Allershausen erstickt im Durchgangsverkehr:Umfahrung unumgänglich

Allershausen erstickt im Durchgangsverkehr: Vor allem die Lage direkt an der Autobahn-Anschlussstelle ist am starken Durchgangsverkehr in Allershausen schuld.

Vor allem die Lage direkt an der Autobahn-Anschlussstelle ist am starken Durchgangsverkehr in Allershausen schuld.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Gemeinde ist mit 19 200 Fahrzeugen am Tag eine der am stärksten belasteten in Bayern. Mit der Freisinger Westtangente wird es noch schlimmer. Verkehrsgutachter Kurzak rät zum Bau von zwei Umgehungsstraßen. Bürgermeister Popp will nun weiter Druck machen.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Wer in Allershausen wohnt oder täglich durch die Ortschaft fährt, weiß es aus eigener Erfahrung: Die Verkehrsbelastung ist enorm. Wenn die Freisinger Westtangente fertig ist, wird sich die Situation weiter zuspitzen. Dies belegt eine aktuelle Untersuchung von Gutachter Harald Kurzak. Mit seinen Zahlen gibt er Allershausen ein Druckmittel an die Hand, den Ruf nach einer Südumfahrung zu erneuern.

Kurzak geht sogar einen Schritt weiter: Auch eine Ostumfahrung hält er für unverzichtbar. Der Bau beider Umgehungen brächte für die Ortsmitte, auf Höhe des Rathauses, laut Gutachten eine Entlastung um 42 Prozent, von 18 000 auf etwa 10 500 Fahrzeuge. Der Schwerverkehr in der Ortschaft könnte sogar um 70 Prozent verringert werden.

Bedingt durch die Lage direkt an der Autobahn-Anschlussstelle gehört Allershausen laut Kurzak zu den am stärksten vom Durchgangsverkehr belasteten Gemeinden Bayerns. Direkt an der Ausfahrt zählte der "Blechpapst", so sein Spitzname, 19 200 Fahrzeuge am Tag, bei einer Messung 2002 waren es noch 2800 - also 17 Prozent - weniger.

Dazu beigetragen hat der Ausbau der A 9 - der Verkehr fließt wieder besser, folglich wird die Autobahn noch stärker genutzt. Ihn habe selbst gewundert, wie stark die Belastung zugenommen habe, sagte Kurzak am Dienstag im Gemeinderat.

Ebenso überrascht habe ihn, dass der Bau der Südumfahrung von Allershausen im neuen Ausbauplan für die Staatsstraßen aus der ersten Dringlichkeitsstufe herausgefallen sei. Das bedeutet: Die Straßenbauer wollen das Vorhaben erst nach 2025 angehen.

Zwar ist das Verkehrsaufkommen von Allershausen in Richtung Freising laut Gutachten in den vergangenen zehn Jahren in etwa gleich geblieben. Wenn aber die Freisinger Westtangente fertig ist, werden "ein paar tausend Fahrzeuge" hinzukommen, die den Weg nach Freising und zum Flughafen abkürzen, darunter viele Lastwagen, prognostiziert der Verkehrsgutachter. Diese Verbindung "ist kürzer, schneller und kostenlos", denn sie kostet keine Maut. Sein düsterer Ausblick: Die Allershausener, die entlang der Hauptstraße wohnen, werden mit ihren Autos künftig noch schlechter aus ihren Grundstücken herauskommen, für Fußgänger wird es noch schwieriger werden, die Fahrbahn zu überqueren.

Grenzwertig und gefährlich ist laut Kurzak schon jetzt die Situation an der Autobahn-Anschlussstelle, vor allem auf der Westseite. Linksabbieger hätten dort große Probleme. Die Gemeinde will sich erneut, wie schon auf der Ostseite, um eine Einfädelspur bemühen. Stark zugenommen hat auch der Verkehr auf der Ampertalstraße mit nun etwa 10 700 Fahrzeugen pro Tag. Entlastung würde hier eine Ostumfahrung, also eine Verlegung der Staatsstraße 2054, bringen.

Mit dem Bau einer Südumfahrung müsste auch die Autobahn-Anschlussstelle weiter nach Süden Richtung Leonhardsbuch verlegt werden. Schon die Umgehung selbst ist vor allem wegen der hohen Kosten von geschätzt 20,3 Millionen Euro sowie den Eingriffen in die Natur aus der ersten Dringlichkeitsstufe herausgefallen - die Trasse sammelte im Vergleich mit anderen Straßenbauprojekten zu viele Minuspunkte. Auf die Ortschaften werde bei der Bewertung dagegen keine Rücksicht genommen, kritisierte Kurzak im Gespräch mit der SZ. Teuer werde aber auch die neue Anschlussstelle: In Aschheim seien es etwa 44 Millionen Euro gewesen.

Bürgermeister Rupert Popp will nun im Staatlichen Bauamt Druck machen und sich an Verkehrsminister Joachim Herrmann wenden. Kurzak macht dennoch wenig Hoffnung, dass die Südumfahrung bis zur Eröffnung der Westtangente fertig sein wird. Einzige Chance: Das Projekt müsste in das Sonderprogramm der Staatsregierung für den Ausbau der Infrastruktur um den Airport kommen - denn die Westtangente ist für den Gutachter ein astreiner Flughafenzubringer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: