgermeisterin" habe das verhindert.
Gemeint war Anita Meinelt. Vor sechs Jahren ging es um die Verschiebung einiger Flugrouten. Der Vorschlag kam von der DFS selbst. "Da wäre Moosburg extrem betroffen", hatte sich Meinelt seinerzeit empört. Die Mehrheit in der Fluglärmkommission lehnte den Antrag der DFS ab.
Susanne Hoyer, Dominik Berger und Josef Dollinger geben sich kämpferisch
Heute werde sie die Rolle der kämpferischen Bürgermeisterin übernehmen, versicherte Susanne Hoyer, Bürgermeisterin von Langenbach. Der Ort sei bereits erheblich belastet. Anton Geier, Bürgermeister von Haag, hatte die Verschiebung der Routen vor sechs Jahren ebenfalls abgelehnt. Inkofen wäre in diesem Fall erheblich betroffen. Haags Zweiter Bürgermeister Dominik Berger sieht das Ampertal, insbesondere eben Inkofen, erheblich betroffen. Er wehre sich kämpferisch, kündigte er an. Streitbar gab sich auch Josef Dollinger, der Nachfolger von Meinelt. Er kündigte Widerstand aus Moosburg an.
Als Kern davon sprach, von der "Kirchturmpolitik" abzurücken und den Lärm gleichmäßig zu verteilen, griff Uwe Gerlsbeck, Bürgermeister von Kirchdorf, ins Geschehen ein. Man solle keine "neuen Betroffenheiten schaffen", forderte er. Wenn er die Belastungen seiner Gemeinde durch Fluglärm ins Feld führen würde, "dann viel Spaß".
Ein Gast der Fluglärmkommission darf keinen Überprüfungsauftrag veranlassen
Und überhaupt: Die Verlegung von Flugrouten stehe nicht auf der Tagesordnung, darum müsse man gar nicht darüber diskutieren, stellte Gerlsbeck klar. Hoyer erinnerte daran, dass eine formlose Bitte einer Gemeinde noch nie ausreichend gewesen sei, einen Überprüfungsauftrag für Flugrouten zu veranlassen. Und schon gar nicht, wenn diese nur Gast und kein Mitglied der Fluglärmkommission sei. So ein Auftrag könne nur von einem Mitglied angeregt werden und das Gremium müsse dann abstimmen. "Wir sollten uns an die Verfahrensregeln halten", mahnte Hoyer. Weil Landrat Helmut Petz ein "faires Verfahren" wünscht, soll das Thema in der Dezember-Sitzung besprochen werden.
Ganz gefeit sind die Gemeinden vor einer Verlegung der Flugrouten übrigens nicht. Die DFS plant nämlich, sukzessive die aktuellen Flugfeuer durch auf Satelliten gestützte Steuerung zu ersetzen. Weil die Flugzeuge dann auf optimalen Kurven fliegen, könnte das zu veränderten, neuen Lärmbelästigungen führen. Einen genauen Zeitplan für die Umrüstung am Flughafen im Erdinger Moos gebe es aber nicht, sagte die Vertreterin der DFS. Und nicht alle Funkfeuer kämen weg, weil nur moderne Flugzeuge satellitengestützt fliegen könnten.
Für die Gemeinde Hallbergmoos bedeutet dies allerdings, vielleicht doch ihre Pläne für die Nutzung von Windenergie umsetzen zu können. Bürgermeister Josef Niedermair kritisierte in diesem Zusammenhang die DFS. Deren Auskünfte seien enttäuschend. "Wir tappen im Dunklen", sagte er. Die DFS sehe sich nicht in der Lage, Pläne zu schicken, aus denen abzulesen sei, wo Windräder möglich sind und wo nicht. Es habe nur geheißen: Stellt einen Antrag und dann sehen wir weiter.