Süddeutsche Zeitung

Asamsaal:Der Vorhang bleibt zu

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Bis zum 21. Dezember finden im Freisinger Asamtheater keine Veranstaltungen mehr statt. Einige werden in die Luitpoldanlage oder ins Domgymnasium verlegt

Von Kerstin Vogel, Freising

Dass sich Geschichte wiederholt, ist eine alte Weisheit, die sich im Fall des Freisinger Asamsaals gerade bestätigt: Die Sperrung, die von der Stadt Freising in der vergangenen Woche vorsichtshalber verhängt wurde, weil die Decke des altehrwürdigen Veranstaltungsraumes bröckelt, ist nicht die erste ihrer Art, wie ein Blick in die Chronik des Gebäudes zeigt. Schon im Jahr 1760 wurden Schäden an der Decke beklagt, über der Empore fielen Putz und Stuck herab. Schuld war das undichte Dach, durch das Wasser eindrungen war. Nach einer Reparatur durch den Stuckateur Anton Glasl gab es dann das nächste Mal 1809 Ärger mit Bauschäden an Dach und Decke, bereits früher waren drei Stücke aus der Decke herausgebrochen sowie ein Teil aus dem mittleren Hauptfresko. Die Reparatur im Jahr 1806 allerdings war offenbar wenig nachhaltig geraten.

1823 schließlich wurde der Saal wegen drohender Einsturzgefahr der Decke schon einmal gesperrt, bis Maurermeister Thomas Heigl dem Problem mit insgesamt 596 Schrauben zu Leibe rückte. Es folgten immer neue Renovierungs- und Reparaturarbeiten, Instandsetzungen und Festigungsmaßnahmen am Stuck, zuletzt wurde die Decke im Asamsaal 1999 durch die Firma Flassak ausgebessert.

Die aktuellen Schäden, die am Dienstag vergangener Woche zu einer erneuten Sperrung des Saals geführt haben, wurden festgestellt, als der Kirchenmaler und Restaurator Andreas Richter die Wände und Decken wegen der geplanten Generalsanierung des Asamgebäudes einer eingehenden Prüfung unterzogen hat. Weil neuerlich Brocken von der Decke fielen, entschied sich die Stadtverwaltung, das Theater vorsorglich zu sperren, auch wenn Hochbauamtsleiter Robert Naujokat am Montag einräumte, dass man natürlich nicht wisse, ob nun "heute, morgen oder in einem Monat" wieder etwas passiere.

Fest steht inzwischen, dass mindestens bis zum 21. Dezember keine Veranstaltungen im Saal stattfinden. Einige werden in die Luitpoldhalle oder ins Domgymnasium verlegt, andere müssen komplett ausfallen (Kasten). Um das Theater wenigstens eingeschränkt nutzbar zu machen, soll jetzt mit Hilfe eines Gerüstes eine Zwischendecke eingezogen werden. Läuft alles wie geplant, soll die Konstruktion noch vor Weihnachten fertig sein - und dann stehen bleiben, bis die Generalsanierung des Asamkomplexes abgeschlossen ist.

Angebote für dieses Gerüst sind laut Naujokat schon eingeholt worden, auch mit einem Spezialisten vom Landesamt für Denkmalpflege hat man sich schon beraten und in dieser Woche soll eine Fotodokumentation der Decke angefertigt werden. Die Kosten für die Zwischenlösung dürften sich auf mindestens 200 000 Euro belaufen, eher aber mehr, wie es am Montag pessimistisch hieß.

Hinzukommen die Verluste, die das Kulturamt hinnehmen muss; einerseits weil das Gerüst nicht eben klein ist und einige der 460 Sitzplätze wegfallen werden, zum anderen aber, weil seitens der Veranstalter, deren Termine ganz abgesagt werden müssen, möglicherweise Schadenersatzforderungen drohen. Ob hier eine Versicherung greifen könnte, wird aktuell ebenfalls geprüft. Inwieweit das Theater in der neuen Abo-Saison wieder genutzt werden kann oder auf andere Spielstätten ausgewichen werden muss, muss sich nach Einschätzung von Kulturamtsleiter Adolf Gumberger erst zeigen: "Eventuell müssen wir unsere gesamte Veranstaltungsstruktur überprüfen", sagte er am Montag. Alle Spielstätten seien derzeit für weitere Anfragen gesperrt.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2014
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