Apotheken in Freising:Finanzielle Risiken und Nebenwirkungen

Apotheke

Die Regale in den Apotheken sind voll, durch Hygieneregeln, Abstand und Maske braucht kaum mehr wer Grippe- und Erkältungsmittel.

(Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Wegen der Corona-Maßnahmen bleiben zahlreiche Grippe- und Erkältungsmedikamente übrig. Da viele Leute nicht zum Arzt gehen, sinkt der Absatz rezeptpflichtiger Mittel.

Von Maike Velden

Die Nase läuft, der Hals kratzt und der Kopf brummt - diese Anzeichen für eine Erkältung oder eine Grippe kennen viele aus vergangenen Jahren, doch die Pandemie hat die Freisingerinnen und Freisinger mit Hygieneregeln und Abstandsregelungen sensibilisiert. "Die Leute waschen sich viel öfter die Hände, dabei war das in meiner Kindheit ganz normal. Ohne gewaschene Hände durfte man sich gar nicht an den Esstisch setzen", bemerkt Silvia Tüllmann. Sie ist Inhabern der Stadtapotheke an der Freisinger Bahnhofsstraße. Durch die Hygieneregeln stecken sich die Leute weniger an, die Masken vor den Gesichtern schützen ebenfalls. Was für Bürgerinnen und Bürger angenehm sein mag, bedeutet für die Freisinger Apotheken einen finanziellen Einbruch.

Neben Corona drückt auch die Baustelle in der Freisinger Innenstadt die Einnahmen

"Es ist sehr viel übrig geblieben. Durch die Bank ist sehr viel in den Regalen, was nicht verkauft wurde. Das sind Mittel gegen Husten, Schnupfen, die üblichen Sachen. Aber auch pflanzliche Medikamente, Grippemittel oder Kombimittel", bedauert Silvia Tüllmann. Neben den unverkauften Erkältungsmitteln, die die Einnahmen der Apotheke senken, sei auch die Baustelle in der Freisinger Innenstadt ein großes Problem. "Zu Corona kommt jetzt noch die Baustelle. Im Schnitt kommen vier Kunden in den Laden", sagt Silvia Tüllmann. Die Apotheken bereiten sich auf bevorstehende Saisons, wie die Erkältungssaison, vor und kaufen einen bestimmten Vorrat. "Man weiß ja ungefähr, was man braucht und wie viel man einplanen muss", sagt die Apothekerin. Viel abgelaufen sei allerdings nicht. "Viele Erkältungsmittel, die man frisch bestellt, haben eine lange Haltbarkeit", erklärt sie. Die könne man auch noch in den nächsten Jahren verkaufen.

Was die Grippeimpfungen betrifft, wartet Silvia Tüllmann noch auf Anweisung. "Die Impfstoffe werden von den Arztpraxen bei den Apotheken bestellt, zwischenzeitlich gab es da einen Lieferengpass. Jetzt haben wir noch einen Restbestand im Kühlschrank und warten auf Anweisungen, was wir damit machen sollen", erklärt sie.

Halsschmerztabletten, Nasenspray - es bleibt sehr viel liegen

Die verringerte Nachfrage nach Erkältungsmitteln kann auch die Engel-Apotheke in Freising bestätigen. "Es bleibt sehr viel übrig. Halsschmerztabletten, Nasenspray - das, was man normalerweise in der Grippesaison braucht", sagt Birgit Leps. Ein finanzieller Einbruch sei as ihrer Meinung nach aber nicht. "Dafür werden viele Sachen bezüglich der Allergiesaison gekauft, die jetzt beginnt", sagt sie. Auch Mittel für die Immunabwehr und zur Stärkung des Immunsystems würden gekauft, ebenso wie hoch dosiertes Vitamin C und Zink. Vielverfalle nicht oder werde weggeschmissen, so Birgit Leps, die ebenfalls auf die langen Haltbarkeiten der Medikamente verweist. "Sonst können wir das den Vertretern zurückgeben und bekommen einen Teil des Geldes wieder oder neue Ware. Aber mal schauen, was die kommenden fünf Jahre bringen", sagt sie.

Die Lage bezüglich der Grippe- und Erkältungsmittel ändert sich auch nicht in der Prinz-Ludwig-Apotheke in Freising. Eine Mitarbeiterin erzählt, dass auch hier weniger verkauft und angefragt werde, die Pollensaison allerdings schon spürbar sei. Antiallergika seien gefragt, ebenso wie mittlerweile ganz klassisch Corona-Tests und Masken. "Es kaufen auch viele Fiebermittel, weil sich jetzt viele impfen lassen. Fieber ist ja bekanntlich eine Nebenwirkung der Impfungen"; sagt sie. Auch sie hat bemerkt, dass immunstärkende Mittel gefragt sind, wie Zink und Vitamin C.

Die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Masken kann die Einbußen nicht ausgleichen

Thomas Metz, Pressesprecher des Bayerischen Apotheken-Verbandes, hat neben der gefallenen Nachfrage nach Erkältungsmitteln auch einen Rückgang bei Medikamenten gegen Magen-Darm-Erkrankungen sowie Mitteln gegen Läuse und Flöhe festgestellt. "Das Bewusstsein für die eigene Gesundheit steigt bei den Leuten durch die Pandemie. Sie halten Abstand und treffen sich draußen, wenn überhaupt", erklärt er. Da haben Läuse und Flöhe keine Chancen mehr, ebenso wie andere Erreger. Außerdem gehen laut Metz viele Leute nicht mehr so häufig zum Arzt, vor allem zu Beginn der Pandemie, aus Angst, sich dort oder auf dem Weg dorthin anzustecken. "Es herrschte und herrscht Verunsicherung. In den Praxen sind weniger Patienten. Dementsprechend werden weniger Rezepte ausgegeben und verschrieben. Rezepte machen aber bei den Apotheken einen Umsatz von oft 80 Prozent aus, da fällt jetzt viel weg", erklärt Metz. Selbstverständlich sei die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Masken gestiegen, aber die seien nicht verschreibungspflichtigen Dinge, man könne sie auch in Drogerie kaufen. "Prozentual ist die Nachfrage natürlich in die Höhe gegangen, aber nicht extrem im Vergleich zu den Vorjahren."

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