Die Agenda 21 wurde 1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedet. Sie ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit für das 21. Jahrhundert. In Freising fiel der Stadtratsbeschluss, auf lokaler Ebene die Agenda 21 umzusetzen, im Juli 1997 einstimmig. Danach gründeten sich schrittweise verschiedene Agenda-Gruppen – mittlerweile sind es neun. Die SZ Freising stellt diese in einer losen Serie vor. Heute: die Agenda-21-Gruppe „Biostadt Freising“.
Ins Leben gerufen wurde diese Agenda-Gruppe 2018 von einer Handvoll Freisingerinnen und Freisinger, die sich mehr Bio-Landwirtschaft und Bio-Lebensmittel wünschten. Etwa ein halbes Jahr später stießen Theresa Hautzinger und Jakob Zips, die damals beide an der TUM Umweltplanung und Ingenieurökologie studierten, zu der Gruppe und sind seitdem dort aktiv – derzeit auch als deren Sprecherin beziehungsweise Sprecher.
Zehn bis zwölf Aktive kommen zu den Sitzungen, insgesamt 75 sind im Verteiler der Gruppe, berichtet Hautzinger. Biolandwirte, beruflich in der Ökobranche Aktive, Bürgerinnen und Bürger und am Naturschutz Interessierte engagieren sich dort. „Es sind nicht nur Berufökos, es ist eine schöne Mischung.“ Viele Menschen interessierten sich für Bio, es stehe für Nachhaltigkeit, einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt – und gehe mit den Klimazielen einher.
2021 wurde die Stadt Freising zur Biostadt
Die Agenda-Gruppe will die Bio-Landwirtschaft erlebbar und sichtbar machen. „Wir wollen dafür Interesse wecken, die Wertschätzung dafür fördern“, erklärt Zips. Zu den Zielen zählen beispielsweise die Förderung des ökologischen Land- und Gartenbaus und der Erhalt von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion. Gewünscht sei daneben eine größere Verbreitung von – bevorzugt lokalen und regionalen – Lebensmitteln in Bio-Qualität in und um Freising.
Ein Leuchtturmprojekt der Agenda-Gruppe ist der Titel „Biostadt“, den die Stadt seit drei Jahren trägt. Die Agenda-Gruppe habe dafür 2019 einen entsprechenden Antrag an die Stadt gerichtet, berichtet Hautzinger. Der Beitritt in das „Netzwerk deutsche Biostädte“ wurde dann 2021 vom Stadtrat einstimmig beschlossen. „Das ist ein toller Erfolg“, sagt die Sprecherin. Derzeit gebe es in Deutschland 28 Biostädte, zehn davon sind in Bayern. „Wir sind glücklich, dass die Stadt diesen Schritt gewagt hat und wollen sie auf dem Weg dorthin begleiten und unterstützen.“ Wer zu diesem Netzwerk gehört, fördere unter anderem den regionalen Öko-Landbau, die Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln und den Absatz von regionalen Bio-Produkten.

Weiteres Ziel der Biostädte sei, dass städtische Einrichtungen mit einer Außer-Haus-Verpflegung einen bestimmten Bioanteil haben sollen. „In der Schule am Steinpark ist das vorbildlich umgesetzt worden“, berichtet Zips. Dort seien sogar 40 Prozent der in der Kantine verwendeten Produkte Bio-Lebensmittel, etwa 20 Prozent davon kommen aus Bayern – viele auch aus der Region. „Wir freuen uns sehr darüber, dass uns das gemeinsam mit der Stadt gelungen ist. Das ist ein Coworking, bei dem wir beraten und unterstützen“, sagt Zips. Es sei ein weiteres Leuchtturmprojekt der Agenda-Gruppe.
Es sind aber nicht nur die großen Projekte, sondern auch viele kleine, bei denen sich die Agenda-Gruppe engagiert. So ist es ihr zu verdanken, dass inzwischen auch der Stand einer Bio-Metzgerei auf dem Mittwochsmarkt vertreten ist. Beim Uferlos-Festival 2018 war die Agenda-Gruppe mit einem eigenen Stand dabei – um auf sich und ihre Ziele aufmerksam zu machen. Im vergangenen Jahr gab es dann eine gemeinsam mit der Öko-Modellregion Ampertal und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Freising organisierte Radtour zu zwei Bio-Bauernhöfen im Landkreis.
Modellprojekt „Weltacker“ wird vorgestellt
Auch für dieses Jahr ist wieder einiges geplant, so wird es verschiedene Exkursionen geben – beispielsweise zum Obstgarten in Weihenstephan. Daneben ist die Agenda-Gruppe Mitorganisatorin eines Vortrags im Herbst, bei dem das Modellprojekt „Weltacker“ – dahinter steht eine nachhaltige Landbewirtschaftung und faire Lebensmittelverteilung – vorgestellt wird. Den Weltacker bei Landshut hat die Agenda-Gruppe bereits bei einer gemeinsamen Exkursion mit der Agenda-Gruppe „Faires Forum“ im vergangenen Jahr besucht.
In Freising sei man auf dem richtigen Weg hin zu einer Biostadt, sagt Theresa Hautzinger. „Auch wenn wir manchmal noch daran erinnern müssen, dass wir zum Netzwerk Biostädte dazugehören.“