Anchora macht Freude:Endlich wieder singen

Mimi Neumair und Lukas Maier haben für ihr Projekt "Anchora" 80 ehemalige Chorsänger gewinnen können. Die machen nach dem Abitur in ihrer Freizeit, was sie während der Schulzeit so geliebt haben.Die beiden sind jetzt für den SZ-Tassilopreis nominiert.

Von Maik Wilke

Jahrelang singt man im Schulchor, dann kommt der Abschluss und vorbei ist es mit der Liebe zur Sangeskunst. So läuft das in der Regel. Nicht so für die ehemaligen Freisinger Camerloher-Schüler Mimi Neumair und Lukas Maier. Die sind gerade mal 22 und 23 Jahre alt und haben kurz nach dem Abitur ihren eigenen Jazz- und Popchor gegründet. "Anchora" nennt sich das 80-köpfige Ensemble, das zum Großteil aus ehemaligen Camerloher-Schülern besteht. Der Name erinnert an das italienische "ancora", zu deutsch "wieder". "Anchora" veranstaltet am 17. Mai um elf und um 20 Uhr im Freisinger Schafhof gleich zwei Konzerte, die übrigens beide schon komplett ausverkauft sind. Für ihr Engagement sind die zwei jungen Chorleiter jetzt für den Tassilo-Preis der SZ nominiert worden.

Es überrascht vielleicht, dass der Chor mit seinen Mitgliedern im Alter von 21 bis 28 Jahren die jugendfrischen Dirigenten so einfach akzeptiert. Doch wenn man die beiden beobachtet, verfliegen diese Zweifel sofort. Mimi Neumair dirigiert die Gruppe mit Elan, gibt den Takt mit den Armen vor und sucht immer wieder Augenkontakt zu den Sängern. Lukas Maier sitzt am Klavier und spielt eigene Bearbeitungen großer Hits, auch er sucht immer wieder den Blick zur Gruppe. Schnell lässt sich erkennen, dass es diese beiden gewohnt sind, vor Publikum aufzutreten, oder eine größere Gruppe anzuführen. Während der Probe für "Die Gedanken sind frei" hört man von Mimi Neumair immer wieder Anweisungen: "Ihr müsst mehr in das Leaning-Back Gefühl kommen, nicht nach vorne drängen", oder "Die Männer müssen dann lauter singen und wie kleine Engel." Die Sänger müssen an dieser Stelle lachen, doch die Passage wird dreimal wiederholt, solange eben, bis es passt. In diesem Jazz-und Popchor wird akribisch gearbeitet, dabei kann man aber bei jedem den Spaß am Singen jederzeit erkennen.

Erst im Oktober 2013 formierte sich "Anchora". Doch die Gründung eines eigenen Chors war bei Mimi Neumaier und Lukas Maier da längst beschlossene Sache "Sie lag mir mit dieser Idee schon länger auf den Ohren", sagt Lukas Maier. Die Absolventen des musischen Camerloher-Gymnasiums machten ihr Abitur 2010 und 2011, durften den Schülerchor aber weiterhin als Betreuer bei den Exkursionen begleiten und sammelten so Erfahrungen als Chorleiter. Mit einem gemütlichen "Come together" hat das Projekt begonnen. "Schon da kamen etwa 30 Sänger, die zu unserem Chor gehören wollten", erzählt Mimi Neumair. Die meisten davon seien ebenfalls ehemalige Camerloher-Schüler, die es nach dem Abitur schmerzlich vermisst hatten, im Chor zu singen. Das Motto von "Anchora" lautet folglich "Nicht zum ersten Mal, nein endlich wieder!" Viele ehemaligen Schüler fänden es schade, dass man als Schulchorsänger neun Jahre lang mit Musik gelebt habe und nach dem Abitur kaum Möglichkeiten hat, diese Leidenschaft weiter auszuüben. "Dass wir dann innerhalb von zwei Monaten knapp 80 Sänger zusammen hatten, konnten wird trotzdem nicht erwartet", gesteht Lukas Maier. Sie hätten dabei unglaubliches Glück, so Maier weiter, da fast alle schon im Chor gesungen hätten. Auch die Mischung aus Frauen und Männerstimmen passe, was die Arbeit in einem Chor erleichtere.

Die Aufteilung der Aufgaben ist klar. Mimi Neumair ist erste Chorleiterin und damit auch für das Organisatorische zuständig. "Es ist schon viel Arbeit, Konzerte zu organisieren, aber es ist macht mir einfach sehr viel Freude. Daher ist es eher positiver Stress", sagt sie. Das Dirigieren scheint bei ihr eine Selbstverständlichkeit zu sein, die sie später auch zum Beruf machen möchte: "Ich wollte schon immer Musiklehrerin werden und jüngeren Musikern etwas beibringen. Gerade das Leiten eines Chors macht mir unglaublich viel Spaß."

Lukas Maier ist dagegen für das Komponieren und Arrangieren der Stücke verantwortlich. "Etwa zwei bis drei Tage braucht man schon, um die Noten zu schreiben." Welche Stücke das sind, entscheidet auch der Chor, erklärt er. "Ich höre mir gern Vorschläge an und schau dann, was ich daraus machen kann. So haben wir jetzt auch "Wrecking Ball" von Miley Cyrus im Programm." Seit er zwölf ist, komponiert Lukas Maier schon, dabei sei seine Familie gar nicht so musikalisch geprägt. "Aber meine Tante hat Kirchenmusik gemacht und hatte ihr eigenes Klavier. Das hat mich magisch angezogen und ich habe von Beginn an viel experimentiert", erzählt Lukas. Gerade die Freiheit, kreativ mit Stücken umzugehen und nicht einfach nur das Original zu kopieren, mache ihm Spaß. Er sieht daher seine Zukunft auf der Bühne, wo er seine eigenen Arrangements vortragen will. Für beide ist klar, dass die berufliche Zukunft mit Musik zu tun haben muss. Wenn man sie so sieht, bei der Arbeit, kann man davon ausgehen, dass dies auch der richtige Weg ist.

Weitere Vorschläge für den Tassilopreis der SZ können per Post, Fax oder E-Mail an die Lokalredaktion geschickt werden: Süddeutsche Zeitung, Landkreis Freising, E-Mail: lkr-freising@sueddeutsche.de, Telefon 0 81 61/ 96 87-0, Telefax 0 81 61/96 87-80. Einsendeschluss für die Vorschläge ist Samstag, 10. Mai.

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