Wer am vergangenen Wochenende mit dem Bus von Freising nach Attenkirchen fahren wollte, wunderte sich: Kurz vor dem Ortseingang bog der Bus plötzlich ab und nahm einen circa zehnminütigen Umweg zur Haltestelle „Kirche“. Der Grund: Für das diesjährige Bierfestival wurde der Ortskern für den Verkehr wieder voll gesperrt.
Seit 2016 sei dies am jeweiligen Festival-Wochenende nun schon der Fall, erklärt Bürgermeister Mathias Kern. So könne der Ort besser zusammenwachsen, meint er. Das Bierfestival selbst gibt es schon seit 2010. Alle zwei Jahre findet es seitdem statt. Die zwei Jahre bräuchte man auch zur Vorbereitung, sagt Yvonne Gastpar, eine von knapp 550 Ehrenamtlichen bei dem Fest.
Es ist durchaus beeindruckend, was die 2800-Einwohner-Gemeinde Attenkirchen da auf die Beine stellt. Fast 100 verschiedene Biersorten aus 35 Brauereien werden ausgeschenkt. „So kommt jeder auf seinen Geschmack“, findet Andrea Nieder, dieses Jahr Leiterin des Festivals. Sonst habe immer ihr Vater die Hauptorganisation übernommen, nun habe er den Stab weitergegeben, erzählt sie. Doch nicht nur in der obersten Führungsriege hat ein Generationenwechsel stattgefunden: „Die Alten haben dieses Jahr an die Jungen übergeben“, erzählt es Yvonne Gastpar. Sowohl im Festkomitee als auch am Ausschank.
„Entstanden sei das Festival 2009 aus einer Idee des damaligen Arbeitskreises Tourismus der Gemeinde Attenkirchen und sei maßgeblich von den jeweiligen „Bierfestival-Machern“ - mit Bernhard und Andrea Nieder, Alexander Herzog sowie den jeweils amtierenden Bürgermeistern an der Spitze - weiterentwickelt worden. Man wollte kein weiteres Dorffest aufziehen, sondern ein Fest für die gesamte Region Hallertau. Als Vorbild hätte ein Bierfestival in Denver in den USA gedient, sagte Kern. Dass Attenkirchen auch das Tor zur Hallertau genannt wird, hatte ebenfalls zu der Entscheidung beigetragen, ein Bierfestival zu veranstalten.


Die Einnahmen aus dem Bierverkauf deckten größtenteils die Ausgaben, erklärt Mathias Kern. Das Festival sei aber auch nicht auf Gewinn ausgelegt, meint der 42-Jährige. An die unterstützenden Vereine werde aber immer ein wenig ausgeschüttet, versichert er.
Doch es geht nicht allein um Bier an diesem Wochenende. Auf drei Bühnen spielen an diesem Wochenende verteilt 35 Bands. Neben drei Schankstellen findet man auch verschiedene Essensstände. Außerdem bieten Kunsthandwerker ihr Angebot an: Schmuck, selbst gehäkelte Taschen, Holzarbeiten oder frischen Honig. Hinter den Zapfsäulen sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer eingesetzt. Vor Ort sind auch Experten der anwesenden Brauereien, die Fragen der Besucher beantworten.


Ursprünglich sei das jetzige Gemeindehaus das Wirtshaus des Ortes gewesen, verrät Mathias Kern. Von dort aus erstreckt sich das jetzige Festivalgelände in Richtung Dorfzentrum, die Hopfenstraße entlang bis zum Pfarrgarten, der etwas erhöht hinter einer Hecke versteckt liegt. „Eine grüne Oase im Ort“, findet der Bürgermeister.
Es wird bewusst nur Bier ausgeschenkt, einzig der Pfarrer macht eine Ausnahme
Und wie sieht es bei dem Alkoholkonsum mit der Sicherheit aus? Ein paar Wachdienstmitarbeitende sieht man durchaus bei diesem Festival. Man schenke aber auch „nur Bier“ aus, meint der Bürgermeister. Nichts Härteres. Dies sei die strikte Zielsetzung, mit einer Ausnahme: „Der Pfarrer hält sich nicht ganz daran. Das haben wir jedoch im Vorhinein den Behörden gebeichtet. Er schenkt vor seinem Haus im Pfarrgarten gern Schnaps aus und lässt sich davon auch nicht abbringen“, gesteht Kern schmunzelnd.

Ausgeschenkt wird das Bier nur in kleinen 0,3-Liter Gläser. „So kann man von allem ein wenig probieren“, erklärt Mathias Kern. Auf der Website des „Hallertauer Bierfestivals“ bedanken sich die Veranstalter am Montag für ein „fantastisches“ Wochenende. „Hoffentlich sehen wir uns 2026 wieder“, lautet der letzte Satz. Die achte Runde in zwei Jahren ist also schon fest geplant. Sollte das Wetter ebenso gut mitspielen wie am vergangenen Wochenende, dürfte das „Hallertauer Bierfestival“ auch dann wieder ein großer Erfolg werden.