Schulabschluss:Die letzte große Schulparty

Schulabschluss: Zum Abschied in Abendgarderobe - so sieht ein traditioneller Abiball aus. Hosenanzüge sind inzwischen auch bei jungen Frauen beliebt.

Zum Abschied in Abendgarderobe - so sieht ein traditioneller Abiball aus. Hosenanzüge sind inzwischen auch bei jungen Frauen beliebt.

(Foto: Jens Wolf/picture alliance/dpa)

An den Gymnasien in den Landkreisen Freising und Erding wird gerade ein großes Event geplant: der Abiball. Die Organisation erfordert doch einiges an Zeit, Geld und Nerven.

Von Severin Dringel, Johannes Lesser und Helene Schaarschmidt, Freising/Erding

Das Abitur ist noch nicht geschrieben, aber die Vorbereitungen für die Abibälle laufen sowohl im Landkreis Freising als auch im Landkreis Erding auf Hochtouren. Die einen schreiben einen Dresscode vor und bieten sogar einen Tanzkurs an, die anderen gehen es eher leger an. Ein bisschen schick wird die Garderobe zum Abschluss dann schon sein und einige junge Frauen werden auch Hosenanzug tragen. Wer mit Socken in Sandalen erscheint, hat allerdings schlechte Karten.

Eva Reitberger und Nathalie Seling besuchen die zwölfte Klasse des Dom-Gymnasiums in Freising beziehungsweise des Oskar- Maria-Graf Gymnasiums in Neufahrn. Beide Schülerinnen haben eines gemein - sie organisieren ihren Abiball. Sie müssen sich um die Lizenzen für die Nutzung der Aula kümmern, um Band, Catering, Fotografen, Security, Deko und den Ablauf des Abends. Neben diesen Aufgaben ist ein weiterer wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit das Kalkulieren der vorhandenen finanziellen Mittel. Die Abibälle werden größtenteils durch den Kartenverkauf und die Einnahmen durch Kuchenbasare und Sommerfest finanziert. Beide Ball-Komitees organisierten vorab einen Tanzkurs für die Schüler und Schülerinnen.

Die Aufgabe ist stressig und bringt sie manchmal an ihre Grenzen

Reitberger ist durch die Verantwortung, die sie trägt, häufig gestresst und kommt manchmal auch an ihre Grenzen. "Da hängt schon wirklich viel Verantwortung dran, das belastet mich teilweise. Ich bin häufig mit Sachen konfrontiert, die ich noch nie zuvor gemacht habe." Andererseits ist sie froh, diese Aufgabe übernommen zu haben. Sie ist überzeugt, dass sie dadurch gelernt hat, mit Verantwortung umzugehen. Auch Nathalie Seling sagt: "Gerade neben all dem schulischen Stress und den anstehenden Prüfungen, ist es manchmal dann doch schon sehr stressig, meiner Verantwortung im Komitee nachzukommen."

Die Frage, ob sie den Abiball eine veraltete Tradition finden, verneinen die Schülerinnen. Man könne diese Tradition nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zeitgemäß gestalten. Zudem ist die Teilnahme für niemanden verpflichtend. Auch wenn immer noch Wert auf die Tradition des Abiballs gelegt wird, so ist die Kleiderwahl für alle Teilnehmenden freiwillig. "Kein Mädchen ist dazu verpflichtet, ein bodenlanges Kleid zu tragen, ich denke es wird auch Einige geben, die in einem Hosenanzug kommen werden", so Eva Reitberger.

In Neufahrn heißt das Motto heuer "Casino"

Für das Motto "Casino" wird es am Oskar-Maria-Graf Gymnasium in diesem Jahr einen Dresscode für den Abiball geben "Darunter ist zu verstehen, dass sich die Schüler schick anziehen sollen. Wer Socken mit Sandalen trägt, kommt nicht rein." Jedoch sei "eine rollenspezifische Kleidungswahl" keine Pflicht. Nathalie selber wird zur Vergabe der Abiturzeugnisse einen Anzug tragen.

Zeitgemäß finden die beiden Schülerinnen den Abiball allemal. "Jeder kann mit jedem tanzen und tragen, was er möchte, solange es zu diesem gebührenden Anlass passt." Von 22 Uhr an wird die Etikette beiseitegelegt und ausgelassen gefeiert.

Die Suche nach einem Lokal glich einer Berg- und Talfahrt

Axel Lemke ist dieses Jahr für die Planung des Abiballs am Anne-Frank-Gymnasium in Erding zuständig. Offiziell ist er zwar Vorsitzender des Komitees, die Hauptverantwortung teilt sich das fünfköpfige Team aber auf. Dennoch fällt es manchmal schwer, die Motivation hochzuhalten: "Es kommt schon vor, dass einige keine Zeit dafür haben, sich um gewisse Aufgaben zu kümmern. Da spielen viele Faktoren mit rein, seien es private Angelegenheiten oder auch die fehlende Motivation", sagt der Abiturient. Die Organisation einer solch großen Veranstaltung sei auch mit mentalem Stress verbunden.

Die Suche nach einem geeigneten Etablissement für das Event glich einer Berg- und Talfahrt. Der Vorschlag, den Ball an der Schule auszutragen, wurde in Form einer Abstimmung von ihren Mitschülern abgeschmettert. Sie wollten ihr Abitur nicht an dem Ort feiern, an dem sie für Jahre fast jeden Tag auf genau diesen Abschluss hingearbeitet haben. Die Alternativen waren kostspielig: Eine Austragung in der Stadthalle Erding hätte den Schülern inklusive Catering bis zu 15 000 Euro gekostet. Am Münchener Flughafen belaufen sich die Kosten sogar auf fast 30 000 Euro. Am Ende fanden Lemke und seine Komitee-Kollegen mit dem Sportplatz Schollbach in Erding eine für sie ideale, wenn auch mit 15 000 Euro ebenfalls nicht allzu billige Option.

Nach dem Ball geht es mit der Afterparty weiter

Der Abiball ist für Lemke eine schöne Möglichkeit, den Schulabschluss ausgelassen zu feiern. Er möchte einen Beitrag leisten, um sich und seinen Mitschülern einen gebührenden Abschied von einem nicht unwesentlichen Lebensabschnitt zu schenken - der Hauptgrund, warum er sich innerhalb des Komitees um Aufgaben wie Musik, Essen und Deko kümmert. Neben dem Ball, den nicht die Schule, sondern die Schüler selbst organisieren, fallen außerdem die Abizeitung, die Afterparty nach dem Ball und, der größte Albtraum aller Lehrer, der Abistreich, ebenfalls in die lange To-Do-Liste der Abiturienten. Wäre das Abitur selbst nicht genug, so müssen sich die Schüler um diese Ereignisse auch noch kümmern.

Auf einen traditionellen Dresscode setzt man beim Anne-Frank-Gymnasium nicht. Alle sollen anziehen, was sie wollen und die Teilnahme an der Tanzeinlage ist auch jedem selbst überlassen. Laut einer Umfrage rechnet Lemke mit bis zu 400 Besuchern beim Abiball. 30 davon sind Lehrer, 106 Schüler und der Rest Begleitung. Damit partizipieren über 90 Prozent der Abiturienten am Event.

Für das Organisationsteam des Korbinian-Aigner-Gymnasiums aus Erding geht es in erster Linie darum, ein möglichst schönes, großes Event für alle Schülerinnen und Schüler zum Abschluss eines ganzen Lebensabschnitts auf die Beine zu stellen, an das sich alle Beteiligten später gerne zurückerinnern sollen. Das sechsköpfige Kernteam besteht aus den Schülerinnen Amy Grindau, Alexandra Kuzmina, Lara Baumbach, Mia Meilhammer, Sophie von Kielpinski und Sovannary Sam.

Ein Kleid ist definitiv nicht verpflichtend

Um mit einem so kleinen Team eine Veranstaltung für 450 Personen zu organisieren, brauche es viel Engagement und den Mut, Entscheidungen zu treffen, auch wenn es für diese dann mal massiven Gegenwind aus der eigenen Jahrgangsstufe gibt. So wurde lange über das Motto und die Location diskutiert, über letztere musste nach der Entscheidung des AKs sogar erneut abgestimmt werden. Die Entscheidung wurde bestätigt. Der Ball wird nun im Filmcasino München unter dem Motto "Abi Vegas - Um jeden Punkt gepokert" stattfinden. Die Kleidung sollte sich an Motto und Location orientieren, wobei zum Beispiel ein Kleid definitiv nicht verpflichtend ist.

Für die Finanzierung muss der AK unterschiedliche Wege gehen. Ein Teil kommt aus dem AK Fundraising und Finanzen, der das eingenommene Geld aus Partys und Kuchenverkäufen verwaltet. Ein anderer Teil sind die Gewinne aus der Organisation des Abistreichs und dem Verkauf von Abizeitung und Abishirts, die dem Team komplett zur Verfügung stehen. Sovannary Sam betont, dass es aber auch externe Unterstützung in Form von Sponsoren brauche, die sich über sovannary@gmx.de an die Schülerinnen wenden können.

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