Am Marienplatz in Freising:Anwohner protestieren gegen "riesigen Klotz"

Geplanter Neubau hinter dem alten Laubenbräu ist den Nachbarn zu hoch - sie fürchten um "Licht und Luft"

Von Kerstin Vogel

Am Marienplatz in Freising: Der Blick aus der Laubenbräugasse auf den Domberg ist in Gefahr, wenn die Pläne für einen Neubau hinter der ehemaligen Brauerei wahr gemacht werden. Dagegen protestieren jetzt die Anwohner.

Der Blick aus der Laubenbräugasse auf den Domberg ist in Gefahr, wenn die Pläne für einen Neubau hinter der ehemaligen Brauerei wahr gemacht werden. Dagegen protestieren jetzt die Anwohner.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Modernisierung des alten Laubenbräu am Marienplatz stößt auf neuen Widerstand. Hatten sich bis jetzt vor allem Denkmalschützer gegen die Pläne der Graf von Moy GmbH ausgesprochen, melden sich nun auch Anwohner der früheren Brauerei zu Wort. Viel zu massiv ist ihnen die Erweiterung, die im rückwärtigen Teil zusammen mit der Sanierung des alten Gebäudes vorgesehen ist. Sie fürchten um den Lichteinfall in den engen Altstadtgassen und kritisieren, dass der Neubau künftig die Sicht auf den Domberg versperren werde. Zudem bereitet den Anliegern die Tiefgarage Sorgen, die unterhalb des neuen Gebäudekomplexes entstehen soll.

Im September hatte sich zuletzt der Gestaltungsbeirat des Stadtrats mit den Plänen für den Laubenbräu befasst. Zentral in der Innenstadt gelegen, bietet das alte Gemäuer aktuell einen trostlosen Anblick: Das Café Tratsch, das hier zuletzt untergebracht war, hat schon lange dicht gemacht, die Terrasse ist verwaist, der Eingang versperrt. Weil das so nicht bleiben kann, will die Graf von Moy GmbH das alte Gebäude umbauen und erweitern. Dazu ist im hinteren Bereich ein Neubau mit zwei Geschossen geplant. Büros und hochwertige Stadtwohnungen sind in beiden Gebäudeteilen vorgesehen. Die Gastronomie will der Bauherr erhalten, zehn Stellplätze will er in einer Tiefgarage unterbringen, den Rest ablösen.

Einzig die Denkmalschützer verhinderten zuletzt eine schnelle Umsetzung dieser Pläne. Denn der Bauherr will - auch aus wirtschaftlichen Gründen - in das Dachgeschoss im alten Teil des Ensembles ebenfalls Wohnungen einbauen. Nur: Die Frage, wie diese beleuchtet werden, konnte bis jetzt nicht gelöst werden. Alle Vorschläge der Architekten dazu wurden mit Hinweis auf den Denkmalschutz abgelehnt.

Den Anwohnern von Rindermarkt, Laubenbräugasse und des Mittleren Grabens aber geht es nun um etwas ganz anderes, wie Josef Metzger schildert. Er selber wohnt am Rindermarkt - und es ist ihm wichtig zu betonen, dass es bei der Beschwerde nicht darum gehe, eine Bebauung im rückwärtigen Bereich des Laubenbräu generell zu verhindern. Das jetzt geplante Projekt aber "sprengt unserer Ansicht nach alle Vorstellungen von einem sich harmonisch in das Altstadtensemble einfügenden Gebäude". Der Neubau werde etwa zwei Meter höher als das benachbarte "Eisgruberhaus" am Rindermarkt, der geplante Giebel nach Norden mache das Bauwerk zudem "zu einem riesigen Klotz, der den alt eingesessenen Anwohnern vor die Nase gesetzt wird".

Ganz konkret befürchten die Anlieger laut Metzger, dass sie die meiste Zeit des Jahres kein direktes Sonnenlicht mehr haben werden: "Den Nachbarn wird Licht und Luft zum Leben genommen." Zudem werde mit der geplanten Umgestaltung des Gebäudekomplexes der Blick von der Laubenbräugasse auf die Domtürme verstellt, kritisieren die Anwohner weiter. Mit "größter Sorge" verfolgen sie zudem die Pläne für den Bau der Tiefgarage und verweisen auf eine Liste mit mehr als 60 ablehnenden Unterschriften dazu, die der Stadt bereits vorgelegt worden sei.

Es stelle sich die Frage, warum einerseits eine Verkehrsberuhigung in der Hauptstraße angestrebt werde und man aus Lärmschutzgründen sogar das Pflaster in der Altstadt entfernt habe, gleichzeitig aber mit einer neuen Garage "immer noch mehr Verkehr in die engen Gassen der Stadt gezogen wird". Wenn jemand gerne in einer historischen Altstadt wohnen wolle, könne er doch wohl die paar Meter vom nahen Parkhaus am Marriott-Hotel zu Fuß zu seiner Wohnung gehen, findet Metzger.

Mit diesen Argumenten aber sei man bei der Stadt bis jetzt nicht durchgedrungen, kritisiert er weiter: "Wir haben den Eindruck, dass alles andere - Gesetze, Gestaltung, Denkmalschutz - wichtiger sind als die Lebensqualität der Anwohner." In den Sitzungen des Gestaltungsbeirats beispielsweise dürfe man sich als Nachbar nicht einmal zu Wort melden - und in der Verwaltung werde immer nur darauf verwiesen, dass das Bauprojekt rechtlich in Ordnung sei: "Licht und Luft spielen offenbar keine Rolle." Dabei ist sich Metzger sicher, dass das Problem relativ leicht zu lösen wäre: Wenn nämlich nur um einen oder 1,50 Meter niedriger gebaut würde.

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