Süddeutsche Zeitung

Areal mit viel Potenzial:Ein Park für die Stadt

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Mehr Grün und viel weniger Verkehr: Studenten für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum haben neue Perspektiven für das frühere Hofgarten-Areal an der Kammergasse erarbeitet

Von Petra Schnirch, Freising

Von der Kammergasse aus gesehen zeigt die Freisinger Altstadt nicht gerade ihr bestes Gesicht. Der Verkehr rauscht zweispurig an den Fußgängern vorbei. Die Anwohner haben sich eingeigelt und schützen sich mit Holzwänden und Hecken vor dem Lärm. Für nicht Ortskundige, die an der Alois-Steinecker-Straße parken, ist es zudem gar nicht so leicht, auf Anhieb den verbauten Weg ins Zentrum zu finden. Einladend wirkt das alles nicht. Studenten von Professorin Regine Keller am TU-Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum haben nun Perspektiven erarbeitet, wie das Areal aufgewertet werden könnte - und ihre Ideen wecken Hoffnung, dass der Bereich tatsächlich einmal schöner werden könnte.

Inzwischen befinden sich auf dem Areal des einstigen fürstbischöflichen Hofgartens neben der Volkshochschule vor allem Parkplätze.

Ein einziger Plan aus dem Jahr 1766 zeigt den fürstbischöflichen Hofgarten, zu dem auch ein kleines Schloss gehörte. Von der Anlage ist nichts übrig geblieben.

Freier Blick auf St. Georg: TU-Mitarbeiter Felix Metzler und Jakob Hüppauff, Werkstudent im Stadtplanungsamt, vor einem der Entwürfe.

Die wenigsten Freisinger wissen, dass diese Ecke, die damals vor den Stadttoren lag, früher sehr idyllisch war, wenngleich der gewöhnliche Bürger zunächst wenig davon hatte. Dort befand sich der Hofgarten des Fürstbischofs mit Schloss. Übrig geblieben ist nichts als eine alte Mauer östlich der Volkshochschule. Alle fünf Studenten-Teams hätten sich deshalb dafür entschieden, etwas ganz Neues zu entwerfen, ohne Bezüge auf die historischen Strukturen, sagte Felix Metzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls, bei einem Werkstattgespräch im Pop-up-Store der Aktiven City. Mit der Veranstaltung am Donnerstag endete die kleine Ausstellung "Hof - Garten - Gasse".

Eines ist allen Entwürfen gemeinsam: Die Kammergasse wird verkehrsberuhigt, zum Teil gehört sie ganz Fußgängern und Radfahrern. Die Parkplätze rechts und links neben der Volkshochschule verschwinden, fast alle Teams sehen stattdessen ein Parkhaus neben dem Krankenhaus vor. Es gibt viel Grün und vor allem schöne Wege, die den Besucher in die Altstadt führen.

Besonders angetan ist Stadtbaumeisterin Barbara Schelle von den Ideen der beiden Studenten Paul Simon Kirchner und Claudius Veser. Unter dem Titel "Blick - Winkel - Wechsel" ordnen die das Areal in drei Teile. Der Bereich um die Volkshochschule ist klar strukturiert mit einem Stadtplatz, links davon sieht der Entwurf eine Streuobstwiese, eine Liegewiese und Spielgeräte vor, auf der anderen Seite ein Stadtwäldchen. Besonders bestechen die beigefügten Bilder mit einer Sichtachse zur Stadtpfarrkirche. Der Durchgangsverkehr wird ganz aus der Kammergasse in die Alois-Steinecker-Straße verbannt, die Einbahnregelung dort aufgehoben. Außerdem schlagen die beiden jungen Planer eine Kombination von Parkhaus und Kino vor. Die anderen Studenten-Teams gestalten die Fläche beispielsweise mit mehreren kleinen Plätzen und Rückzugsmöglichkeiten, mit Wiesen zum Spielen oder als Stadtpark. Ein Kiosk ist vorgesehen, ein Café in der Nähwerkstatt, seitlich könnte eine Studenten-Wohnanlage entstehen.

Stadtarchivar Florian Notter sagte nach der Präsentation, es wäre schön, wenn einmal etwas in dieser Richtung kommen würde. Das Gelände des ehemaligen Hofgartens sei ein "absolutes Filetstück". Im 19. Jahrhundert hatte dort der große Umbau eingesetzt. 1829 entstand das Krankenhaus, die heutige Volkshochschule, 1880 wurde schließlich das Schloss abgerissen, dort wurde das Waisenhaus gebaut. Weitere gravierende Veränderungen folgten in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts, als der Autoverkehr zunahm und die beiden Parkplätze an der Kammergasse geschaffen wurden. Das sei damals durchaus positiv gesehen worden, schilderte Notter. Es trug aber dazu bei, dass dieser Bereich nun wenig Aufenthaltsqualität hat, wie Felix Metzler bedauernd sagte. Er sieht für die Kammergasse aber "großes Potenzial".

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Quelle:
SZ vom 30.04.2016
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