Anfängliche Skepsis überwunden:Fahrenzhausens gute Geister

Seit mittlerweile 25 Jahren gibt es die Nachbarschaftshilfe im Ort. Sie kümmert sich um Kinder, Senioren und Kranke

Von Alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Am Anfang waren Fahrenzhausenerinnen und Fahrenzhausener erst mal gar nicht so begeistert im Ort, als vor 25 Jahren die Idee einer institutionellen Nachbarschaftshilfe in Umlauf kam. Schließlich hatte es ja immer schon die Familie gegeben, die sich umeinander kümmerte, eine Oma für die Kinder, Nachbarn im Notfall. Doch im Jahr 1996 war auch Fahrenzhausen kein beschauliches Dorf mehr, in dem jeder jeden kannte. In den Jahrzehnten davor kamen viele Neuzuzügler und immer mehr Frauen gingen zur Arbeit. Die Resonanz auf den ersten Infoabend zur Gründung war dann groß, 30 bis 40 Leute kamen, erinnert sich Theresia Stadlbauer, die aktuelle Vorsitzende und Gründungsmitglied.

Das erste Projekt der neuen Nachbarschaftshilfe war gleich die Organisation einer Mittagsbetreuung an der Grundschule. Nach umfangreicher Recherche, wie es andere Gemeinden hielten, welche Rechtsgrundlagen und Fördermöglichkeiten es gab, arbeitete man 1996 ein Konzept aus. Auch davon war nicht jeder im Ort begeistert, erinnert sich Theresia Stadlbauer, "es hat damals auch geheißen, damit weckt ihr ja erst Bedarf". Der Gemeinderat von Fahrenzhausen stimmte dem Projekt Mittagsbetreuung jedoch zu, und so ging dieses im September 1996 in Betrieb, im "Glaskasten", neben dem Schuleingang. Die Anmeldungen nahmen zahlenmäßig immer mehr zu, und für die Mittagsbetreuung waren irgendwann neue Räume nötig, zusätzliches Personal und längere Öffnungszeiten.

In den Folgejahren wuchs die Nachbarschaftshilfe Fahrenzhausen wie in anderen Orten mit den gesellschaftlichen Veränderungen: Die Ehrenamtlichen kümmerten sich um alleinstehende Kranke, betreuten Kinder im Notfall, leisteten Fahrdienste für Senioren, halfen bei Behördengängen und vorübergehend im Haushalt. Eine Zeitlang organisierte die Nachbarschaftshilfe Fahrten zur Tafel nach Hallbergmoos, das aber wurde inzwischen mangels Bedarf wieder eingestellt. Dafür hat sich das Ferienprogramm, das es seit dem ersten Jahr gibt, zum beliebten Dauerbrenner bei der Jugend im Ort entwickelt.

Als 2015 viele Flüchtlinge in Deutschland ankamen, bildete sich unter dem Dach der Nachbarschaftshilfe in Fahrenzhausen sofort ein Helferkreis. Ungefähr 20 Leute waren das, erinnert sich Theresia Stadlbauer an die Anfänge, die engagiert Deutschkurse gaben und den Geflüchteten beim Einleben halfen. "Das ist mittlerweile aber am Abklingen", sagt Stadlbauer. Derzeit wohnen noch gut 50 Geflüchtete in Fahrenzhausen, "die aber sind durch die gute Betreuung schon recht selbständig".

Wie die Nachbarschaftshilfe mit der Zeit geht, zeigt unter anderem das Reparatur-Café, das seit einigen Jahren erfolgreich unter ihrem Dach läuft. Und das nächste große Projekt haben sich die engagierten Frauen auch schon auf die Fahnen geschrieben: Sie setzen sich jetzt für ein Projekt für Betreutes Wohnen ein: Es ist Zeit für das Dorf Fahrenzhausen, den nächsten Schritt in Richtung Verstädterung zu tun.

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