Es war eine Punktlandung. Seit Donnerstag läuft die Heizung in der Allershausener Schule wieder – fünf Monate nach dem Juni-Hochwasser, das den Keller des Gebäudes geflutet hatte. Wäre dies nicht gelungen, hätte der Unterricht in dieser Woche nicht in normalem Umfang starten können, sagt Schulleiter Thomas Nistler. „Das hätte ich den Eltern nicht erklären können.“ Denn nachts liegen die Temperaturen inzwischen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Eine „Wohlfühloase“ sei die Schule aber noch immer nicht.
Seit Juni ist Nistler nicht nur Rektor, sondern auch Krisenmanager, ebenso wie Bürgermeister Martin Vaas (PFW). Auch ein knappes halbes Jahr nach der Flut sind beide mit der Behebung der Schäden an Gebäuden der Gemeinde und eben der Schule beschäftigt, ein Ende ist nicht abzusehen.
Hochwasser:„Es ist Wahnsinn, was für eine Gewalt das Wasser hat“
Die Schäden in der Allershausener Schule liegen im Millionenbereich. Bis die Stromversorgung wieder funktioniert, können noch Wochen vergehen. Prüfungen aber finden schon wieder statt – unter besonderen Bedingungen.
Zum Schulstart im September gab es in den Klassenzimmern weder Strom noch Heizung. Zumindest die Stromversorgung konnte wenig später wiederhergestellt werden. „Vor den Herbstferien hatten wir Glück mit dem Wetter“, sagt Nistler. Jetzt aber wäre es ohne Heizung nicht mehr gegangen. Ganz reibungslos läuft der Unterricht allerdings noch immer nicht. Internet gibt es nur in der Verwaltung, nicht aber im Lehrer- und den Klassenzimmern. In weiser Voraussicht habe man digitale Tafeln mit Seitenflügeln angeschafft, die ganz herkömmlich mit Kreide beschriftet werden können, schildert Nistler. Für die Lehrkräfte „war das ein Segen“. In ein bis zwei Wochen soll die Internetverbindung funktionieren.
Bis auch das 1800 Quadratmeter große Untergeschoss, das fast bis zur Decke unter Wasser stand, genutzt werden kann, wird wohl mindestens ein Jahr vergehen, glaubt der Schulleiter. Der Rückbau ist nicht abgeschlossen, überall ragen Kabel heraus, die elektrischen Leitungen müssen komplett entfernt werden. Nistler hofft, dass diese Arbeiten bis Weihnachten beendet werden können.
Anschließend müssen Gemeinde und Schulleitung entscheiden, was künftig im Keller untergebracht wird. „PC-Raum und Schulküche vermutlich nicht mehr“, sagt Bürgermeister Vaas. Sie werden wohl ins Erdgeschoss kommen. Das Untergeschoss könnte für die Mittagsbetreuung, die derzeit in Containern im Pausenhof stattfindet, und die offene Ganztagsbetreuung genutzt werden. Mindestens bis Schuljahresende findet der Fachunterricht blockweise in Zolling und Freising statt. „Die Auslagerung läuft relativ gut“, sagt Nistler. Für die Gemeinde entstünden für die Busfahrten allerdings „extreme Kosten“.
Wie hoch die Schadenshöhe insgesamt sein wird, kann Vaas nicht beziffern. Sie liege bisher bei 1,5 Millionen Euro, die Gesamtsumme sei nicht abzusehen. Renovierungsarbeiten am Schulgelände, die eigentlich für 2025 eingeplant waren, sind vorerst auf Eis gelegt, wie Nistler schildert. Geplant war, den Eingangsbereich neu zu pflastern. Dort gebe es einige „Stolperfallen“. Außerdem sollte das Areal eingezäunt werden.
Was den Schulleiter freut, ist die große Hilfsbereitschaft. „Viele Schulen waren sehr solidarisch mit uns.“ Aus ganz Bayern gingen Spenden ein. Damit will der Förderverein etwa eine Tischtennisplatte, Sitzgelegenheiten und Bücher anschaffen. Auch die Weihnachtsdeko im Wert von 1000 Euro sei zerstört.
Für ein Benefizkonzert sucht der Schulleiter noch eine Band
Im kommenden Jahr will Nistler als Dankeschön ein Benefizkonzert für Helferinnen und Helfer veranstalten. Allein beim Ausräumen des Kellers hätten 30 bis 40 Freiwillige mitangepackt, erzählt er. Dafür ist er noch auf der Suche nach einer Band.
Die Gemeinde arbeitet unterdessen daran, für künftige Hochwasser besser gerüstet zu sein. Die Ile Ampertal hat sich um einen Hochwasserbeauftragten über das Aktionsprogramm Schwammregion beworben, die Stelle wird finanziell gefördert. Vaas glaubt, dass die Ampertal-Region gute Chancen hat, dafür ausgewählt zu werden.
Außerdem ist ein Ingenieurbüro mit einer Studie zur Schulstraße beauftragt worden. Mit einem Höhenprofil soll geklärt werden, wo sich die tiefsten Stellen befinden. Straße und Pausenhof sollten ohnehin saniert werden. Nun wird geprüft, ob der Hochwasserschutz beim Ausbau an einigen Stellen verbessert werden kann. Im Gemeinderat war das nicht unumstritten, weil damit möglicherweise Nachteile für andere Grundstückseigentümer entstehen könnten. Auf die Studie zu verzichten, wäre fahrlässig, meint Vaas. Einen hundertprozentigen Schutz aber „werden wir nicht hinbekommen“.
Im kommenden Jahr soll ein Infomobil des Hochwasserkompetenzzentrums in Köln nach Allershausen kommen, um Hausbesitzer zu beraten. Auch der Hochwasserschutz für Göttschlag soll verbessert werden, die Gemeinde ist in Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt. Für Leonhardsbuch ist ein Sturzflutmanagement in Arbeit, um Lösungen zu finden. Das alles, sagt Vaas, lasse sich aber nicht „in drei Monaten aufarbeiten“.