Absage in Freising:Nicht zu verantworten

Absage in Freising: Veronika Goldbach und Jannik haben in diesem Jahr frei. Der große Freisinger Martinszug findet wegen Corona nicht statt.

Veronika Goldbach und Jannik haben in diesem Jahr frei. Der große Freisinger Martinszug findet wegen Corona nicht statt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der große Martinszug mit Hunderten Teilnehmern kann in diesem Jahr nicht stattfinden. In den Kindergärten überlegt man sich corona-konforme Alternativprogramme zum traditionellen Laternenumzug

Von Corinna Bail, Freising

Kein Pferd, kein lautstarkes "Rabimmel, rabammel, rabumm" und kein Lichtermeer aus Tausenden von Laternen - so lautet die Entscheidung der städtischen Musikschule Freising. Zum bereits 47. Mal hätte in diesem Jahr der traditionelle Freisinger Martinsumzug, einer der größten in ganz Bayern, vom Marienplatz durch die Altstadtgassen bis hinauf zum Domberg führen sollen. Doch die Corona-Beschränkungen zwangen die Musikschule und den Verein Heimatpflege Freising nun zur Absage der Veranstaltung.

"Selbst bei den erlaubten 200 Personen könnten wir die Infektionszahlen nicht verantworten", erklärte Musikschulleiter Odilo Zapf. Er sei jedoch im Gespräch mit dem städtischen Ordnungsamt, denn "ganz sang- und klanglos" würden er und die Musizierenden die Feierlichkeiten am Martinstag nicht aufgeben wollen. Auch die Suche nach einer Alternative zur Weckerl-Spendenaktion, bei der 2019 über 1500 Euro für die Freisinger Tafel gesammelt wurden, würde laut Zapf auf Hochtouren laufen. "Wir versuchen im Rahmen des Möglichen alles möglich zu machen", versprach der Musikschulleiter.

Auch die Kindertagesstätten in der Stadt und dem Landkreis müssen heuer auf die großen Umzüge mit dem Heiligen Sankt Martin und gebastelten Laternen verzichten. Viele der Kindergärten verlegen die Feierlichkeiten deshalb auf den Vormittag und begehen den Martinstag ohne die Eltern und in den einzelnen Kindergruppen. Neben der Erzählung von Sankt Martin, der einst seinen Mantel mit einem Bedürftigen teilte, stehen oftmals Rollenspiele oder auch Schattentheater, gemeinsame Singstunden, das Basteln von eigenen Laternen und kleinere Martinsumzüge im Garten, im Dorf oder in den Turnhallen der Kindertagesstätten auf dem Alternativprogramm.

"Wir wollen den Kindern auf jeden Fall so viel Normalität wie möglich schenken", berichtet Carola Kaltenberger, Leiterin des Städtischen Kindergartens Sankt Klara in Freising. Gertraud Aigner sieht als Leiterin des Freisinger Familienzentrums am Steinpark gar einen Vorteil in der reduzierten Variante des Martinstags. Normalerweise sei Sankt Martin im Kinderhaus im Familienzentrum mit insgesamt 164 Betreuungsplätzen immer eine riesige Veranstaltung gewesen. Die coronabedingte "abgespeckte Form" ließe nun vielleicht das Bewusstsein auf die zentrale Botschaft der Martinsgeschichte, das selbstlose Teilen im Miteinander, zurückkommen. Auch Michaela Reichlmair-Fischer, Leiterin des Rudelzhausener Gemeindekindergartens Bunte Welt, verspricht sich eine Rückbesinnung auf die "Wertigkeit des Kleinen". Weil die Welt draußen gerade gar so traurig sei, würden die Kinder in diesem Jahr strahlende Sonnen-Laternen basteln, erzählt die Leiterin. Für noch mehr Sankt Martinsgefühl sorge das Pony einer Kindergartenmutter, welches als Miniaturversion des Martinsrosses die Tagesstätte besuchen werde. Als Mitbringsel für die Eltern, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen den Martinstag heuer nicht mit ihren Kindern zusammen feiern dürften, würden die Mädchen und Jungen Kerzengläser verzieren, die sie zuhause auf die Fensterbank stellen können. Eine ähnliche Aktion ließ sich der Elternbeirat des Echinger Kindergartens Regenbogen einfallen: Beim "Laternen-Fenster" sind die Gemeindebewohner vom 1. bis zum 11. November dazu eingeladen, mit Kerzen die Fenster zum Strahlen zu bringen.

Viele der Kindergärten im Landkreis gehen optimistisch mit der besonderen Situation um. "Wir machen uns eher Gedanken um den Dezember", schmunzelt Petra Harms, Leiterin des Katholischen Pfarrkindergartens Sankt Pantaleon in Kranzberg. Dort überlege man bereits, ob der Nikolaus in diesem Jahr eine Maske unter dem weißen Rauschebart verstecken müsse.

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