Feiern und politisieren:Bunter Startbahn-Protest in Attaching

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Über 1000 Besucher kommen zum fünften Drachenfest, auch eine neue Massenpetition wird gestartet.

Von Johann Kirchberger, Freising

Ja, die Konkurrenz war groß, stark und laut. Immer wieder erhob sich am Sonntagnachmittag ein Düsenjet und flog in den weißblauen Attachinger Himmel. Doch die Teilnehmer am 5. Attachinger Drachenfest ließen sich davon nicht beeindrucken. Tapfer zogen sie ihre großen und kleinen, gekauften oder selbst gebastelten Fluggeräte an langen Schnüren über eine Wiese. Nur einige konnten die erlaubte Schnurlänge von 100 Meter ausnützen, die meisten Drachen schafften nach einem steilen Aufstieg nur etwa zehn oder 20 Meter an Höhe, um dann wieder abzustürzen.

Unterschriften gesammelt

Es war ein buntes Bild, das sich da bot. Einige Besucher lagen auf Decken und hielten Picknick, andere saßen an Biertischen und ließen sich Kuchen und Brotzeiten schmecken. Der Bürgerverein verkaufte Kakteen und Christian Magerl sammelte Unterschriften für eine neue Massenpetition. Am auffälligsten war der Drachen von Erich Hack, dem Erfinder der Veranstaltung. Er hatte eine Leinwand mitgebracht mit der Aufschrift "München Danke" und dazu eine große, durchgestrichene Drei, das Symbol des Widerstands gegen die dritte Startbahn, die Bayern nicht braucht, wie auf einem großen Transparent zu lesen war. Und Erich Hack brachte sein Gerät auch zum Fliegen, er ist eben ein Meister.

Manchen Vätern fehlt die Übung

Etwas schwerer taten sich da einige Väter, die ihrem Nachwuchs imponieren wollten. Da merkte man eben, dass es schon einige Jahr her ist, als sie sich dem Drachensteigen noch intensiv widmeten. Auf der dicht belagerten Wiese musste man aufpassen, um nicht über eine Schnur zu stolpern oder von einem Drachen getroffen zu werden. Aber das Wetter war prächtig und die Winde standen günstig, so dass fast alle der bunten Fluggeräte zumindest kurzzeitig aufsteigen konnten.

Ohne Drachen, aber mit Krücken und Enkeln war Aufgemuckt-Ikone Hartmut Binner gekommen, der Landtagsabgeordnete Johannes Becher sah ebenfalls nach dem Rechten und in vielen kleinen Runden wurde gefachsimpelt. Wie man so einen Drachen richtig in den Wind stellt, wann man mit der Schnur nachlassen und wann anziehen muss. In der Theorie klappt so etwas natürlich bestens.

Aber auch über die dritte Startbahn wurde gesprochen und Christian Magerl wünschte sich, Ministerpräsident Markus Söder würde im Zuge seiner Umweltinitiativen auf seine Flughafenerweiterungspläne im Erdinger Moos verzichten. So dachte wohl auch der Großteil der Besucher, die den ganzen Nachmittag über nach Attaching pilgerten, zu Fuß, mit dem Radl oder mit dem Auto. Über 1000 werden es wohl gewesen sein, die da fröhlich feierten.

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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