Alternative zum Autoverkehr:Breit, bequem und beleuchtet

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Der von den Grünen forcierte Radweg entlang der Bahn wird in Neufahrn und Eching begrüßt, in Ober- und Unterschleißheim hat das Projekt aber keine Priorität. Der ADFC fürchtet einen "Flickenteppich aus Behelfslösungen"

Von Klaus Bachhuber und Birgit Grundner, Neufahrn

Wer mehr Menschen aufs Rad bringen will, muss Wege bieten, die mehrere Orte miteinander verbinden und auch bei feuchtem Wetter oder Dunkelheit noch attraktiv sind. Dann sind sie auch nicht nur für kurze Freizeitausflüge interessant, sondern ebenso für den täglichen Weg zur Arbeit - erst recht mit E-Bikes, mit denen man auch größere Distanzen problemlos schafft. Solche Überlegungen stecken hinter der Idee, entlang der Bahnlinie eine durchgehende Radwegeverbindung von Oberschleißheim über Unterschleißheim und Eching nach Neufahrn zu schaffen.

Die Grünen in allen Kommunen haben sich dafür stark gemacht, und als letztes hat sich nun der Gemeinderat in Neufahrn mit dem Thema befasst und beschlossen, sich an dem Projekt zu beteiligten. So ein Weg nördlich der Bahn "macht Sinn", und die Kosten seien "überschaubar", stellte Grünen-Fraktionssprecher Christian Meidinger fest. Im Grunde genommen gebe es den Weg sogar schon, erklärte Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP). Nur sei er teilweise in schlechtem Zustand.

"Etwas zu kurz gesprungen" ist man dagegen nach Ansicht von Gemeinderätin Ingrid Funke (FDP). Zu viele einzelne Ideen seien derzeit am Start: der Radweg von Massenhausen nach Freising, womöglich die Verlängerung der U 6, eventuell eine Bahnhaltestelle für das Gewerbegebiet am Römerweg, ein Fahrradschnellweg von Freising nach München und auch noch der Radweg von Oberschleißheim nach Neufahrn. Überall würden "einzelne Teile" in Angriff genommen, so Funke, doch "da gehört eine große Untersuchung her". Mit 20:2 Stimmen wurde die Verwaltung dennoch beauftragt, Gespräche über das aktuelle Projekt mit allen beteiligten Kommunen zu führen. Auch soll Freising einbezogen werden, um den Radweg womöglich von Neufahrn aus weiterzuführen.

Die Gremien in den anderen Kommunen hatten sich in der Vergangenheit bereits mit dem Projekt befasst. Der Echinger Gemeinderat hatte den Antrag zwar freudig aufgenommen, aber auch faktisch schon als erledigt betrachtet. Die von den Grünen skizzierte Trasse ist auf Echinger Flur bereits durchgängig als Radweg nutzbar - allerdings nur in Gestalt eines Feldwegs. Als Umsetzung des Antrags hatte der Umweltausschuss beschlossen, im Frühjahr einmal die Wege auszubessern.

Das ist für den ADFC freilich zu oberflächlich. "Damit der Radweg auch von Kindern, Jugendlichen und älteren Mitbürgern gut angenommen wird, muss er asphaltiert, ausreichend breit und wenn möglich beleuchtet sein", betont Fritz Hammel, der neu gewählte Sprecher der Ortsgruppe Neufahrn/Eching. "Ein Feld- oder Schotterweg wäre kein Radweg, durch den dieses Ziel erreicht werden kann." Der ADFC werde jedenfalls "keinen Flickenteppich aus Behelfslösungen akzeptieren".

In Oberschleißheim hat der Gemeinderat völlig unverbindlich die Umsetzung in ein Gemeinschaftsprojekt mit den Nachbarn verwiesen. Innerörtliche Maßnahmen für den Radwegverkehr seien deutlich wichtiger, hatte Hans Hirschfeld (FW) den Stellenwert des Projekts eingeordnet. Aus der Oberschleißheimer SPD wurde der Vorstoß als "Schaufensterantrag" abqualifiziert. Um ihn auf dem Oberschleißheimer Teilstück umzusetzen, müssten Bäume abgeholzt und teuer Strecken neu angelegt werden, empörte sich zudem Sebastian Riedelbauch (SPD).

"Diese Argumente entsprechen einer kurzfristigen Denkweise", kritisierte Leon Eckert, Echinger Gemeinderat und Fahrradbeauftragter und einer der Sprecher der Grünen Nord-Allianz. Gerade eine gute Fahrrad-Infrastruktur werde weiteren Straßenausbau in Zukunft verhindern und damit das Klima schützen "und zwar durch den geringeren Verbrauch von Ressourcen beim Bau, beim Unterhalt und im Betrieb des Radweges".

Die Stadt Unterschleißheim hat den Antrag bislang nur einstimmig zur Bearbeitung akzeptiert. Im Geschäftsgang des Stadtrates bedeutet dies momentan nur, dass der Vorstoß einmütig nicht als abwegig und seine Bearbeitung in der Stadtverwaltung nicht als verlorene Zeit angesehen wird.

© SZ vom 03.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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