Bürgerversammlung:Die Stadt kümmert sich um Achering

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Die Acheringer wollen nicht länger nur an einer Durchgangsstraße wohnen. Sie wünschen sich eine Wiederbelebung des Dorflebens in dem Freisinger Stadtteil. (Foto: Marco Einfeldt)

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher stellt das Ortsentwicklungskonzept vor, nach dessen Vorgaben sich wieder ein richtiges Dorfleben entwickeln könnte.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die kritischste Anmerkung kam ganz zum Schluss und war nicht wirklich ernst gemeint: Ob da "einem Erstklässler der Bleistift ausgekommen ist", wollte ein Besucher der Bürgerversammlung in Achering wissen - und wies grinsend auf eine tatsächlich etwas unprofessionell aussehende Zick-Zack-Linie im Ortsentwicklungskonzept für den Freisinger Ortsteil. Den Plan dazu hatte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Dienstag via Beamer auf die Leinwand im Gasthaus Schredl gezaubert, erarbeitet aber hatten ihn die Bürger zuvor in gewisser Weise selber: Das Stadtplanungsamt hatte die Acheringer umfassend beteiligt und ihre Vorstellungen wo es ging berücksichtigt.

Mit dem neuen Rahmenplan soll Achering vor allem als echter Ortsteil gestärkt werden, die Bürger dort wollen nicht länger nur an einer Durchfahrtsstraße leben, wie Eschenbacher die Ergebnisse zusammenfasste. Eine Ortsmitte soll dementsprechend entstehen, um wieder ein echtes Dorfleben zu ermöglichen, und die Ortsränder sollen besser kenntlich werden. Außerdem wird mit dem Ortsentwicklungskonzept in gewissem Maße Baurecht geschaffen, jedenfalls soweit es die Flugrouten des nahen Münchner Flughafens zulassen.

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Beim Öffentlichen Nahverkehr gibt es noch Probleme

Noch nicht so ganz glücklich sind die Acheringer mit ihrer Anbindung an den ÖPNV. Zwar habe es beim Anrufsammeltaxi (AST)seit dem vergangenen Jahr deutliche Verbesserungen gegeben, sagte der Oberbürgermeister, es gebe mehr Fahrten, es gelte der MVV-Tarif und die Fahrgastzahlen hätten sich seither insgesamt mehr als verdoppelt. Sonntags aber fahre das AST meist gar nicht, klagten einige Bürger: "Und manchmal kommt es auch sonst einfach nicht." Solche Fälle sollten sofort an die Stadtwerke gemeldet werden, empfahl Eschenbacher: "Das ist ein Dienstleister, den wir da beschäftigen, der kann nicht einfach wegbleiben."

Eine zusätzliche Perspektive bietet den Acheringer Nutzern des ÖPNV von 2020 an aber ohnehin vielleicht der neue Bus, der dann von Weihenstephan zum Campus in Garching fahren soll - mit Zusteigemöglichkeiten in Achering und Mintraching, wie Eschenbacher sagte. Dann könne man vielleicht endlich eine richtige Bushaltestelle in den Ortsteil bauen, kündigte er weiter an. Profitieren könnten die Acheringer von der Verlängerung des geplanten Radschnellweges zwischen München und Garching bis nach Freising, die unter anderem von der Stadt Freising forciert werde. Außerdem sei parallel zu dieser Maßnahme ein weiterer kleiner Radweg entlang der S-Bahn bis nach Oberschleißheim geplant.

Zuletzt hat der Ort Einwohner verloren

Vielleicht ziehen dann wieder mehr Menschen in den kleinen Ort, der zuletzt stattdessen Einwohner verloren hat. War die Zahl der Acheringer zwischen 2009 und 2018 zunächst von 152 auf 228 angewachsen, hat die Statistik 2019 nur noch 205 Einwohner erfasst. "Ich habe keine Ahnung, warum das so ist", sagte der Oberbürgermeister, bevor er den etwa 30 zur Bürgerversammlung erschienenen Bürgerinnen und Bürgern einen kleinen Überblick über die Stadtpolitik des vergangenen Jahres gab. Diese sei vor allem gekennzeichnet von hohen Einnahmen und einer generell sehr guten Haushaltssituation, so Eschenbacher, auf der anderen Seite habe man aber nach wie vor enorme Investitionen zu tätigen.

Eröffnet sei mittlerweile das neue Freisinger Freizeitbad "Fresch", sagte der Oberbürgermeister: "Das ist eine tolle Geschichte." Als "Daueraufgabe" hätten sich für die Stadt die Kindertagesstätten erwiesen. "Da bauen wir mittlerweile jedes Jahr eine." Im Steinpark seien zudem bekanntlich zwei neue Schulen geplant und die Schule in Vötting müsse erweitert werden. Darüber hinaus versuche die Stadt, den Bestand an öffentlich gefördertem Wohnraum kontinuierlich aufzubauen, zählte der Oberbürgermeister auf, die Innenstadtsanierung komme ganz gut voran und der Bau der Westtangente laufe soweit gut. Fertig werde die Umgehung auf dieser Seite der Stadt voraussichtlich Ende 2021 oder Anfang 2022, die ebenfalls im Bau befindliche Nordostumfahrung könnte Eschenbacher zufolge schon ein Jahr früher fertig werden.

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