Alles im Leben hat seinen Preis:Abgerechnet wird am Schluss

Alles im Leben hat seinen Preis: Das Leben ist manchmal wie ein Supermarkt. Umsonst gibt es nichts und abgerechnet wird am Schluss. Das ist eine Erkenntnis aus dem Stück "Hysterikon".

Das Leben ist manchmal wie ein Supermarkt. Umsonst gibt es nichts und abgerechnet wird am Schluss. Das ist eine Erkenntnis aus dem Stück "Hysterikon".

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Welt als Supermarkt, da gibt es für jede verpasste Chance eine Abbuchung von der Live-Card. Der Theaterworkshop Weihenstephan zeigt im Lindenkeller die absurde Komödie "Hysterikon".

Von Katharina Aurich, Freising

Alles im Leben hat seinen Preis: "Man weiß, was die Dinge kosten, aber weiß man, was sie wert sind?", fragt der Verkäufer in der Supermarkt-Kulisse des neuen Stücks "Hysterikon" des Weihenstephaner Theaterworkshops, das am Donnerstag im Lindenkeller Premiere hatte. Man wisse erst, was etwas wert sei, wenn man es nicht mehr habe, wie zum Beispiel einen Opa oder eine Prostata, fügt der Mann im hellblauen Kittel mit der Aufschrift "Sprechen Sie mich an" hinzu.

Mit sarkastischem Humor, einigen Lebensweisheiten, einem klaren Blick auf die Konsumwelt und vor allem jeder Menge Spielfreude haben die 13 Mitglieder des Ensembles - Studenten und Berufstätige - ihr Publikum in die bunte Welt der Warenregale, Kühltruhen und Kassentische entführt. Das aktuelle Werk, mit dem die 1965 geborene Autorin Ingrid Lausund die Welt der Schnäppchenjäger und gefühlloser Beziehungsoptimierer beschreibt, erschien 2013.

Regisseurin Andrea Schneider entschied sich für das Stück, da viele Schauspieler mitmachen können. Es sei ein bisschen modern, flippig und vor allem zeitkritisch, sagte Andrea Schneider, die bisher als Schauspielerin arbeitete. Seit sechs Jahren ist sie beim Theaterworkshop, nun zum ersten Mal als Regisseurin. Für sie als Schauspielerin sei dies eine sehr befruchtende Erfahrung gewesen. Sie habe sich auch genau in die Darsteller hineindenken können, erzählt sie.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, keine Minute wird das Stück für die Zuschauer langweilig. Im Supermarkt ist immer etwas los, hier treffen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander. Das lieblose Paar (Isabella Costa und Andreas Vermehren), der Mann, der Schwefelsäure, einen Draht und eine Eisenstange kauft, um vermutlich eine Bombe zu basteln (Hendrik Schultz), die traurige, schöne junge Frau in Schwarz (Asha Fernando) oder die nervige Frau mit der Jutetasche, die die Welt verbessern will. Petra Schwarz-Selinger verkörpert diese Nervensäge, die nur Ökowaren kauft und jedem ein Gespräch aufdrängt. Erst vor zwei Wochen war sie zum Ensemble gestoßen, als Ersatz für eine erkrankte Darstellerin. Ein Glück für die Inszenierung, denn man nimmt ihr ihre Rolle sofort ab und wünscht sich insgeheim, so jemandem niemals im realen Leben zu begegnen. Kurz vor Kassenschluss betritt dann noch ein alter Mann (Sascha Marterer) den Supermarkt. Er reflektiert über sein Leben und über die vielen verpassten Chancen. Dann zieht er seine Kleider aus, um sozusagen symbolisch sein Leben zu beenden.

Eigentlich hatte er sein Leben an der Kasse ja reklamieren wollen, doch irgendwas lief dabei schief und ein ganzes Leben kann man nun mal nicht umtauschen. "Abgerechnet wird am Schluss, für jede verpasste Chance gibt es eine Abbuchung auf der LiveCard", sagt die Kassiererin (Anna Kühnel).

Weitere Aufführungen des Weihenstephaner Theaterworkshops sind am Samstag, 12., Donnerstag, 17., Samstag, 19., Montag, 21. und Sonntag, 27. November, jeweils um 20 Uhr im Freisinger Lindenkeller zu sehen. Karten gibt es bei der Touristinfo am Marienplatz.

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