Ambitioniertes Projekt in Freising:Honig überm Kopf

Ambitioniertes Projekt in Freising: Von der Baugrube zum studentischen Wohnen im Grünen und der Name des Projekts ist Programm: "Bee Free".

Von der Baugrube zum studentischen Wohnen im Grünen und der Name des Projekts ist Programm: "Bee Free".

(Foto: Marco Einfeldt)

Unter dem Namen "Bee Free" errichtet der Bauträger BHB an der Rotkreuzstraße eine Anlage mit 67 Studentenwohnungen. Am Dach sollen Bienen einziehen, der Garten bietet viel Platz für Obst- und Gemüseanbau.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Baugrube, die seit geraumer Zeit neben der neuen Wohnsiedlung an der Rotkreuzstraße gähnt, sieht wenig spektakulär aus. Einzig der kleine gläserne Pavillon mit der Aufschrift "Bee Free", der am Rand der Grube balanciert, gibt einen Hinweis darauf, dass hier vielleicht nicht nur ein weiterer weißer Wohnkubus entstehen wird. Tatsächlich sind auf dem 2362 Quadratmeter großen Grundstück in zwei Gebäuden Studentenappartements geplant, deren Konzeption getrost als ambitioniert bezeichnet werden darf.

67 kleine Wohnungen plant hier der Münchner Bauträger BHB, zwischen 22 und 51 Quadratmeter groß sollen sie sein. Der Freisinger Campus mit seinen "grünen" Studiengängen ist von hier aus ebenso gut zu erreichen wie die Innenstadt, es gibt Einkaufsmärkte gleich nebenan und auf den Trimm-dich-Pfad im Freisinger Norden kann man nahezu direkt von hier aus starten. Das alles hat wohl dazu beigetragen, dass BHB-Geschäftsführerin Melanie Hammer "Bee Free" bei einer Pressekonferenz am Donnerstag als ein "Herzensprojekt" bezeichnete; das erste Projekt ihres Unternehmens übrigens auf dem laut Hammer "sehr umkämpften Markt" des Studentenwohnens.

Punkten will man bei den Kapitalanlegern unter anderem mit der "grünen" Konzeption, die "Bee Free" einzigartig machen soll. Der Name sei dabei Programm, sagte Hammer. Auf einem Dach des Gebäudes würden "höchstwahrscheinlich" Bienen einziehen, zu deren Betreuung sei man noch mit örtlichen Imkern in Gesprächen. Doch der eigene Honig ist nicht das einzige Produkt, das die künftigen Bewohner der Anlage herstellen können.

Der Garten ist mit gut 1600 Quadratmetern deutlich größer als sonst in derartigen Wohnkomplexen üblich und bietet viel Platz für den Anbau von eigenem Obst und Gemüse. Im "grünen Haus" können Gartengeräte gelagert, sogenannte Claims können von den Bewohnern einiger Appartements nach dem Vorbild von Krautgärten bewirtschaftet werden. Es wird eine "Kräuterlandschaftstreppe" gebaut, goldene "Schlaraffenspaliere " sollen eine vertikale Farm bilden und in einer gemeinschaftlich nutzbaren Küche können die erzeugten Produkte auch gemeinsam verarbeitet und verzehrt werden.

Im Untergeschoss des Gebäudekomplexes befindet sich ein Lager- und Bierkeller - ganz nach alter Freisinger Tradition, wie Hammer sagte. Ein großer Kirschbaum ist als zentraler Treffpunkt für die Studierenden vorgesehen, es gibt einen Grillplatz, eine Bienenweide auf dem Dach und unter anderem ein "einzigartiges, in bunten Farben leuchtendes, abstrakt rundes Insektenhotel", das von dem Lichtkünstler Philipp Frank entworfen wird und neben Wildbienen auch Schmetterlinge, Marienkäfer und andere Insekten anlocken soll.

Bee Free

67 kleine Appartements sollen bis zum Sommersemester 2023 an der Ecke Rotkreuzstraße/Karwendelring in Freising gebaut werden. Visualisierung: BHB

Die verwendeten Baustoffe und Designelemente würden nachhaltig erzeugt, zählte Hammer weiter auf, auch wenn man wohl nicht komplett klimaneutral werden könne, wie sie einräumen musste. Eingesetzt würden unter anderem die ersten klimaneutralen Ziegel, hergestellt mit Windkraft und Sonnenenergie, sowie recycelter Beton. Die Appartements seien möbliert und weil die Anlage "nicht nur außen schön sein soll", sind sie von einem Münchner Designhaus konzipiert worden. Auch Küche und Beleuchtung seien bereits in die kleinen Wohnungen integriert, im Gebäude würde das Farbschema mit grün und gold aufgegriffen. Abgerundet wird das Wohnquartier durch eine App, in der sich Bewohner vernetzen, organisieren und informieren können und Wissenswertes rund um den Garten, die Pflanzen und die Ernte austauschen können.

Man verbinde "durch urbane Agrikultur erstmals Wohnen mit Wissensaustausch und Selbsterfahrung und greift dabei die Tradition Freisings als Nähr- und Lehrbezug auf", wirbt der Bauträger für die Anlage, die spätestens bis zum Sommersemester 2023 fertig werden soll. Die Baugenehmigung für das Quartier liegt bereits vor, eine kleinere Tektur liegt laut Hammer noch bei der Stadt Freising. Der Vertrieb für die 67 Einheiten sei Anfang Februar gestartet worden, einige Wohnungen seien bereits reserviert.

Mit der in Freising zuletzt immer wieder thematisierten Schaffung von bezahlbarem Wohnraum hat das Projekt indes höchstens indirekt zu tun. Bei geschätzten Quadratmeterpreisen von 20 bis 25 Euro muss man sich die möblierten Appartements nicht nur als Käufer, sondern dann später auch als Studierender auch erst einmal leisten können.

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