Aktion auf dem Marienplatz:Für mehr Toleranz

Interesse am "Freisinger Tag der Menschenrechte" hält sich in Grenzen. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher spricht angesichts des Umgangs mit Asylbewerbern von einem brandaktuellen Thema

Von Johannes Drosdowski

"Vor genau 65 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von Eleanor Roosevelt das erste Mal vorgelesen und es folgte eine stetige Entwicklung, die auch jetzt noch andauert." Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Tobias Echenbacher am Dienstag den Freisinger Tag der Menschenrechte. Ein paar wenige Menschen hatten sich in dem beheizten Zelt auf dem Marienplatz versammelt, um dort in einem kleinen Kreis einen weltweit wichtigen Tag zu feiern. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stadt Freising, Amnesty International, dem Arbeitskreis Asyl, der Organisation "Freising ist bunt" und der Kreisvereinigung Freising-Moosburg der Verfolgten des Naziregimes.

Die Geschichte der Menschenrechte reicht zurück bis ins sechste Jahrhundert vor Christi, in dem das erste Mal auf einen altpersischen Kyros-Zylinder geschrieben wurde, dass alle Menschen gleich sind. Ein Gedanke, der erst Jahrhunderte später wieder in Verfassungen auftauchte: in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika 1776, in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte durch die französische Nationalversammlung 1789 und in den Africans' Claims des ANC in Südafrika 1943. Erst 1946 veröffentlichten auch die Vereinten Nationen ein Schriftstück: Als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg beriefen sie unter Eleanor Roosevelts Leitung ein Kontinent übergreifendes Gremium aus Philosophen, Juristen und Politikern ein, das die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verfasste.

Doch auch heute besteht trotz der Erklärung noch hoher Handlungsbedarf, weiß OB Eschenbacher: "Wenn man sich bewusst macht, dass praktisch die ganze Welt die Menschenrechte anerkennt, aber die meisten sie trotzdem nicht umsetzen und respektieren, sieht man, dass gehandelt werden muss." Auch in Freising. Insbesondere im Punkt Asyl

"Hier geht es nicht so sehr um Menschenrechtsverletzungen, als viel mehr um die alltägliche Diskriminierung", sagt Therese Skordou, die den Informationsstand von Amnesty International betreut. "Zum Beispiel, wenn jemand sagt, er wäre froh, dass keine Ausländer in seinem Haus wohnen. Manchmal sieht man ja auch, wie etwa ein Schwarzer bei Rot über die Straße geht und ihm dann gesagt wird, er könne sich wohl nicht integrieren." Solche Geschichten zeigen Eschenbacher, dass das Thema Menschenrechte "leider auch jetzt noch brandaktuell ist". Deshalb sei es wichtig, das Thema aufzugreifen und es bewusst zu machen. Der Gedanke soll nicht nur paragrafenweise wiedergegeben, sondern auch mit dem Herzen weitergetragen werden, sagte Eschenbacher. "Allen teilnehmenden Organisationen wünsche ich, dass sie Informationen verbreiten und neue Mitarbeiter gewinnen können."

Hierin sieht auch Therese Skordou die Aufgabe der Veranstaltung. Man müsse den Menschen, die sich der Ausländerfeindlichkeit stellen, und den Menschen, die darunter leiden zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Den ganzen Nachmittag über konnten sich Passanten auf dem Marienplatz über Menschenrechte informieren. Es wurden Kurzfilme gezeigt, die schon im Rahmen des Deutschen Menschenrechtspreises 2012 zu sehen waren und von Themen handeln, mit denen sich nur wenige beschäftigen, die aber alle angehen: scheinbar ferne Themen wie Flucht, Vertreibung, Kinderarbeit und-armut ebenso wie Obdachlosigkeit, Mobbing und Rassismus. Auch die Freisinger Stadtbücherei engagiert sich: Den ganzen Dezember hindurch stellt sie auf einem extra "Marktplatz" Literatur zum Thema vor und wird bald die vorgeführten Filme im Sortiment haben. Zu Ende ging der Freisinger Tag der Menschenrechte im Gasthaus "Zum Löwen", in dem Uche Akpulu vom Flüchtlingsrat Bayern einen Vortrag zum Thema "Europa und die Fluchtbewegungen Afrikas" hielt. Denn gerade beim Thema Asyl spielen Menschenrechte auch in Freising eine Rolle.

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