Amtswechsel in Wolfersdorf:Bürgermeister im Homeoffice

Amtswechsel in Wolfersdorf: 24 Jahre lang war Sebastian Mair der Bürgermeister von Wolfersdorf, seit 2002 hauptamtlich, aber immer vom privaten Büro aus. Denn bis heute hat die Gemeinde kein Rathaus.

24 Jahre lang war Sebastian Mair der Bürgermeister von Wolfersdorf, seit 2002 hauptamtlich, aber immer vom privaten Büro aus. Denn bis heute hat die Gemeinde kein Rathaus.

(Foto: Marco Einfeldt)

Sebastian Mair hat 24 Jahre lang Wolfersdorf von einem Anbau an sein Privathaus aus regiert

Von Katharina Aurich, Wolfersdorf

Die letzten Tage als Wolfersdorfer Bürgermeister sind für Sebastian Mair angebrochen. 24 Jahre lang hat er dieses Amt ausgeübt. Die ersten sechs war Mair, der damals noch im Landratsamt arbeitete, ehrenamtlicher Bürgermeister. Erst seit 2002 ist er hauptamtlicher Rathauschef. Als eine der wenigen Gemeinden in Bayern und einzige im Landkreis hat Wolfersdorf kein Rathaus. Mair residiert in einem Anbau mit Büro an seinem Privathaus. "Bei uns gehört es dazu, dass die Bürger vorbeikommen", erzählt er. Seine Frau und die beiden Töchter hätten ihn immer unterstützt, sonst wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Ihm gefällt der enge Kontakt zu den Menschen. Man müsse jeden in seiner Eigenart akzeptieren, schildert er das Rezept für seine hohe Akzeptanz. Denn Mair war bei drei Kommunalwahlen ohne Gegenkandidaten angetreten.

Die Gemeinde Wolfersdorf ist im Vergleich mit den südlichen Kommunen des Landkreises ein beschaulicher Ort. Die Mieten und Grundstückspreise seien bezahlbar, allerdings in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sagt Mair. Ihm lag vor allem ein gutes Kinderbetreuungsangebot am Herzen. Die Atmosphäre in der Wolfersdorfer Grundschule sei immer noch typisch für eine kleine Dorfschule, obwohl es inzwischen acht Klassenzimmer und eine Mittagsbetreuung gibt. Eines seiner größten Projekte war der Bau einer neuen Schulturnhalle, sagt der scheidende Bürgermeister. Das Schönste an seinem Job seien die Kinder, beschreibt Mair, denn sie seien herzlich und ehrlich. Inzwischen ist er selbst Opa und freut sich auf ein weiteres Enkelkind. Als er sein Bürgermeisteramt antrat, gab es in Wolfersdorf gerade einmal zwei Kindergartengruppen, inzwischen sind es acht: fünf Kindergartengruppen, eine Krippengruppe und sogar einen Waldkindergarten. Die Mitarbeiterzahl sei von anfangs vier auf jetzt 18 gewachsen.

Weil in Wolfersdorf immer wieder neue Baugebiete entstanden, zogen viele junge Familien in die Gemeinde, für deren Nachwuchs ein gutes Betreuungsangebot natürlich wichtig war. Ortsteile wie Billingsdorf oder Heigenhausen mussten an das öffentliche Abwasserkanalnetz angeschlossen und die Kläranlage erweitert werden, zählt Mair auf.

Der Gemeindechef konnte seine Vorhaben immer ohne aufreibende Diskussionen im Gemeinderat umsetzen, denn in Wolfersdorf gebe es keine politischen Parteien im Gremium, schildert Mair. "Das ist ein großer Vorteil." Den Mitgliedern der Wählervereinigungen Wolfersdorf und Dürnhaindlfing sei es immer darum gegangen, die bestmöglichste Lösung für die Gemeinde zu finden. Mair lobt seine Bürgermeisterkollegen in der Verwaltungsgemeinschaft Zolling und die Verwaltungsmitarbeiter. Die guten Bedingungen hätten ihm vieles erleichtert.

Dennoch habe der Job als Gemeindechef an seiner Gesundheit gezehrt, manchmal würde man den Stress gar nicht bemerken, beschreibt Mair. Schon vor Jahren begann er zu joggen und gründete mit Gleichgesinnten den "Wolfersdorfer Lauftreff", um sich fit zu halten. Neben dem Laufen ist Mair ein begeisterter Radfahrer. Erholsam sei für ihn die Gartenarbeit, während der er seinen Gedanken freien Lauf lassen könne. Dafür habe er bald mehr Zeit, auch sein Englisch wolle er verbessern.

Derzeit ist Mair oft mit seiner Nachfolgerin Anita Wölfle unterwegs und gibt sein Wissen an seine jahrelange Stellvertreterin weiter. Er wünscht seiner Nachfolgerin eine "glückliche Hand" bei ihren Entscheidungen. Mair hatte sein Amt von Wölfles Vater Anton Kaindl übernommen. Es geht nun wieder an die Familie zurück.

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