Update:Richter Nummer fünf

Der Streit um den Hochbehälter in Allershausen geht in eine weitere Runde.

Von Petra Schnirch, Allershausen

In der Rubrik "Update" beleuchtet die Freisinger SZ aktuelle Entwicklungen bei verschiedenen Themen im Landkreis. Auf welchem Stand ist ein Projekt? Wurde gegen Missstände vorgegangen und wie? Heute: der Hochbehälter in Allershausen.

Update: Der Allershausener Bürgermeister Martin Vaas muss rechnen, wie viele Richter mit der Angelegenheit schon befasst waren.

Der Allershausener Bürgermeister Martin Vaas muss rechnen, wie viele Richter mit der Angelegenheit schon befasst waren.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Posse um den unbrauchbaren Hochbehälter in Allershausen geht in die nächste Runde. Die für Ende April angesetzte Verhandlung am Landgericht Landshut ist abgesetzt worden, denn ein neuer Richter übernimmt. Wieder einmal. Bürgermeister Martin Vaas muss kurz rechnen, es ist inzwischen wohl der fünfte. Auch der muss sich nun erst einmal durch mehrere Aktenordner arbeiten. "Es ist echt frustrierend", sagt Vaas, "und es ist kein Ende abzusehen".

Der Streit geht nun schon ins 14. Jahr. Ein neuer Hochbehälter tut längst zuverlässig seinen Dienst, gebaut für 1,3 Millionen Euro, denn der alte musste nach wenigen Jahren wegen Verkeimungen ausrangiert werden. Der Vorwurf von Seiten der Gemeinde: Sowohl bei Planung, Ausführung und Aufsicht soll gepfuscht worden sein.

Zwei Gutachter mussten wegen Untätigkeit abgelöst werden

Die juristische Auseinandersetzung mit ihren geradezu irrwitzigen Wendungen lässt bisher nicht nur die Gemeinde ratlos zurück. Die ersten beiden vom Gericht bestellten Gutachter waren wegen Untätigkeit abgelöst worden. Immerhin erhielten sie kein Geld. Der nächste, ebenfalls vom Gericht ausgewählte Sachverständige war, wie sich herausstellte, zwar ein Experte für Trinkwasser - allerdings im Bereich Brauwesen. Da er ohne Abstimmung einen "Subgutachter" eingeschaltet hatte, war seine Stellungnahme letztlich wertlos. Dennoch bekam er dafür fast 48 000 Euro.

2019 sah es so aus, als gäbe es endlich eine Lösung. Die Gemeinde war bereit, einem Vergleich zuzustimmen. Sie sollte vom beklagten Ingenieurbüro 162 500 Euro erhalten. Allzu viel übrig geblieben wäre davon nicht, weil sie einen großen Teil der Gutachterkosten hätte übernehmen müssen. Doch die Allershausener wollten die Angelegenheit endlich abhaken.

Dazu kam es nicht, weil die Gegenseite nicht zustimmte. Nun steht alles wieder auf Null. Die Gemeinde besteht jetzt darauf, doch den Schaden ersetzt zu bekommen, mehrere hunderttausend Euro. "Das ist eine unendliche Geschichte", sagt Vaas und fügt hinzu: "Das ist die deutsche Justiz."

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