Airport München: Dritte Startbahn:Flughafen rechnet mit Ölpreis von 103 Dollar pro Barrel

Von welchem Ölpreis ging die Regierung von Oberbayern bei der Genehmigung der dritten Startbahn des Münchner Flughafens aus? Jetzt zeigt sich: Die Behörde war wachsamer, als es ein SZ-Bericht vermuten ließ. Denn ein weiteres Gutachten hat wichtige Ergänzungen geliefert - und den Ölpreis im Jahr 2020 nicht auf 50, sondern auf 103 Dollar veranschlagt.

Patrick Illinger

Bei der vergangene Woche erteilten Genehmigung einer dritten Startbahn für den Münchner Flughafen zeigte die Regierung von Oberbayern doch mehr Wachsamkeit, als es ein SZ-Bericht vom Wochenende vermuten lässt.

Dritte Startbahn am Münchner Flughafen genehmigt

Geplante dritte Startbahn am Münchner Flughafen: Die Regierung von Oberbayern hat mehr Wachsamkeit gezeigt, als es ein SZ-Bericht vermuten lässt.

(Foto: dpa)

Tatsächlich hatte die Regierungsbehörde unter dem Eindruck der Finanzkrise des Jahres 2008 und den extremen Schwankungen des Ölpreises den Flughafen München aufgefordert zu überprüfen, wie plausibel dessen wirtschaftliche Prognosen sind. In dem ursprünglichen Antragsgutachten aus dem Jahr 2007 hatte die Flughafengesellschaft mit einem aus heutiger Sicht unrealistischen Weltmarktpreis für Erdöl von rund 50 Dollar pro Barrel für das Jahr 2020 argumentiert.

Anfang 2010 lieferte ein Auftragsgutachten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes (HWWI) Ergänzungen, die den Ölpreis im Jahr 2020 nicht, wie in den Planungsunterlagen des Flughafens, bei 50 Dollar pro Barrel sahen, sondern im Mittel bei 103 Dollar. Trotz dieser - aus Expertensicht immer noch optimistischen - Verdopplung der prognostizierten Treibstoffkosten hielt der Flughafenbetreiber die weitere Startbahn für nötig.

In den "ergänzenden Szenariobetrachtungen" des HWWI "wird der langfristige Wachstumstrend für den Münchner Flughafen und damit der Bedarf für eine dritte Bahn generell bestätigt", ließ die FMG verlauten.

Der Flughafenbetreiber prognostizierte auch weiter ein Verkehrsaufkommen von 58 Millionen Passagieren pro Jahr, jedoch galt diese Zahl plötzlich für das Jahr 2025 und nicht mehr für 2020, wie ursprünglich geplant. Trotz der veränderten Einschätzung sah die Regierung von Oberbayern den Bedarf für eine dritte Startbahn gegeben, wie die Genehmigung in der vergangenen Woche gezeigt hat.

Wie realistisch ist ein Ölpreis von 103 Dollar pro Fass?

Der Verkehrzahlen-Prognose des Jahres 2010 bescheinigt die Genehmigungsbehörde nun "hohe Plausibilität". Deren Ergebnisse könnten nicht dadurch erschüttert werden, dass die Prognose des Jahres 2007 bereits in den beiden Folgejahren keinen Bestand mehr hatte.

Wörtlich steht im Bescheid: "Eine Prognose wird nicht generell dadurch in Zweifel gezogen, dass sich die Dinge anders entwickeln als prognostiziert."

Weil das Gutachten aus Hamburg den ursprünglichen Genehmigungsantrag lediglich ergänzte und nicht ersetzte, würdigt der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern dennoch ausführlich jene Antragspassagen, die den Ölpreis bei 50 Dollar pro Barrel im Jahr 2020 sehen. Erst im weiteren finden sich auch die Szenarien des HWWI und die daraus veränderte Einschätzung der Passagierzahlen.

Ob ein Ölpreis von 103 Dollar pro Fass im Jahr 2020 plausibel ist, wurde von der Genehmigungsbehörde nicht mehr hinterfragt, obgleich namhafte Experten auch das für unrealistisch halten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht den Ölpreis im Jahr 2020 bei mehr als 200 Dollar pro Fass.

Zudem sagen Geologen eine zunehmende Verknappung der mit konventionellen Mitteln förderbaren Ölfelder voraus. In Zukunft dürfte zunehmend auch Treibstoff aus so genannten Ölsanden gewonnen werden. Diese Technik ist aber bei einem Weltmarktpreis von rund 100 Dollar definitiv nicht rentabel.

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