Allershausen:Voller Elan an die Arbeit

Allershausen: Der Allershausener Bürgermeister Martin Vaas muss rechnen, wie viele Richter mit der Angelegenheit schon befasst waren.

Der Allershausener Bürgermeister Martin Vaas muss rechnen, wie viele Richter mit der Angelegenheit schon befasst waren.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der neue Bürgermeister Martin Vaas freut sich über eine "Supertruppe". Die Corona-Pandemie mit allen ihren Herausforderungen hat ihm den Start auch erleichtert. Ohne Termine konnte er sich gut einarbeiten.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Als er den Gast in sein Büro herein bittet, strahlt Martin Vaas. Er wirkt gelöst, obwohl der Start in sein neues Amt mitten in der Corona-Krise nicht ganz einfach war. Seit gut 100 Tagen ist der 56-Jährige nun Bürgermeister in Allershausen. Er sei im Rathaus sehr gut aufgenommen worden, sagt er. "Das ist eine Supertruppe."

Ganz neu war die Arbeit für ihn dort nicht, sechs Jahre lang war Vaas als Stellvertreter seines Vorgängers Rupert Popp (beide Parteifreie Wähler) mindestens einmal in der Woche im Rathaus. Dennoch sei es, was das Arbeitsspektrum angeht, "ein Riesenunterschied", erzählt er. Als Zweiter Bürgermeister bekomme man nur einen Teil mit, nicht aber das Tagesgeschäft - und wie viele Bürger auf den Rathauschef zugingen. Das reiche von Fragen zum neuen Baugebiet bis zum Loch im Zaun des Spielplatzes. "Das macht es aber auch so interessant, es gibt jeden Tag etwas Neues." Zuvor war Vaas 32 Jahre lang beim Wasserzweckverband Freising-Süd tätig, die vergangenen 20 Jahre als Meister. "Da gibt es keine großen Überraschungen mehr", resümiert er.

Im August nutzt er die etwas ruhigere Ferienzeit zum Aktenstudium

Es mag etwas paradox klingen, aber die Corona-Pandemie mit allen ihren Herausforderungen hat den neuen Bürgermeistern den Start auch etwas erleichtert. Es habe kaum Termine gegeben, sagt Vaas, deshalb sei mehr Zeit geblieben, sich einzuarbeiten. Auch jetzt im August nutzt er die ruhigere Ferienzeit zum Aktenstudium. Weniger angenehm war eine der ersten Amtshandlungen Anfang Mai. Das Personal der Mittagsbetreuung musste wegen der Schulschließung in Kurzarbeit geschickt werden, wichtiges Thema sei auch der Notbetrieb im Kindergarten gewesen. Vaas hofft nun, dass im September Schule und Kindertagesstätten in den Regelbetrieb übergehen können.

Andere wichtige Aufgaben beschäftigen den Gemeinderat schon seit Jahren. Größtes Projekt in Allershausen ist derzeit das Neubaugebiet Eggenberger Feld-Süd. Dort wird es nun ernst. Die Erschließung sei komplett abgeschlossen, sagt Vaas. Im Herbst sollen die etwa 30 Parzellen für das Einheimischenmodell vergeben werden. 97 Bewerbungen sind dafür eingegangen. Für die Verwaltung bedeute das einen enormen Arbeitsaufwand, schildert der Bürgermeister, schließlich dürfe da kein Fehler unterlaufen, alles müsse "wasserdicht" sein. 450 Euro soll der Quadratmeter kosten, auf dem freien Markt sind es laut Vaas in Allershausen derzeit 750 bis 800 Euro.

Am Herzen liegt Vaas der dritte Bauabschnitt für die neue Ortsmitte - da stocken die Planungen aber noch

Parallel dazu laufen die Planungen für eine neue Kindertagesstätte in dem Neubaugebiet an, eventuell mit Personalwohnungen. Ziel sei es, möglichst schnell mit dem Bau anfangen zu können, sagt Vaas. Im kommenden Jahr soll bereits der Grundstein gelegt werden. Am Herzen liegt ihm auch der dritte Bauabschnitt für die neue Ortsmitte. Die Planungen kamen bisher nicht voran, weil das benötigte Grundstück zur Wohnanlage am Johannes-Boos-Platz gehört und von den Anwohnern als Parkplatz genutzt wird. Vaas hofft, dass im Herbst neuer Schwung in die Verhandlungen kommt und sich eventuell ein abgespecktes Programm umsetzen lässt - erst einmal ohne Café. Allerdings sei das auch eine Frage der Kosten, weil sich die Corona-Krise auf die Allershausener Finanzen auswirken wird.

Gegenwind bekam Martin Vaas auch schon zu spüren. Als die seit langem geplante Sperrung der Autobahnanschlussstelle und der Brücke in den Sommerferien publik wurde, rief das heftige Kritik vor allem bei den Geschäftsleuten hervor, die wegen der Pandemie zum Teil bereits erhebliche Einbußen hinnehmen mussten. Er könne den Unmut verstehen, sagt Vaas, nach einem weiteren Ortstermin hätten aber alle Beteiligten zugestimmt, dass es keine wirkliche Alternative gebe. "Wann hätten wir wieder die Chance bekommen, dass dieser Teil ausgebaut wird?", so Vaas - denn die Hauptstraße erhält im Zuge der Bauarbeiten eine neue Straßenbeleuchtung und einen Gehweg, außerdem werden die Wasserleitungen neu verlegt. Eine Komplettsperrung der Münchner Straße könne bei einer Sanierung des restlichen Teilstücks in einigen Jahren so zudem vermieden werden.

Den frischen Wind mit jungen Leuten im Gemeinderat empfindet er als angenehm

Als gut beschreibt Vaas nach einigen anfänglichen Hakeleien das Klima im Gemeinderat. In der konstituierenden Sitzung habe er die Mitglieder aufgefordert, nach dem Wahlkampf "nicht nachzutarocken". Positiv sei, dass nun viele junge Leute in dem Gremium vertreten sind. Sie hätten einen anderen Blickwinkel, Parteipolitik sei für sie nicht wichtig. "Den frischen Wind empfinde ich als angenehm." Außerdem versuche er die Fraktionen "von vornherein einzubinden". Anfragen können vor der Sitzung eingereicht werden, dann werden sie dort gleich beantwortet. Neu ist, dass es nicht nur Arbeitskreise zu bestimmten Themen gibt, sondern breiter aufgestellte Beiräte, denen nicht nur Gemeinderäte angehören, etwa im Bereich Kultur oder Energie. Vaas verspricht sich davon mehr Ideen und Initiativen.

Einen längeren Urlaub plant der neue Bürgermeister in diesem Sommer nicht. "Ich bin nicht urlaubsreif", sagt er und lacht., er sei voller Elan. Seine Arbeitstage vergingen "wahnsinnig schnell". Seine Tür im Rathaus stehe immer offen. "Ich bin keiner, der sich im Büro verschanzt." Er sei überrascht, wie viele Bürger trotz Corona bereits den Kontakt, das Gespräch mit ihm gesucht hätten.

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