Die Allershausener wollen ihren Supermarkt in der Ortsmitte behalten – und eine Schülerin engagiert sich ganz besonders in der Sache. Am Mittwoch hat die neunjährige Marie im Rathaus 585 Unterschriften an Bürgermeister Martin Vaas übergeben, der sich ebenfalls seit Wochen um den Erhalt der Einkaufsmöglichkeit bemüht. Das Thema treibt derzeit viele Bürger um, vor allem in der nahegelegenen Seniorenwohnanlage St. Josef. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind auf Rollatoren angewiesen. Der Weg ins Gewerbegebiet Oberallershausen ist für sie zu weit. Vermutlich aber bleibt der Kampf vergebens.
Das Hochwasser Anfang Juni 2024 hatte auch im Edeka-Markt in der Ortsmitte von Allershausen großen Schaden angerichtet. Seitdem ist das Lebensmittelgeschäft an der Ampertalstraße geschlossen – und es soll in dieser Form auch nicht mehr öffnen. Stattdessen soll dort in den kommenden Wochen ein Getränkemarkt einziehen. Ein Plan, der vielen Allershausenern, allen voran der neunjährigen Marie, gar nicht gefällt. Denn der bisherige Standort ist von fast allen Wohngebieten aus gut zu erreichen. Was die Schülerin vor allem empörte, ist, dass gerade die Senioren nun keinen Supermarkt mehr fußläufig erreichen können. Deshalb initiierte sie die Unterschriftenaktion.
Die Edeka Südbayern Handelsstiftung sieht jedoch keine Alternative zur Schließung. „Die Entscheidung, den Markt nicht als Vollsortimenter weiterzuführen, ist uns nicht leichtgefallen“, heißt es von der Pressestelle. Bereits vor dem Hochwasser habe die Kundenfrequenz für einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb nicht ausgereicht, die massiven Schäden „haben diese Situation zusätzlich verschärft“. Das Unternehmen habe den Standort deshalb grundlegend neu bewerten müssen, die Entscheidung sei zugunsten einer Neuausrichtung als Getränkemarkt gefallen. Eröffnet werden soll der neue „Trinkgut“ am Donnerstag, 10. April.
Edeka sei bewusst, wie wichtig die Nahversorgung im Ortskern ist, heißt es in der Mitteilung der Pressestelle weiter. Deshalb habe man bereits in den anfänglichen Planungen neben einem breiten Getränkesortiment ein kleines „Trockensortiment“ für die Nahversorgung im Ortskern vorgesehen. Dazu zählen Grundnahrungsmittel für den täglichen Bedarf wie Mehl, Zucker, Nudeln, Reis oder Marmelade. Das künftige Sortiment werde sich wie in allen Märkten dann an der tatsächlichen Nachfrage orientieren.
„Die Leute geben noch nicht auf“
So schnell aber wollen die Allershausener nicht aufgeben. Daniela Markovic, die das Caritas-Servicebüro in der Seniorenwohnanlage St. Josef betreut, hängt dort nach wie vor Unterschriftenlisten aus. Und es seien noch einige im Umlauf, sagt sie. „Auf diese Weise können wir ein Zeichen setzen.“ Diejenigen unter den Senioren, die nicht mehr sehr mobil sind, seien verzweifelt. Ihnen habe der kurze Weg in den Supermarkt etwas Selbständigkeit ermöglicht, das sei ihnen wichtig. Zwar überlege man nun, einen kleinen Bus ins Gewerbegebiet jenseits der Autobahn einzusetzen oder einen Einkaufsservice einzurichten, schildert Markovic. Das aber sei für die Betroffenen nicht das Gleiche.
Das Thema zieht inzwischen weite Kreise. Ein Bewohner sei sogar bei einem Besuch in Kassel darauf angesprochen worden, erzählt Daniela Markovic. Einige hoffen, dass der Getränkemarkt bald wieder dicht macht. „Die Leute geben noch nicht auf.“
Der Bürgermeister findet für Marie lobende Worte. „Ich finde es toll, dass sie sich so engagiert, auch wenn es wahrscheinlich nichts wird.“ Aber sie habe das Heft in die Hand genommen. Er sei mit der neuen Lösung auch nicht glücklich, sagt Martin Vaas und fügt hinzu: Dass ein Getränkemarkt an dieser Stelle wirklich funktioniert, könne er sich nicht vorstellen. Im Gewerbegebiet gebe es bereits zwei. Er glaube nicht, dass die Leute nach dem Einkauf im Gewerbegebiet Oberallershausen dann im Ortskern ihre Getränke holen. Einige hätten auch schon angekündigt, dass sie dort nicht einkaufen wollen. Aus Ärger. Allerdings glaubt Vaas nicht, dass Edeka an der Entscheidung noch einmal rüttelt.