Arbeitsagentur Freising:Die Krise schlägt durch

Corona-Pandemie hinterlässt erste Spuren am Arbeitsmarkt

"Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen hinterlassen deutliche Spuren auf dem hiesigen Arbeitsmarkt", erklärt Nikolaus Windisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freising, zuständig für Freising, Erding Ebersberg und Dachau. Die im April übliche Frühjahrsbelebung bleibe in diesem Jahr aus.

Die Zahl der Arbeitslosen sei im Agenturbereich im Vergleich zum Vormonat um 1956 oder 27 Prozent auf insgesamt 9335 Menschen gestiegen. Noch stärker falle das Plus im Vergleich zum Vorjahr aus: So seien im April 2776 beziehungsweise 42 Prozent mehr Menschen arbeitslos gewesen als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liege aktuell bei 2,6 Prozent - das sei die höchste Quote für einen April seit zehn Jahren.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit beruhe auf mehreren Faktoren, so Windisch weiter. Es seien mehr Menschen arbeitslos geworden, gleichzeitig hätten weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden können. Zudem nähmen aufgrund der aktuellen Situation deutlich weniger Menschen an einer Fördermaßnahme, einer beruflichen Weiterbildung oder einem Coaching teil. "Das wirkt sich auf den Arbeitslosenstatus und somit auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit aus", erklärt Windisch.

Neben den steigenden Arbeitslosenzahlen sei gleichzeitig die Nachfrage nach Arbeitskräften eingebrochen. Die Zahl der gemeldeten Stellen sei in fast allen Branchen zurückgegangen. Gleichzeitig sei zu erkennen, dass die Betriebe ihre Mitarbeiter halten wollten und zunächst auf das Kurzarbeitergeld zurückgreifen würden. Das sichere Beschäftigung und vermeide Arbeitslosigkeit. "Andernfalls wäre der Anstieg der Arbeitslosigkeit noch stärker ausgefallen", versichert Windisch.

Im März und April seien deutlich mehr als 3000 Anzeigen auf Kurzarbeitergeld von Betrieben im Agenturbezirk Freising eingegangen. Eine Anzeige werde oft auch vorsorglich gestellt. Das tatsächliche Ausmaß der Kurzarbeit könne erst nach Vorliegen des konkreten Antrags auf Kurzarbeit und der darin aufgeführten tatsächlichen Mitarbeiterzahlen beurteilt werden.

Festzustellen sei die Zunahme von neu arbeitslos gemeldeten Personen über alle Branchen hinweg. Die stärksten Zuwächse kämen dabei aus dem Handel und Tourismus sowie dem Verarbeitenden Gewerbe. Dabei spiele auch die Qualifikation keine entscheidende Rolle. Sowohl die Arbeitslosigkeit von Fachkräften und Akademikern als auch von Menschen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung sei - im Vorjahresvergleich - prozentual ähnlich stark gestiegen, erläutert Agenturleiter Windisch.

Die Corona-Krise führe auch zu einer deutlich gesunkenen Nachfrage nach Arbeitskräften. So seien im April nur 449 neue Arbeitsstellen gemeldet worden. Das sei ein massiver Rückgang von 538 beziehungsweise 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Rückgang bei den Zugängen gehe auch ein Rückgang des Bestands von Arbeitsstellen einher. Dieser betrage im April insgesamt 4356, der Bestand liege um 15 Prozent unter dem Vorjahreswert.

"Anders als in der Wirtschaftskrise 2009 verzeichnen wir einen Stelleneinbruch über alle Branchen hinweg. Dabei sind vor allem die Bereiche Verkehr, Logistik sowie Schutz und Sicherheit mit einem Minus von rund 33 Prozent bei neu gemeldeten Stellen im Vergleich zum Vorjahr sowie das Verarbeitende Gewerbe, der Handel und das Gastgewerbe mit einem Minus von 18 Prozent besonders stark betroffen", so Windisch.

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