Arbeitszeit:Zur Ernte geht es richtig rund

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(Foto: Marco Einfeldt)

Biobauer Ralf Huber kann erst im Winter in den Urlaub fahren

Von Verena Bracher

Sommerzeit ist, wenn die einen mit vollgepackten Autos ans Meer pilgern und die anderen es sich im Schatten des Balkons gemütlich machen. Aber irgendwie muss der Laden ja weiterlaufen. Die Freisinger SZ stellt in loser Folge Menschen vor, die auch dann arbeiten, wenn (fast) alle anderen in den Urlaub fahren.

"Wenn es bei uns rund geht, dann aber richtig rund", sagt Ralf Huber, Biobauer aus Allershausen. "Richtig rund" geht es vor allem in der Erntezeit, also in den Sommermonaten. Besonders dieses Jahr geriet Huber fast ins Straucheln, als witterungsbedingt die meisten Getreidesorten gleichzeitig reif wurden. Das bedeutete wochenlange intensive Arbeit, sodass der 51-Jährige oft nicht vor Mitternacht zur Ruhe kam. Der Großteil der Erntearbeit sei Mitte August aber erledigt, erzählt er. Im September würden nur noch Sojabohnen und im Oktober Körnermais geerntet. Die Ernte verlief dieses Jahr sehr erfolgreich: "Wir sind gut dabei und mussten noch nicht viel nachtrocknen." Das Getreide müsse im Lager immer dann nachgetrocknet werden, wenn der Feuchtigkeitsgehalt bei der Ernte nicht die optimalen 14,5 Prozent habe.

Hubers Arbeit ist damit noch lange nicht vorbei: Nach der Ernte werden kurzzeitig Zwischenfrüchte angebaut, also zum Beispiel Klee, der im Boden den Stickstoff bindet und damit die Bodenfruchtbarkeit erhöht und für eine bessere Ernte im nächsten Jahr sorgt. Dann wird gepflügt und gesät, erst der Roggen und anschließend das Wintergetreide. Mittlerweile hat Ralf Huber einen reinen Ackerbaubetrieb, die Schweinemast gab er auf. Er hat sich auf den Ökolandbau spezialisiert und verkauft einen Großteil seines Ernteertrags als Saatgut weiter. Auch an die Meyermühle liefert er sein Korn und versorgt dadurch mit qualitativ hochwertigem Getreide die Backstube der Hofpfisterei.

1997 übernahm er den Betrieb von seinem Vater. "Ich führe den Hof in der vierten Generation und die fünfte steht schon in den Startlöchern", berichtet er. Die fünfte Generation ist Sohn Ralf, der nicht nur den Namen, sondern auch die Begeisterung für die Landwirtschaft geerbt hat. Während der Senior vor allem im Lager arbeitet, ist der Junior mit dem Mähdrescher und mehreren Helfern auf den Feldern unterwegs. Nach Beendigung seiner landwirtschaftlichen Ausbildung wird er ganz in den Betrieb einsteigen. Sobald die Zeit es erlaubt, ist Ralf Huber auf Volksfesten und auf dem Oktoberfest anzutreffen. "Freizeit ist mir schon wichtig", sagt er. Im Winter, wenn noch nichts wächst, kümmert er sich um seinen Waldbestand. Besonders wegen der Borkenkäferplage bedarf dieser viel Pflege. Dann ist auch die Zeit, in der er in den Urlaub fahren kann - und da reist er auch mal mehrere Tausende Kilometer nach Australien.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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