Amtsgerichtsgarten in Freising:Ein vernachlässigtes Juwel

Amtsgerichtsgarten in Freising: Der Amtsgerichtsgarten soll wieder Form annehmen: Ziel ist, wie schon im 18. Jahrhundert, eine geometrische Gestaltung, auch soll es wieder Sichtbeziehungen zum Dom und zu Sankt Georg geben.

Der Amtsgerichtsgarten soll wieder Form annehmen: Ziel ist, wie schon im 18. Jahrhundert, eine geometrische Gestaltung, auch soll es wieder Sichtbeziehungen zum Dom und zu Sankt Georg geben.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt will den Amtsgerichtsgarten aufwerten und die historischen Strukturen wiederbeleben. Nur schwer umsetzen lassen dürfte sich die Idee, das Areal durch den Kauf von zwei Privatgrundstücken abzurunden.

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein kleines Juwel mit großer historischer und ökologischer Bedeutung: Das ist der alte Garten zwischen Amtsgerichtsgasse, Mittlerem Graben und Sporrergasse schon heute. Drei riesige alte Bäume prägen die 2750 Quadratmeter große Fläche, Obstbäume und verschiedene Gehölze und Sträucher ergänzen den durchaus üppigen Bewuchs. Trotzdem kann der Amtsgerichtsgarten seine Funktion als eine der wichtigsten öffentlichen Grünflächen in der Altstadt "nur unzureichend erfüllen", wie es am Mittwoch im Planungsausschuss hieß. In einer städtebaulichen Feinuntersuchung wurden erhebliche Mängel festgestellt, darunter die fehlende Barrierefreiheit der Wege und eine Aussparung in der südwestlichen Ecke, in der zwei Privatgrundstücke an den Garten grenzen.

Der "Haupteingang" von der Amtsgerichtsgasse her mutet zudem eher an wie der Zugang zu einem Parkplatz, die historische Mauer ist teilweise in schlechtem Zustand und die historischen Sichtbeziehungen zum Domberg und zur Kirche St. Georg sind kaum noch existent.

Damit all das wieder anders wird, hat die Stadt die Landschaftsarchitektin Nanni Feller mit der Feinuntersuchung beauftragt - und die Expertin berichtete den Mitgliedern des Planungsausschusses zunächst interessante historische Fakten: So zeigt bereits eine Ansicht aus dem Jahr 1724 den alten Garten - damals noch achsial angelegt und mit mindestens einem Wasserbecken sowie Rabatten und strengen Gehölzstrukturen ausgestattet.

Von der Stadt übernommen wurde das Areal 1992, noch im selben Jahr trat auch ein Bebauungsplan in Kraft und etwa drei Jahre später wurde der Amtsgerichtsgarten für die Bevölkerung geöffnet. Um das laut Feller "ungeheuer wichtige ökologische Biotop" in der dicht bebauten Freisinger Innenstadt zu sichern und aufzuwerten, hat die Landschaftsarchitektin verschiedene Leitziele erarbeitet. Zu diesen gehören eine klare geometrische Gestaltung, der Aufbau von Sichtbeziehungen und einer achsialen Wegeführung sowie die Freilegung der Wandarkaden an der nördlichen Mauer. Die historischen Strukturen sollten wieder belebt und für die Bürger separate Kleinräume mit Ruhezonen angelegt werden. Die Eingangssituation von der Amtsgerichtsgasse sollte verbessert und das historische Wasserbecken "wiederbelebt" werden, hat Feller aufgelistet.

Das alles könnte relativ einfach als Zwischenlösung umgesetzt werden, darin war man sich im Ausschuss einig. Die von der Landschaftsarchitektin gewünschte "Endausbaustufe" aber dürfte noch Anforderungen an das Verhandlungsgeschick der Stadtspitze stellen. Im Südwesten des Amtsgerichtsgartens nämlich liegen zwei Privatgrundstücke, die teilweise als Parkplatz genutzt werden und das Gartenareal wunderbar ergänzen würden. Dass mit den Eigentümern aber ein Konsens über den Verkauf zu erzielen sein wird, bezweifelte zumindest SPD-Stadtrat Norbert Gmeiner. Natürlich könne man Privateigentümer nicht zwingen, eine Planung der Stadt umzusetzen, räumte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ein. Wenn der Ausschuss aber den Ideen von Feller zustimme, könne man zumindest Verhandlungen aufnehmen. Mit Ausnahme von Gmeiner und CSU-Kollege Rudi Schwaiger sahen das die Stadträte ebenso und stimmten für die vorgelegte Planung.

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