Aprilscherz der Startbahngegner:Daheim in "Aufgemuckthausen"

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Über 100 Ortsschilder sind in der Nacht zum Freitag im ganzen Landkreis verhüllt worden. Startbahngegner haben ihren Unmut über die Pläne zur Erweiterung des Flughafens auf diese Art und Weise zum Ausdruck gebracht.

Johann Kirchberger

Freising - Über 100 Ortsschilder sind in der Nacht zum Freitag im ganzen Landkreis verhüllt worden. An allen Zufahrtsstraßen nach Freising und zu vielen anderen Ortschaften wurde den Autofahrern bei Tagesanbruch auf weißen Plakaten suggeriert, sie kämen jetzt nach "Aufgemuckthausen". Darunter stand der durchgestrichene Schriftzug "3. Startbahn". Auch in den Landkreisen Dachau und Erding hatten Startbahngegner ihren Unmut über die Pläne zur Erweiterung des Flughafens auf diese Art und Weise zum Ausdruck gebracht.

Was wohl als Scherz zum 1. April gedacht war, stieß nicht überall auf positive Reaktionen. Recht gelassen zeigte sich lediglich die Polizei in Freising. "Völlig irritierte und orientierungslose Pendler, die sich plötzlich im Outback einer von Startbahngegnern durchtränkten Flughafenregion wiederfanden", hätten die Inspektion informiert, heißt es im Polizeibericht. Daraufhin seien auch einige Streifenfahrzeuge "zur Klärung des Sachverhalts und Auffindung der Täter" ausgerückt. Einigen Ortsschildern habe man durch das Entfernen der Plastikhüllen auch ihre ursprüngliche Funktion zurückgegeben. Doch dann habe man diese Aufgabe den regionalen Bauhöfen überlassen. "Aufgrund der aktuellen Datumslage", wie es Polizeihauptkommissar Michael Ertl ausdrückte, seien die Beamten schnell wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Täter, die für diesen Aprilscherz verantwortlich waren, habe man ohnehin nicht mehr ermitteln können.

Ganz anders sieht man das im Landkreis Dachau. Nach Auskunft der dortigen Polizei und Straßenverkehrsbehörde ist die Ortsschild-Verhüllung zumindest eine Ordnungswidrigkeit, schlimmstenfalls könnten die Urheber sogar wegen einer Straftat belangt werden. Verdächtig, an der Plakataktion beteiligt zu sein, schien den Dachauer Polizisten das Aktionsbündnis "Aufgemuckt", das gegen den Bau der dritten Startbahn am Flughafen kämpft. Ein Dachauer Sprecher des Bündnisses stritt jedoch ab, hinter der Plakataktion zu stecken.

Humorlos kommentierte die Aktion auch Karl-Heinz Krem, der im Dachauer Landratsamt das Sachgebiet Straßenverkehrsrecht leitet. "Das ist hundertprozentig verboten", sagte er. Laut Straßenverkehrsordnung seien die Ortsschilder Verkehrszeichen, die nicht mit Werbung oder anderen Plakaten zugedeckt werden dürfen. Wenn wegen eines verhängten Schilds ein Unfall passiere, könnten die Urheber regresspflichtig werden".

Auch der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, Hans-Peter Kammerer, stellte fest, dass es sich bei der Aktion in jedem Fall um eine Ordnungswidrigkeit handle. Denn das Verhüllen eines Verkehrsschildes sei ganz klar ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Aktiv werde die Polizei aber nicht. "Ermittlungen gegen unbekannt wegen einer Ordnungswidrigkeit gibt es nicht", sagte Kammerer. Das dürfe dennoch nicht als Freibrief verstanden werden, betonte der Polizeisprecher: "Natürlich müssen wir vor solchen unerlaubten Dingen warnen." Wenn durch die Verhüllung eines Ortsschildes zum Beispiel ein ortsunkundiger Autofahrer sein Tempo nicht auf 50 Kilometer pro Stunde reduziert und sich dann ein Unfall ereignet, könnte die Verhüllung der Schilder als Straftat eines "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr" gewertet werden. "Das ist aber sehr theoretisch", räumte Kammerer ein. Ein Delikt der "gemeinschädlichen Sachbeschädigung" komme auch nicht in Frage, da die Ortsschilder durch den Plastiküberzug nicht beschädigt worden sind.

© SZ vom 02.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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