Senioren-Wohnenprojekt :Gemeinsam leben und alt werden

Senioren-Wohnenprojekt : Mitstreiter für ihr alternatives Wohnprojekt in Massenhausen suchen Regina und Alexander Rehklau und Brigitte Jekat (von links).

Mitstreiter für ihr alternatives Wohnprojekt in Massenhausen suchen Regina und Alexander Rehklau und Brigitte Jekat (von links).

(Foto: Marco Einfeldt)

Regina und Alexander Rehklau haben sich in Massenhausen zusammen mit Brigitte Jekat einen Traum erfüllt - sie wollen Alltag und Freizeit teilen. Weitere Mitstreiter zu finden ist aber gar nicht so einfach.

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Warmes Holz, große Fenster, Holz- und Natursteinböden, großzügige Zimmer, ein hübscher Garten und von jedem Fenster aus ein herrlicher Blick auf Schafe, Wiesen und Bäume oder die Massenhauser Kirche. Es ist ein Traumhaus, das sich Regina und Alexander Rehklau und Brigitte Jekat in dem kleinen Dorf geschaffen haben. Und tatsächlich haben sie sich damit einen Traum erfüllt - einen, der weit über ein neues schönes Haus hinausgeht.

Mit Freunden gemeinsam wohnen, arbeiten, feiern, den Alltag meistern, gemeinsam neue Wege gehen und kreativ die Zukunft organisieren, dabei aber mit einem Rückzugsraum zum Alleinsein, das war ihr Plan. Wie sie ihn nennen sollen, wissen sie noch nicht so recht: Alterswohngemeinschaft, Senioren-WG, all diese Begriffe treffen den Nagel nicht auf den Kopf, am ehesten passt der Titel ihrer Homepage, "Alter-native-Lebens-Art". Denn Brigitte, Regina und Alexander möchten ihr Traumhaus nicht alleine bewohnen, sondern mit Altersgenossen.

Vor einigen Jahren haben Alexander und Regina Rehklau ihr Familienhaus in Massenhausen zusammen mit Brigitte Jekat komplett umgebaut und um einen Anbau ergänzt. Auf 640 Quadratmeter Wohnfläche gibt es jetzt sechs Einheiten mit Größen von 55 bis 75 Quadratmeter. Jede Wohnung hat ein eigenes Bad, Küche und Terrasse oder Balkon. Dazu kommt ein großer Gemeinschaftsbereich, auf 230 Quadratmetern befinden sich ein großes, gemütliches Wohnzimmer, eine Küche, ein Gästezimmer sowie ein Seminarraum im Untergeschoss, in dem die Bewohner Yoga machen. Überzeugt, in eine Marktlücke zu stoßen, wurden die WG-Gründer eines Besseren belehrt, denn wider Erwarten ist es schwierig, die zwei noch vakanten Wohngemeinschaftsplätze zu besetzen. Simone, das vierte WG-Mitglied, musste ihren Mann John krankheitsbedingt nach Australien begleiten.

In der Situation entschloss sich das Trio, mit seinem Projekt an die Öffentlichkeit zu gehen. "Was mich so wundert ist, dass neue Wohnformen in aller Munde sind, sich auch viele Interessenten melden, aber wenn es konkret wird, machen viele einen Rückzieher", erzählt Alexander Rehklau. Auffällig sei auch, dass sich kaum Männer meldeten. Klar, Massenhausen ist ein Dorf ohne öffentliche Verkehrsanbindung und bei ungünstigem Wind hört man auch landende Flugzeuge. Für Brigitte Jekat ist die Nähe zum Flughafen aber ein Standortvorteil, die 59-Jährige ist in Beratung und Vertrieb tätig und Vielfliegerin. Alexander Rehklau, 66, ist pensionierter Lehrer, Regina, 64, geht ebenfalls bald in Pension.

Die Chemie müsse schon stimmen bei Neuzuzüglern, betonen die Drei bei einer Tasse Kaffee am Gemeinschafts-Esstisch. Und ja, die Mieten zwischen 850 und rund 1000 Euro sind nicht supergünstig, aber am unteren Ende des Mietspiegels, da sie auch ein Sechstel des Gemeinschaftsbereiches beinhalten. "Wir haben kein Gewinninteresse, aber die Kosten müssen gedeckt sein." Dass sie Menschen im Alter zwischen 45 und 70 Jahren suchen, liegt an ihrer Vorstellung von "alter-nativer Lebensart". "Wir wünschen uns Menschen, die noch fit und neugierig genug sind, um mit uns zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Für Familien sind die Wohneinheiten ungeeignet", sagt Regina Rehklau. Bewusst habe man kein festes Konzept, "das wollen wir in der Gruppe entwickeln", so Brigitte Jekat. Vorgestellt haben sie sich, dass die Gruppe zusammenwächst, um sich zu helfen, wenn man nicht mehr so kann. "Es ist ja nicht gleich jeder ein Pflegefall, und wenn doch, kann in einer Wohnung eine Pflegekraft wohnen, deren Kosten wir uns teilen", sinniert Regina Rehklau. Vorsorglich ist ein Lift im Haus, alle Räume sind weitgehend barrierefrei. Wie oft sie den Gemeinschaftsbereich nutzen? Unterschiedlich, so die Antwort. "Wir alle mögen Gemeinschaft, benötigen aber auch Rückzugsraum und -Zeit. Es gibt Tage, da sieht man sich nicht. Das ist okay", sagt sie.

Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.alter-native-lebens-art.de.

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