Zeugnisse früherer  Kulturen:Goldperlen, Ringe und alte Brunnen

Zeugnisse früherer  Kulturen: Zeugnisse vergangener Zeiten: Im Baugebiet Eching-West hat Andreas Otto unter anderem einen Schädel freigelegt.

Zeugnisse vergangener Zeiten: Im Baugebiet Eching-West hat Andreas Otto unter anderem einen Schädel freigelegt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wenn im Landkreis Freising irgendwo gebaut wird, kommen zuerst die Archäologen. Fündig geworden sind sie zuletzt vor allem in Eching und Moosburg.

Von Katharina Aurich, Freising

Wer etwas über die Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren wissen möchte, dem erzählen die Funde der Archäologen spannende Geschichten. In ihrem Vortrag "Gräber, Gold und Grubenhäuser - das archäologische Jahr im Landkreis Freising 2018 und 2019" berichtete die Kreisarchäologin Delia Hurka über aktuelle Funde aus Eching und Moosburg. Der Archäologische Verein Freising organisierte den Abend anlässlich einer Vortragsreihe in der Klosterbibliothek.

Vor allem im Grabungsgebiet Eching-West sind die Archäologen fündig geworden und haben in akribischer Feinarbeit Glockenbecher, ein Bernsteincollier und Goldperlen ans Tageslicht gebracht. Die Grabungsfirmen geben die Funde dann an das Landratsamt, sie müssen restauriert und präpariert werden. Schließlich erhalte sie der Archäologische Verein, schilderte Hurka. Materiell "gibt es für die Kommunen nichts zu holen, da die Restaurierung sehr teuer ist", stellte sie klar.

Zeugnisse früherer  Kulturen: Auch "Auf dem Plan" in Moosburg haben Mitglieder des Archäologischen Vereins gegraben, dort gab es früher viele Bestattungen.

Auch "Auf dem Plan" in Moosburg haben Mitglieder des Archäologischen Vereins gegraben, dort gab es früher viele Bestattungen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Auch in Eching-Ost an der Anne-Frank-Straße gingen die Grabungen voran. Zum Vorschein kamen bereits im vergangenen Jahr Spuren eines frühmittelalterlichen Hauses sowie Reste eines Brunnens und ein Gräberfeld aus der Zeit zwischen 1300 bis 800 vor Christus. Reste von kleinen Bronzeteilen und Rasiermessern, kleine gelbe Perlen und Bronzeringe, die laut Hurka mit auf den Scheiterhaufen gekommen sind, hat der Boden für die Nachwelt bewahrt. Heuer gingen die Grabungen dann auf der benachbarten Fläche weiter und man fand 44 Gräber, eine Nekropole mit Gefäßen, da seien "wunderbare Stücke dabei", schwärmte Hurka.

Bei jedem Neubaugebiet wird geprüft, ob sich im Boden archäologische Zeugnisse befinden

In Moosburg wurde "Auf dem Plan" gegraben. Mit tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder des Archäologischen Vereins "gingen wir hinunter in das Mittelalter". Auf einer 30 Quadratmeter großen Fläche wurde zunächst eine ein Meter mächtige Planierschicht abgetragen. Dieser kleine Ausschnitt, der aufgemacht wurde, sei wohl ein Friedhof gewesen, erläuterte die Archäologin, denn auf dem Stadtplatz sei "intensiv" bestattet worden. Im Moosburger Baugebiet "Amperauen" dagegen seien die Ergebnisse eher spärlich gewesen, ausgegraben wurden archäologisch eher unergiebige Funde wie ein Erdkeller und Gruben mit Tierknochen. Bei jedem Neubaugebiet werde zunächst stichprobenartig überprüft, ob sich im Boden wichtige archäologische Zeugnisse befinden, bevor die Bagger anrücken, so Hurka.

Zeugnisse früherer  Kulturen: Seit August 2016 ist Delia Hurka die Kreisarchäologin. Sie soll vor allem die vielen Funde des Archäologischen Vereins, die seit 2013 dem Landkreis Freising gehören, inventarisieren.

Seit August 2016 ist Delia Hurka die Kreisarchäologin. Sie soll vor allem die vielen Funde des Archäologischen Vereins, die seit 2013 dem Landkreis Freising gehören, inventarisieren.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Baugebiet an der Thalbacher Straße in Moosburg gab es mehr zu sehen, drei Brunnen, davon ein Kastenbrunnen, kamen ans Tageslicht. Die Fläche lag früher am Ortsrand und das Grundwasser steht dort so hoch, dass sich die Holzteile unter Luftabschluss so lange erhalten haben, wie Hurka weiter ausführte. Spätmittelalterliche Gefäße fanden die Archäologen dann in Moosburg am Weingraben. Unverrichteter Dinge mussten sie allerdings in der Gemeinde Nandlstadt wieder gehen. Ein Luftbild hatte eine rechteckige Struktur in einem Feld gezeigt, ein Bürger hatte die Experten darauf aufmerksam gemacht. Es hätte sich um eine sogenannte Viereckschanze handeln können, die auf eine Siedlung hindeutet. Da die Gemeinde auf der Fläche ein Neubaugebiet plant, wurde gegraben. Zu Tage kamen aber lediglich Reste alter Hopfenstangen. Die ungewöhnliche Struktur sei wohl durch einen früheren Hopfengarten an dieser Stelle entstanden, berichtete Hurka.

Der nächste Vortrag der Reihe in der Klosterbibliothek findet am Dienstag, 5. November, von 19.30 Uhr an statt, der Titel lautet "Ein zentraler Ort: Aschheim im frühen Mittelalter". Referentin ist Anja Pütz, Leiterin des Museums Aschheim. Am Dienstag, 10. Dezember, geht es von 19.30 Uhr an um "Archäozoologie in Bayern: Geschichte - Forschung - Perspektiven". Dazu spricht Simon Trixl von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften/Institut für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin, LMU München.

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