Asylbewerber im Landkreis:Ohne Arbeit werden die Tage lang

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Bei einer Feier begrüßt Landrat Michael Schwaiger die Flüchtlinge - für viele eine willkommene Abwechslung

Birgit Goormann-Prugger

Ein kleines Dankeschön an die vielen freiwilligen Helfer und ein Willkommensgruß an die Besucher aus dem fernen Ausland: Das war der Sinn der kleinen Feier, zu der Freisings Landrat Michael Schwaiger am Montagabend die Asylbewerber aus dem Landkreis und ihre Betreuer unter die schattigen Bäume des Freisinger Klostergartens eingeladen hatte. 78 Asylbewerber hatten die Einladung angenommen: Pakistani, Syrer, Iraker, Mazedonier, Tschetschenen und eine Vietnamesin. In drei Bussen waren sie aus dem gesamten Landkreisgebiet nach Freising gebracht worden.

Unter ihnen war auch Aleksander, 34, aus Mazedonien, mit seiner Frau Grozda, 41, den kleinen Kindern Ana und Iva sowie seiner Schwester Melanija, 16. Seit gut einem Monat sind die fünf jetzt in Mauern und sie fühlen sich wohl - "auch wenn es ein bisschen ruhig dort ist, in Mazedonien kommen wir aus einerlebhaften Stadt", erzählt Aleksander. Er hat sein Land aus politischen Gründen mit seiner Familie verlassen müssen, wie er erzählt. "Ich kann nicht mehr zurück, wenn ich das tue, nehmen sie mich an der Grenze fest und stecken mich in Gefängnis." Die kleine Feier im hochsommerlichen Klostergarten des Freisinger Landratsamts ist eine willkommene Abwechslung für die Familie aus Mazedonien und Aleksander bedankt sich ausdrücklich bei Pressesprecherin Eva Dörpinghaus für die Einladung.

Denn die Tage seien manchmal lang in Mauern, vor allem ohne Arbeit. "Das bin ich nicht gewohnt", sagt Aleksander, "ich will wieder arbeiten, ich möchte nicht von Sozialhilfe leben. Und meine Schwester möchte wieder in die Schule gehen. In Mazedonien ging sie aufs Gymnasium." Doch laut Gesetz dürfen Asylbewerber während des ersten Jahres ihres Aufenthaltes in Deutschland nicht arbeiten, nur gemeinnützig tätig sein. In Haag, so Hans Schindlbeck, der sich dort um Asylbewerber aus Tschetschenien und Afghanistan kümmert, bemühe man sich darum, Ein-Euro-Jobs für die Besucher zu finden. Die Männer könnten im Haager Bauhof tätig werden, die Frauen im Kindergarten. "Die Menschen müssen doch beschäftigt werden, und es erhöht auch die Akzeptanz in der einheimischen Bevölkerung, wenn sie sehen, dass die Asylbewerber arbeiten", erzählt Schindlbeck.

Auch er ist der Einladung des Freisinger Landrats an diesem Spätnachmittag in den Klostergarten gerne gefolgt, mit dabei hat er natürlich seine Schützlinge - und Olga, sein Nachbarin, die schon lange in Haag lebt und russisch spricht. "Sie kann übersetzen, das ist wichtig." Und wenn es nur darum gehe, mal ein Bügelbrett oder einen Kühlschrank zu besorgen. Mittlerweile bekomme er auch schon reichlich Spendenangebote von Haager Bürgern, "Fahrräder und ähnliches". Schindlbeck empfindet die Neubürger selbst "als Bereicherung" wie er sagt. "Das macht das Gemeindeleben interessanter, sie radeln durch den Ort, die gegenseitige Neugier aufeinander ist auch da, man wird eingeladen", erzählt er. Auch die Schicksale der Asylbewerber bewegten ihn. "Bei unserer Familie Habibi aus Afghanistan hat der Mann als Fahrer für die Isaaf-Truppen gearbeitet, er wurde von den Taliban bedroht, auch sein Bruder. Den haben sie dann auch erschossen." Erfreulich ist: Die Familie Habibi hat in Haag Familienzuwachs bekommen. Vor ein paar Tagen ist das zweite Kind auf die Welt gekommen, "ein kleiner Junge, da wird der Vater stolz sein, ich werde bald mal vorbeischauen", erzählt Hans Schindlbeck.

Auch für musikalische Unterhaltung war an diesem Nachmittag gesorgt. Zunächst war da Karl Papelitzky von den "Wolfersdorfer Goaßlschnoitzern" mit seinem Akkordeon, dann kam eine afrikanische Trommelgruppe. Und natürlich, so Freisings Landrat Schwaiger, habe man abgewartet, bis der Ramadan, während dessen Menschen muslimischen Glaubens nur nach Sonnenuntergang essen und trinken dürfen, beendet, sei. So konnte der Wirt von Sepps Treff in Wolfersdorfer guten Gewissens seine Speisen anbieten. Es gab Huhn, Fisch, Reis, Nudeln und Saucen - kein Schweinefleisch. Gefeiert wurde bis 21 Uhr.

© SZ vom 22.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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