Als die Bilder laufen lernten:Stummfilme mit Pianobegleitung

Vor 100 Jahren nahm der Freisinger Kinematographenbesitzer Koch sein Zentral-Theater in Betrieb

Peter Becker

Freising - "Eine Vorführung lebender Bilder in höchster Vollendung" versprach der Kinematographenbesitzer Koch vor 100 Jahren. Am 22. Juli 1911 nahm er an der Unteren Hauptstraße, dort wo sich heute die Tengelmann-Filiale befindet, sein Zentral-Theater in Betrieb. Die Familie Fläxl, die Ende des kommenden Jahres selbst auf eine hundertjährige Tradition als Kinobetreiber zurückblickt, feiert dieses Jubiläum stilgerecht mit einer Stummfilm-Vorführung samt Klavierbegleitung am Freitag, 29. Juli, im Camera-Kino.

Kinematographenbesitzer Koch hat in seinem Anwesen Hausnummer 564, Untere Hauptstraße, unter großem Kostenaufwand einen modernen, allen gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Feuersgefahr entsprechenden Theatersaal hergerichtet", heißt es in einer Ausgabe des Freisinger Tagblatts im Juli 1911. Der Autor fügte auch gleich hinzu: "Niemanden wird der Besuch gereuen."

Zur Premiere versprach das Programm das spannende Drama "Der Gefangene im Kaukasus". Es folgte ein wissenschaftlicher Beitrag über den Wasserkäfer und seine Larve. Nach soviel Bildung bedurfte es wieder der Unterhaltung und es folgte der humoristische Film über den Hund "Fregoli". Ganz besonders wird auf den biblischen Kunstfilm "St. Paulus" aufmerksam gemacht. Dieser sei mit dem ersten Preis des Kinematographen-Wettbewerbs ausgezeichnet worden, heißt es in der Ankündigung. "Herrliche Naturfilm-Aufnahmen" verspricht der Beitrag "An der Grenze von Tibet." Die neuesten Ereignisse aus der ganzen Welt gab es im "Pathe-Journal" zu sehen. Anschließend lief der komische Streifen "Müller im Kino." Zum Schluss der Vorstellung durfte sich das Publikum noch an Bildern der Krönung von Georg V. zum König von England ergötzen.

Erwachsene zahlten für einen Platz erster Kategorie 60, Soldaten 40 und Kinder 30 Pfennig. Weil es damals nur Stummfilme gab, unterhielten Pianospieler, die "Tappisten", das Publikum. Diese sollten den Inhalt des Films untermalen. Andere Varianten der musikalischen Begleitung bestanden aus eigens hergestellten Kino-Orgeln, dem Abspielen von Grammophon-Schallplatten oder dem Engagement eines Orchesters.

Während der Jubiläumsvorführung um 20 Uhr im Camera-Kino in Freising werden Stummfilme von Buster Keaton gezeigt. Der Pianist Guido Krutscher begleitet sie am Klavier. Tickets für diese Veranstaltung gibt es nicht zu kaufen, sondern nur zu gewinnen. Das Freisinger Kino verlost sie auf seiner Internetseite www.cineplex.de/freising und auf seinem Facebook-Forum. Im Anschluss an die Vorführung können die Besucher bei Speis und Trank über die Film- und Kinogeschichte diskutieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: