Schulbusverkehr im Landkreis:Unfreiwillige Stadtrundfahrt auf dem Weg zur Schule

Schulbusverkehr im Landkreis: Die Realschule Gute Änger in Lerchenfeld fahren viele Busse an, der Weg aus dem Ampertal dorthin ist jedoch lang und mühselig.

Die Realschule Gute Änger in Lerchenfeld fahren viele Busse an, der Weg aus dem Ampertal dorthin ist jedoch lang und mühselig.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eltern aus dem Ampertal drängen darauf, dass ein Teil der Busse über die Westtangente direkt zur Realschule in Lerchenfeld fährt. Auch die Schulleitung wäre froh, wenn die Schüler weniger oft zu spät kämen.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Schulweg von Allershausen, Kranzberg oder Hohenkammer zur Realschule Gute Änger in Lerchenfeld ist lang und in oft völlig überfüllten Bussen alles andere als angenehm. Bis zu eine Stunde sind die Kinder und Jugendlichen unterwegs, zum Teil auch länger. Denn sie kommen regelmäßig zu spät, wie Schulleitung und Eltern berichten, weil die Busse durch das ganze Freisinger Stadtgebiet müssen und da, das wissen auch andere leidgeprüfte Verkehrsteilnehmer, geht in der Früh oft gar nichts mehr. Die Betroffenen beklagen diesen Missstand seit Jahren und machen Druck. Denn über die Westtangente gäbe es inzwischen eine alternative Route. Einen Teilerfolg haben sie nun erzielt: Die gesamte Planung kommt auf den Prüfstand.

Betroffen sind 250 Realschüler aus dem Ampertal, 101 kommen aus Allershausen, 109 aus Kranzberg, 38 aus Hohenkammer. Die ganz überwiegende Zahl nutzt die MVV-Linien 601, 615, 616 beziehungsweise 619 nach Freising, insgesamt sind es in der Früh elf Busse. Drei Gelenkbusse fahren bis zur Realschule Gute Änger weiter, der letzten Haltestelle. Aufgrund der Pandemie gibt es derzeit wenigstens einen Verstärkerbus. Auch dafür haben die Eltern gekämpft. "Im vergangenen Jahr haben wir wieder Alarm gemacht", sagt die Allershausener CSU-Gemeinderätin Bianca Kellner-Zotz, damit dieser weiter genehmigt wird. Dennoch müsse ein Teil der Schüler im Bus nach Freising stehen. "Umfallen kann keiner." Ob es die Corona-Schulbusverstärker auch im kommenden Jahr geben wird, entscheidet der Planungsausschuss des Landkreises am 24. November.

Die Bürgermeister stehen hinter dem Anliegen der Eltern

Mit Eröffnung der Freisinger Westtangente hat sich die Ausgangslage nach Einschätzung von Kellner-Zotz verändert. Die Busse zur Realschule Gute Änger könnten durch den Tunnel fahren, das würde die Schülermassen entzerren. Ihr sei klar, dass das Thema komplex ist, "dass es einen Mangel an Busfahrern gibt, wissen wir auch". Dennoch sollte man versuchen, eine für alle akzeptable Lösung zu finden, fordert sie. Sowohl an Bianca Kellner-Zotz als auch an Allershausens Bürgermeister Martin Vaas (Parteifreie Wähler) haben sich inzwischen zahlreiche Eltern gewandt. Vaas und seine Kollegen aus Kranzberg und Hohenkammer haben ebenfalls Kontakt zum Landratsamt aufgenommen.

Das Problem mit zu spät kommenden Schülern aus dem Ampertal beeinflusst auch den Schulalltag an der Realschule. "Seit acht Jahren geht das schon so", sagt Schulleiterin Andrea Weigl. Der Fahrplan sei so getaktet, dass die Schülerinnen und Schüler ein bis zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn eintreffen, sofern alles gut läuft. Sehr oft aber kämen sie zu spät, teils 20 Minuten oder mehr. "Das ist inzwischen Alltag." Steht in der ersten Stunde eine Schulaufgabe, ein Test an, müssten die Lehrkräfte warten, bis alle da sind.

"Wir haben gegen Windmühlen gekämpft."

Seit acht Jahren wende sie sich immer wieder an den MVV und das Landratsamt, bisher ohne Erfolg. "Wir haben gegen Windmühlen gekämpft", sagt Weigl, sie seien aber nie gehört worden. Ein Vorschlag laute, den Schulbeginn um 7.55 Uhr nach hinten zu verschieben. Dann aber würden die Schüler mittags den Bus verpassen, denn auch da blieben nur wenige Minuten bis zur Abfahrt. Aus dem Landratsamt heißt es nun allerdings, häufige und deutliche Verspätungen "sind uns nicht bekannt".

Zunächst sah es nicht so aus, als würde sich überhaupt etwas ändern. Aus dem Landratsamt habe sie zunächst die Antwort bekommen, dass der MVV derzeit wohl keine Möglichkeit sehe, der Aufwand wäre zu groß, schildert Kellner-Zotz. Auch Nina Huber von der Arbeitsgemeinschaft Ile Ampertal versuchte zu vermitteln, erhielt aber die Auskunft, dass dies nur mit einer zusätzlichen Linie möglich wäre, das aber werde aktuell als nicht realisierbar eingestuft. Denn sonst würde ein Halt bei den Schulen an der Wippenhauser Straße wegfallen. Zum Stand Ende September besuchten aus den drei Gemeinden laut Landratsamt insgesamt 528 Schülerinnen und Schüler weiterführende Schulen in Freising.

Jetzt wird die direkte Beförderung doch geprüft

Nun tut sich aber doch etwas. Am Mittwoch fand ein erstes Gespräch von Vertretern des Landratsamts mit dem MVV statt. Man prüfe, "ob eine direkte Beförderung der Schüler aus den genannten Gemeinden zur Realschule Gute Änger umsetzbar ist", so Robert Stangl, Pressesprecher des Landratsamts. Das Thema sei sehr komplex, da mehrere MVV-Regionalbuslinien betroffen sind und diese auch die anderen Schulstandorte in Freising bedienen. Zudem müsse eine Beförderung aus den zahlreichen Nebenorten von Hohenkammer, Allershausen und Kranzberg weiterhin sichergestellt werden. "Wir befinden uns hier im Anfangsstadium der ergebnisoffenen Planungen." Deshalb lasse sich nicht abschätzen, wann ein Ergebnis vorliegen werde - und ob die im Raum stehenden Fahrplanänderungen einen Mehrbedarf an Bussen zur Folge hätten. Über eine Umsetzung müssten dann die politischen Gremien entscheiden.

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