Am Deggendorfer Landgericht:DNS-Spuren am Bunsenbrenner

Im Prozess gegen Max Riemensperger und seinen angeblichen Mittäter legt die Staatsanwaltschaft die Indizien offen

Petra Schnirch

Deggendorf - Die zwei Angeklagten werfen sich nur einen kurzen Blick zu, dann geht der Freisinger Nachtclub-Betreiber und Ex-Narrhalla-Chef Max Riemensperger wenige Schritte weiter zu seinem Stuhl im Sitzungssaal 1 des Landgerichts Deggendorf. Der Freisinger Michael F. (Name geändert), der mehrmals für den Diskothekenbesitzer gearbeitet hat, sitzt bereits auf seinem Platz. Er ist mit Fußfesseln hereingeführt worden. Seit 2. Dezember befindet sich der 42-Jährige in Untersuchungshaft. Beiden Männern wirft die Staatsanwaltschaft vor, am 28. September 2010 gemeinschaftlich die Diskothek MGM im Plattlinger Luna Park in Brand gesetzt zu haben. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von mehr als vier Millionen Euro. Riemensperger wird außerdem der Untreue und des Betrugs beschuldigt. Viel ist in den vergangenen Wochen spekuliert worden, in der Verhandlung unter dem vorsitzenden Richter Heinrich Brusch wird nun klar, auf welche Indizien sich die Staatsanwaltschaft stützt. Aussagen wollen Riemensperger und F. vorerst nicht. Allerdings bestreitet der 47-jährige Geschäftsmann die Vorwürfe, das ließ er über seinen Verteidiger Sewarion Kirkitadse ausrichten. Riemensperger hat für die Tatzeit zwischen 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr ein Alibi, das von Michael F. dagegen beurteilt der zuständige Sachbearbeiter der Polizei als unglaubwürdig. Tatsächlich scheinen mehrere Fakten gegen den arbeitslosen Schlosser zu sprechen. Um 8.48 Uhr loggte sich ein Handy, das auf dessen Frau läuft, an einem Funkmasten an der A 92 nördlich von Plattling ein. Am Gewinde eines Bunsenbrenners fand das Landeskriminalamt die DNS-Spuren des Angeklagten. Die Lötlampe entdeckten Polizeibeamte in einem Hagebuttenstrauch neben den Parkplätzen des Luna Parks - allerdings erst drei Tage nach dem Brand. Außerdem sah ein Nachbar Michael F. am Tag der Tat gegen 10 Uhr auf dessen Anwesen bei Freising - nach eigenen Angaben bei der Polizei befand er sich da schon längst in München, um für einen Bekannten einen Gelegenheitsjob auszuüben. Der Hotelbesitzer konnte sich aber nicht mehr genau daran erinnern, an welchem Tag er sich mit Michael F. getroffen hatte. Fest steht dagegen, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde. Laut Gutachten eines Brandsachverständigen brach an fünf Stellen der Großraumdiskothek Feuer aus, an zwei konnte noch Brandbeschleuniger nachgewiesen werden. Um exakt 7.31 Uhr war an jenem Morgen auch die Brandmeldeanlage auf internen Betrieb umgestellt worden, das heißt, es ging kein Signal an die Feuerwehr. Auch wusste der Täter, dass die Haupttür eine so genannte Paniktür war und sich leicht öffnen ließ. Er hatte das Glas eingeschlagen und sie von innen aufgedrückt. All dies erforderte Ortskenntnis, folgert der Staatsanwalt. Anwalt Kirkitadse bestreitet, dass Riemensperger ein Motiv für die Tat hatte. Sein Immobilienvermögen sei mindestens ebenso hoch wie seine Schulden - die belaufen sich derzeit auf 1,6 Millionen Euro. Von der Versicherungssumme habe Riemensperger zudem keinen einzigen Cent gesehen, 50 000 Euro seien ledigliche an einzelnen Firmen gegangen, deren Einrichtungsgegenstände wie beispielsweise die Küche durch das Feuer zerstört wurden Außerdem war die Diskothek gerade renoviert worden, fast 4000 Partygäste feierten die Eröffnung. Probleme aber hatte Riemensperger mit den Betreibern des Luna Parks, sie hatten Insolvenz angemeldet, er zählte zu den Gläubigern und stimmte dem Insolvenzplan nicht zu. Außerdem, das schilderte der Mitarbeiter des Landratsamts Deggendorf, hatten sie offenbar Pläne, im Erdgeschoss ebenfalls eine Diskothek zu eröffnen. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

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