Abseits-Debatte:Kein neuer Vorstand, aber guter Dinge

Abseits-Debatte: Der "Abseitschor" hat am Samstag auf dem Marienplatz wieder ein Ständchen gegeben und so auf sein Anliegen, die Wiedereröffnung des "Abseits", aufmerksam gemacht.

Der "Abseitschor" hat am Samstag auf dem Marienplatz wieder ein Ständchen gegeben und so auf sein Anliegen, die Wiedereröffnung des "Abseits", aufmerksam gemacht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Abseits-Verein scheitert bei der ersten Jahreshauptversammlung an der eigenen Satzung, weil nicht ausreichend Mitglieder anwesend sind.

Von Luise Helmstreit, Freising

Bei der ersten Jahreshauptversammlung des Abseits-Vereins in der Gaststätte Furtnerbräu sind am Sonntag nur wenige Plätze frei geblieben. Trotzdem konnte kein neuer Vorstand gewählt werden: Dafür fehlten eine Handvoll Stimmberechtigte. "Unsere Satzung legt fest, dass mindestens die Hälfte vertreten sein muss", erklärt Norbert Bürger, der das Amt des Vorsitzenden vorerst weiterhin ausüben wird. "Wir überlegen aber, das zu ändern. Bei einem Verein mit über 200 Mitgliedern ist es nicht einfach, so viele Leute auf einmal zusammenzubringen." Eine neue Wahl, diesmal ohne die 50-Prozent-Hürde, soll es Ende Januar geben.

Bis dahin wissen die Mitglieder vielleicht auch schon mehr darüber, wie es mit der Freisinger Kultkneipe Abseits weitergehen wird: Eine von der Stadt beauftragte Baufirma untersucht derzeit den Sanierungsbedarf des Gebäudekomplexes, mit den Ergebnissen rechnet der Verein Anfang nächsten Jahres. Sie werden über die Zukunft des Abseits entscheiden. Als vor zwei Jahren der Pachtvertrag auslief, schloss das Abseits auf unbestimmte Zeit seine Türen. Die Mitglieder des Vereins kämpfen weiterhin für den Erhalt ihres Lieblingstreffpunkts. "Das Abseits war schon immer mehr als nur eine Bar", meint Bürger. "Vielmehr war es eine kulturelle Begegnungsstätte mit einer langen Tradition. Es bot eine Bühne für Kleinkunst und junge lokale Bands und beherbergte schon vor Jahrzehnten Tanzkurse und andere Veranstaltungen. Viele verbinden viel mit dem Abseits."

Um das Areal zu kaufen, müsste die Stadt rund 1,5 Millionen zahlen

Mit dem Argument der kulturellen Bedeutung des Komplexes will der Verein die Stadt davon überzeugen, das Areal zu kaufen und dem Verein gegen einen jährlichen Erbbauzins zur Verfügung zu stellen. Rund 1,5 Millionen Euro müsste Freising dafür in die Hand nehmen, so viel fordert der Eigentümer. "Er ist bereit, zu verkaufen", sagt Bürger. "In 50 Jahren hätte die Stadt den Kaufpreis wieder hereingeholt und wäre weiterhin Eigentümerin des Areals", erklärt Hannes Kestler, der im Verein für die Finanzierung zuständig ist. "Hinzu kommt die zu erwartende Wertsteigerung des Grundstücks. Das ist, glaube ich, auch der Grund, warum die Stadt überhaupt ernsthaft über den Erwerb nachdenkt."

Die Sanierungskosten will der Verein übernehmen. Knapp 1,1 Millionen Euro hat er dafür zusammengetragen, aus Spenden, Fördermitteln, Krediten und Privatdarlehen. "Das ist nicht genug für eine Generalsanierung, aber für die wichtigsten Arbeiten schon", meint Kestler. "Wir haben auch viele Freiwillige aktivieren können, die bereit sind, mitzuhelfen."

Hannes Kestler ist zuversichtlich: "Wenn bei der Untersuchung keine allzu großen überraschenden Probleme auftauchen, sind wir fast auf der Zielgeraden." Noch vor dem Verein gründete sich der Abseitschor, der größtenteils aus ehemaligen Gästen besteht und mit seinen Auftritten Mitglieder und Spender anwerben will. Zum zweiten Mal gibt es am 22. Dezember um 19.30 Uhr im Lindenkeller außerdem ein Benefizkonzert, dessen Erlös dem Erhalt des Abseits zugute kommt.

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