Abgeschwemmte Felder im hügeligen Hinterland:Vermeidbares Desaster

Abgeschwemmte Felder im hügeligen Hinterland: Lukrativ - aber unter den veränderten Wetterbedingungen teilweise problematisch: Maisanbau im Landkreis Freising. (Archiv)

Lukrativ - aber unter den veränderten Wetterbedingungen teilweise problematisch: Maisanbau im Landkreis Freising. (Archiv)

(Foto: Johannes Simon)

Maisanbau ist lukrativ für Landwirte. Weil die Pflanzen aber bei den zunehmenden Starkregen das Erdreich nicht halten können, wird dieses als Schlamm in Gräben oder auf Straßen gespült. Oft werden grundlegende Prinzipien des Erosionsschutzes nicht eingehalten

Von Katharina Aurich, Landkreis

Maisanbau lohnt sich und beschert Landwirten gute und stabile Einnahmen. Für die Ackerböden ist diese Pflanze allerdings häufig ein Desaster, nämlich dann, wenn sie auf Feldern in Hanglage angebaut wird und dabei grundlegende Prinzipien des Erosionsschutzes nicht eingehalten werden. Da Starkregen zunehmen - seit den Siebzigerjahren um 60 Prozent -, wie Florian Ebertseder, Bodenschutzexperte an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising sagt, wächst die Gefahr, dass der nackte Oberboden unter kleinen Maispflänzchen der Kraft des Regens nichts entgegenzusetzen hat und abgeschwemmt wird.

Zu besichtigen sind dann am Fuße der Maisäcker große Schlammflächen, die Gräben neben den Straßen sind angefüllt mit fruchtbarem Boden, der vorher den Acker bedeckte und den der Regen herunterspülte. Diese Szenarien werden weiter zunehmen, prognostiziert Ebertseder. Um das zu verhindern, müssten die Vorgaben der EU für Bodenschutz noch umfangreicher werden und die Kriterien für die Förderzahlungen, die durchschnittlich etwa 50 Prozent der Einkommen von Landwirten ausmachen, sich ändern. "So wie es jetzt ist, das kann man nicht hinnehmen", kritisiert er. Denn die Maßnahmen zum Erosionsschutz seien bisher meist freiwillig.

Die Gräben neben den Landkreisstraßen muss der Landkreis wieder frei schaufeln lassen, diejenigen neben den Gemeindeverbindungsstraßen die Kommunen. "Es wird immer schwieriger, diesen Schlamm zu entsorgen", sagt Haags Bürgermeister Anton Geier, dem das Problem schon lange vertraut ist. Denn im Marchenbach- und Plörnbachtal beginnt das tertiäre Hügelland mit seinen Hanglagen, auf denen Mais angebaut wird. Die Gemeindearbeiter baggerten die Gräben wieder frei, der Boden müsse anschließend von einem unabhängigen Labor auf Pflanzenschutz- und Düngemittel untersucht werden. "Wir versuchen, das Wegfahren zu vermeiden und unbelasteten Boden wieder aufs Feld zu bringen. Aber das gelingt nicht immer und die Böden werden auf eine Deponie gebracht." Die Kosten für all diese Maßnahmen trägt die Kommune. Die Bewirtschaftung der Äcker müsse sich den veränderten Wetterbedingungen anpassen, dafür sollten die Bauern Anreize erhalten, fordert Geier.

Gerne berufen sich Landwirte auf die "gute fachliche Praxis", dass sie diese anwenden würden. Der Begriff "gute fachliche Praxis" sei nicht definiert und man könne das auch nicht überprüfen, räumt Alois Obermaier vom Bayerischen Bauernverband ein. Gemeint ist damit, dass ein Landwirt gut ausgebildet ist, jahrelange Erfahrung hat und erkennt, welche Maßnahmen er ergreifen muss, um zum Beispiel seine Böden vor Erosion zu schützen.

Das sei ein sehr schwammiger Begriff, sagt jedoch Ebertseder. Für den Fachmann wäre es eine gute fachliche Praxis, erosionsgefährdete Äcker möglichst wenig zu bearbeiten, damit die Bodenstruktur erhalten bliebe und das Wasser gut eindringen könne. Im Winter eine Zwischenfrucht einzusäen, so dass der Boden im Frühjahr bedeckt und geschützt sei und dann den Mais, der spät im Frühjahr gesät wird, direkt in den Boden in eine Untersaat zu bringen. "Das ist der Königsweg."

Josef Schächtl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding-Ebersberg, das auch für den Landkreis Freising zuständig ist, empfiehlt, auf erosionsgefährdeten Standorten den Mais direkt zu säen, ohne den Boden vorher durch Pflügen aufzureißen und somit eine Angriffsfläche für Regen zu schaffen. Wenn es auf einer Fläche immer wieder zu Erosion komme und es dem Amt gemeldet werde "dann gehen wir auf den Landwirt zu. Leider nehmen nicht alle die Verbesserungsvorschläge an", so Schächtl. Es heiße dann oft, das sei kein Bewirtschaftungsfehler, sondern höhere Gewalt.

Auch im Landratsamt Freising bedauert man, dass der Schutz der Ackerböden unter Mais vor Erosion nicht besonders populär zu sein scheint. "Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass eine Untersaat den Abtrag des Bodens verringern würde. Dies wird aus verschiedenen Gründen durch eine Vielzahl von Landwirten aber leider nicht so gehandhabt," erklärt Pressesprecherin Eva Zimmerhof. Die straßenbegleitenden Gräben an Kreisstraßen würden vom Landkreis unterhalten und in regelmäßigen Abständen mit einem Grabenräumbagger gereinigt. Im Fall von Starkregen mit Auswaschungen aus angrenzenden Feldern würden die Landwirte oder bei Abschwemmungen aus öffentlichen Feldwegen oder Nebenstraßen auch die jeweiligen Baulastträger aufgefordert, die Schäden zu beseitigen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um diese für die Zukunft zu vermeiden, sagt Zimmerhof weiter.

Offensichtlich mögen viele Landwirte zwar den Mais, aber weniger ihre Böden, auf denen er wächst. Mais sei eine attraktive, hoch mechanisierte Kultur, die gut mit steigenden Durchschnittstemperaturen zurecht komme und das Sonnenlicht effizient in Pflanzenmasse umwandele - wenn man es richtig mache, gibt Berater Josef Schächtl zu bedenken. Es gebe einen ganzen Werkzeugkasten an Hilfsmitteln für den Erosionsschutz, man müsse ihn aber auch nutzen.

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