Am verhüllten Kriegerdenkmal:Bunter Protest gegen Rechts

20 Neonazis marschieren vom Bahnhof in die Innenstadt - dort warten etwa 100 Gegendemonstranten

pot

Etwa hundert Freisinger haben am Karsamstag eine Stunde lang, von 12 bis 13 Uhr, in der Innenstadt gegen den Aufmarsch des rechtsextremen "Aktionsbunds Freising", einer Unterorganisation des "Freien Netzes Süd", protestiert. Die Stadtverwaltung hatte vorsorglich das Kriegerdenkmal verhüllen lassen: Der NPD-nahen Gruppierung sollte so die Möglichkeit genommen werden, das Andenken an die in den Weltkriegen verstorbenen Freisinger Soldaten in ihre Kundgebung einzubauen.

Etwa 20 schwarz gekleidete Rechtsradikale sammelten sich gegen zwölf Uhr mittags auf dem Parkplatz vor der Bahnhofshalle, schwenkten Fahnen und stellten sich auf. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot ging es dann - rechte Parolen skandierend - durch die Bahnhofstraße Richtung Innenstadt. Auf Höhe der Domberggasse versuchte eine Gruppe, den Zug durch eine Sitzblockade aufzuhalten - doch die Polizei löste diese auf, da sie die angemeldete Demonstration ermöglichen musste.

Die Gegendemonstranten, organisiert von der Piratenpartei und dem Toleranz-Bündnis "Freising ist bunt", hatten sich rund um das Kriegerdenkmal postiert und empfingen die Rechtsradikalen mit "Nazis raus"-Plakaten und Buh-Rufen. Die folgende Kundgebung, die bis 13 Uhr dauerte, blieb bis auf einige verbale Auseinandersetzungen friedlich.

Hintergrund der Kundgebung war ein bayernweiter Aktionstag des "Freien Netzes Süd". Außer in Freising fanden weitere Aufmärsche unter anderem in Nürnberg, Kitzingen und Würzburg statt. Auch dort kam es zu großem Widerstand, mehrere hundert Menschen gingen gegen Rechts auf die Straße.

Albert Baumgartner-Murr vom Bündnis "Freising ist bunt" zeigte sich zufrieden mit der Präsenz der Gegendemonstranten. Allerdings vermisse er immer noch eine gewisse Breite der Aktionen gegen Organisationen wie das "Freie Netz Süd", sagte er. Zum ersten Mal wurden am Samstag auch antifaschistische Flugblätter verteilt. Kundgebungen rechtsextremer Gruppen seien leider keine Seltenheit in Freising, sagte Baumgartner-Murr - allein im vergangenen Jahr habe es sechs derartige Veranstaltungen gegeben. Das rechtsextremistische "Freie Netz Süd" ist eine Dachorganisation von Neonazis mit 20 Untergruppierungen. Sie wurde 2009 gegründet, ist in ganz Bayern aktiv und gilt als wichtigste rechte Struktur neben der NPD, die sie für zu gemäßigt hält.

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