Kultur in Freising:"Musik macht Menschen glücklicher"
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Vor 25 Jahren ist in Freising die Musikschule 3klang gegründet worden. Es begann mit gerade einmal fünf Lehrern, die nur wenige Instrumente unterrichteten. Inzwischen haben die gut 900 Schüler die Wahl zwischen 91 Angeboten - dennoch herrscht noch immer eine familiäre Atmosphäre.
Von Gudrun Regelein, Freising
Es begann alles mit einer Zugfahrt, die Gottfried Herrmann mit seinem Freund und Kollegen Thomas Braun vor gut 25 Jahren machte. Beide waren damals Leiter an der gleichen öffentlichen Musikschule - und beide waren unzufrieden. "Wir waren gut, erfolgreich - wurden aber jedes Jahr gerügt, weil die Musikschule wuchs und deshalb mehr Zuschüsse gezahlt werden mussten", erzählt Herrmann. Irgendwann kam den beiden dann die Idee, eine eigene Musikschule nach wirtschaftlichen Kriterien aufzuziehen. Bei einer Zugfahrt quer durch ganz Bayern wenig später wurde dann an einem Tag das Konzept dafür erstellt. Im März 1998 wurde 3klang als Verein gegründet - mit den dafür notwendigen sieben Mitgliedern.
"Danach ging es ab wie die Post", sagt Herrmann. Die ersten 100 Schüler, die man brauchte, um wirtschaftlich überleben zu können, waren bald gefunden. "Es ging aufwärts und aufwärts. Das lief alles viel schneller und besser als gedacht." Gerade einmal fünf Lehrer unterrichteten zu Beginn noch ehrenamtlich die Fächer Klavier, Geige, Horn, Gitarre und Schlagzeug. Inzwischen sind es knapp 49, die aus 20 verschiedenen Nationen kommen.
Gut 900 Schülerinnen und Schüler sind es mittlerweile alleine in Freising, die in 62 Instrumenten unterrichtet werden, darunter auch ausgefallene wie das Alphorn, die Veehharfe oder Theremin - das ist ein elektronisches Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei Töne erzeugt. Daneben gibt es noch Gesangsunterricht, 23 Ensembles und sechs Angebote für Kinder bis sechs Jahre. 3klang ist in den vergangenen 25 Jahren nicht nur gewachsen, es ist groß geworden, so gibt es neben Freising zwei weitere Standorte in Olching und im Südosten von München mit noch einmal 1300 Schülerinnen und Schülern.
Shanty-Chor und Veeh-Harfe-Treffen
Was das Erfolgskonzept von 3klang ist? "Wahrscheinlich ist es unser spezielles Unterrichtsprogramm für Erwachsene - das ist sehr gefragt", sagt Herrmann. In den öffentlichen Musikschulen werde der Fokus vor allem auf Kinder und Jugendliche gelegt, bei 3klang dagegen gebe es für Erwachsene ein flexibles Angebot, bei dem auf die individuellen Wünsche besser eingegangen werden kann. So muss der Unterricht nicht wöchentlich an einem bestimmten Termin genommen werden. "Das kommt unseren erwachsenen Schülern entgegen", sagt Herrmann. 3klang wollte aber nie Konkurrenz zur städtischen Musikschule in Freising sein, die sei eine tolle Schule, "wir haben uns immer als Ergänzung gesehen."
Immer neue, auch ausgefallene Angebote gab und gibt es, wie den Shanty-Chor, den eine Teilnehmerin im Freiwilligen Sozialen Jahr aus Langeoog vor einigen Jahren gründete. Der laufe noch heute gut, erzählt Herrmann, über 30 Sängerinnen und Sänger treffen sich jede Woche. Oder das Weltmusikensemble mit etwa zehn Teilnehmern, das Veeh-Harfe-Treffen für ältere Menschen und das Jeki-Projekt an Grundschulen, bei dem die Kinder dort unterrichtet werden.
Daneben bietet 3klang Förderklassen für hochbegabte oder sehr motivierte Schülerinnen und Schüler, die dann auch kostenlosen Unterricht bekommen. Einige der früheren Schüler seien sogar Profimusiker geworden, wie die Sängerin Anna Gottmann oder der Cellist Martin Matos Mendoza, der übrigens auch bei 3klang unterrichtet. "Das freut einen natürlich sehr", sagt Herrmann.
Musik als wunderbarer Ausgleich
Was bei all dem Wachstum aber extrem wichtig ist, sei die familiäre Atmosphäre: "Wir fühlen uns als große Familie", betont Herrmann. Er kenne noch heute fast jeden der Schüler, die Lehrkräfte seien ein gutes Team, viele von ihnen sind schon seit über 20 Jahren dabei. "Das hat zusammengeschweißt." Inzwischen habe er auch schon Kolleginnen und Kollegen, die früher seine Schüler waren und nach einem Musikstudium nun bei 3klang unterrichten - und ihre Liebe zur Musik weitergeben.
Musik sei ein wunderbarer Ausgleich. "Musik macht Menschen glücklicher", sagt er. Viele Menschen seien durch ihren Beruf ausgebrannt. Die Digitalisierung dominiere den Alltag, Analoges werde mittlerweile wieder mehr gesucht. Das Interesse an Musik in Freising sei groß, die Stadt habe ein großes Musikleben. 3klang gehöre dazu, es sei in den vergangenen 25 Jahren zu einem Markenzeichen geworden, sagt Herrmann. "Ich bin schon stolz darauf, dass wir das geschafft haben."
Gefeiert wird das Jubiläumsjahr nun mit 25 Veranstaltungen. Der Auftakt fand vor Kurzem im Lindenkeller bei Jazz & Chocolate statt, der Freisinger Musiker Roman Seehon hatte eigens für dieses Konzert Pralinen des Konditors Andreas Muschler "vertont". "Das war ein absolutes Highlight", schwärmt Herrmann. Bis in den Dezember hinein wird es nun weitere Veranstaltungen geben, wie Lehrerkonzerte oder eine Feier im Schafhof. Im Dezember wird sich Herrmann aber auch wieder mit seinem Freund Thomas Braun zu der schon traditionell einmal im Jahr stattfindenden Zugfahrt treffen. Um über die aktuelle Lage zu sprechen - und neue Pläne zu schmieden.