AfD im Hausler  Hof:Überall Gegner

AfD im Hausler  Hof: Rund 550 Zuhörer haben den Wahlkampfauftritt der AfD-Politiker Jörg Meuthen und Petr Bystron in Hallbergmoos verfolgt.

Rund 550 Zuhörer haben den Wahlkampfauftritt der AfD-Politiker Jörg Meuthen und Petr Bystron in Hallbergmoos verfolgt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wahlkampfauftritt der beiden AfD-Politiker Jörg Meuthen und Petr Bystron in Hallbergmoos

Von Clara Lipkowski, Hallbergmoos

Der ältere Mann im grau-beigen Jackett sitzt eingequetscht auf der Bierbank zwischen Hunderten AfD-Sympathisanten im Hausler Hof und kann kaum an sich halten. "Genau", ruft er, "recht hat er". Er ruft schon "der Maas", bevor der Redner den Namen des Bundesjustizministers ausgesprochen hat. Irgendwann klatscht der Mann, ja, sagt er, ja!, bevor der Redner etwas gesagt hat, wozu man klatschen könnte. Es ist auch egal, er stimmt zu, der Redner spricht lediglich aus, was er schon längst denkt.

Der Mann auf der Bühne ist Jörg Meuthen, 56, Parteivorsitzender der AfD neben Frauke Petry und spricht gerade vor etwa 550 Zuhörern über die "Gegnergruppen" seiner Partei. Er ist gekommen, um unter dem Motto "AfD wirkt" Wahlkampf für seine hiesigen Parteikollegen zu machen. Und wie das im Wahlkampf so sei, sagt er, werde auf die anderen eingedroschen. Bei der AfD geht das an diesem Abend so: Sie ist Opfer, die anderen Gegner, und die AfD-Wähler haben das durchschaut. Vier Gegnergruppen also gebe es, meint Meuthen: Andere Politiker, Journalisten, die Kirchen und die Antifa. Die anderen Parteien seien wie in einem Kartell organisiert, aber leider gebe es kein politisches Kartellamt. Die Medien berichteten kaum mehr neutral über die AfD, immer sei von "Rechtspopulisten" der AfD die Rede, von den "Öko-Populisten" der Grünen aber nie. Der Kirche wirft Meuthen vor, an der Einwanderung zu verdienen, der Antifa, undemokratisch zu sein. Dann geht er auf die Merkmale der AfD ein, etwa, dass sie einen Staat wolle, der dem Volk diene, zudem fordere sie ein anderes Asylrecht, völlig geschlossene Grenzen und das "Gendergaga" abzuschaffen. Meuthen bleibt während der 75-Minuten-Rede eher ruhig, schaut prüfend über den Rand seiner Brille ins Publikum. Petr Bystron, AfD-Landesvorsitzender in Bayern, heizt der Menge ein. "Hallo Hallbergmoos, seid ihr alle da?" ruft er, als er mit Weißbierglas in der Hand die Bühne betritt. Er fackelt nicht lange, seine Meinung über die öffentlich-rechtlichen Medien auszudrücken. Er spricht von TV-Show-Teilnehmern, die extra gecastet würden und ruft: "Die Zustände hier und heute sind schlimmer wie im Kommunismus!" Die, die für die FDP stimmen, fährt er fort, seien Verlegenheitswähler, die Merkel satt hätten. Sie würden enttäuscht, weil die FDP keine Inhalte liefere. Die Grünen seien eine Gefahr für das Land, die die AfD unter die 5-Prozent-Hürde "drücken" wolle.

Die CSU wird auch nicht ausgespart. Der Freisinger Bundestagskandidat der AfD, Johannes Huber, sagt an Hausherr und CSU-Mitglied Sebastian Hausler gewandt, der im Vorfeld dafür kritisiert worden war, die AfD zu bewirten: "Respekt für Ihre Haltung. Sie beweisen uns allen, dass man auch 30 Jahre bei der CSU sein kann und sein Rückgrat trotzdem nicht verloren hat." Dann zitiert er Hausler: "Die CSU ist heute eine Sekt- und Kaviarpartei. Und die AfD ist die neue Bier- und Leberkaspartei." Die Ebersberger Bundestagskandidatin, Brigitte Fischbacher sagt, es schmerze sie, wie die Bürger ignoriert würden. Für ihr "Wir sind das Volk" bekommt sie laute Zustimmung. Auch Alexander Gaulands Aussage, die Integrationsministerin Aydan Özoğuz zu "entsorgen" kommt zur Sprache. Sie, deren Nachnamen Bystron "Ötzogutz" ausspricht, vertrete viel schlimmere Dinge, als dass es keine deutsche Kultur außer der Sprache gebe, sagt er. Sie trete für Kinderehen ein, billige, dass Menschen das Asylrecht ausnutzen. "Selbstverständlich gehört die Frau entsorgt!" ruft er.

Jörg Meuthen meint weiter: "Alexander Gauland untertreibt noch maßlos. Unser Ziel ist es, die Regierung Merkel nicht nur abzulösen, sondern sie rückstandsfrei zu entsorgen." Die Halle johlt. Dann klärt er auf: Er habe gerade Sigmar Gabriel, November 2012, zitiert. Die rhetorische Finte dreht er gleich um, um weiter Stimmung gegen die SPD zu machen. Den Zuhörern gefällt's. Und der Mann in seinem beigen Jackett nickt auch jetzt eifrig.

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