30 Jahre Spatenschänke in Freising:Zwei Seelsorger am Schank

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Seit 30 Jahren betreiben Angelika Richter und Fritz Hoppe die "Spatenschänke" an der Vöttinger Straße. Viele Stammgäste kommen seit Jahren und fühlen sich fast wie zu Hause, auch weil das Schnitzel so gut schmeckt und die Wirtin so gut zuhören kann.

Von Viola Kiel und Katharina Meyer zu Eppendorf

In der Freisinger Spatenschänke hält man es noch mit der Tradition. Hirschgeweihe an der Wand, gestickte Deckchen auf den Tischen und hinter dem Tresen verweist man groß und deutlich auf das Bayerische Reinheitsgebot für Bier von 1516. In einer Ecke des Lokals sitzen vier Herren und spielen Schafkopf. "Anschi", tönt es da, "noch a Weißbier!" Gemeint ist Angelika Richter, Jahrgang 1941, und die ist sofort zur Stelle. Seit 30 Jahren versorgt sie ihre Gäste mit "gutbürgerlicher Küche" in ihrer urigen Gaststätte, die Platz für 50 Gäste bietet und außer montags täglich geöffnet hat. Die Stube wird passend zur Saison umdekoriert, momentan ist es deshalb ziemlich bunt, glitzernde Girlanden hängen an der Theke. Es ist Fasching. Bei aller Gemütlichkeit, darf man nicht vergessen: Gastronomie ist ein Knochenjob. Angelika Richter, bald 73, beginnt den Tag um 7.30 Uhr, öffnet um zehn und schließt ihr Lokal meist gegen ein Uhr nachts. Woher sie die Energie nimmt? "Also, ich find's gar nicht mal so anstrengend", meint sie, "diesen Beruf muss man halt mit Liebe machen. Aber dann klappt's auch. Und ich finde jeden Tag schön."

Angelika Richter ist eine Wirtin vom alten Schlag. Mit 16 Jahren erlernte sie das Handwerk der Gastronomie und kam nach einigen Zwischenstopps 1966 nach Freising. Zusammen mit Fritz Hoppe, einem gebürtigen Westfalen, übernahm sie 1984 die Spatenschänke an der Vöttinger Straße. Seitdem gehen dort zahlreiche Gäste aus Freising und Umgebung ein und aus. Besonders möchte sich Angelika Richter bei ihren "ganz lieben treuen Stammgästen" bedanken, ohne die - da ist sie sich ganz sicher - die Spatenschänke nicht wäre, was sie heute ist: eine Freisinger Institution.

Welche Qualitäten muss ein Wirt mitbringen, um Erfolg zu haben? "Man muss zuhören können. Oft kommen die Leut' mit Sorgen, die muss man dann auch für sich behalten. Manchmal fühl' ich mich wie ein halber Psychologe." Vielleicht ist es diese Loyalität den Gästen gegenüber, die den Charme des kleinen Lokals ausmacht.

Aber natürlich kommen auch Freunde ordentlicher Hausmannskost bei Angelika Richter nicht zu kurz. Der Favorit aus der Küche? "Wiener Schnitzel! Dabei ist es das Einfachste von der Welt!", lacht Angelika Richter. Ihr eigenes Lieblingsessen sind übrigens Rouladen oder Sauerbraten, den mag sie "narrisch gern". Ihr Sauerbraten ist ihr fast so lieb wie ihre Heimat, Freising. Hier lebt sie nun schon seit 50 Jahren, Heimat sei schließlich dort "wo man sich wohlfühlt". Fritz Hoppe kam 1958 aus Paderborn nach Bayern und unterstützt Angelika Richter tatkräftig am Schank. Das Bayerische ist ihm allerdings auch heute noch nicht ganz geläufig. Angelika Richter erklärt sich das so: "Ich glaub, er mag nicht. Aber ich hör' auch nur, was ich hören will. Sonst sag' ich einfach, ich versteh's nicht."

Doch selbst wer seit 30 Jahren eine erfolgreiche Wirtschaft wie die Spatenschänke führt, muss sich ab und an mit kleineren Widrigkeiten herumschlagen.Als das Rauchverbot eingeführt wurde, sei der Umsatz für kurze Zeit eingebrochen. Plötzlich seien die Gäste weg geblieben. "Als wären sie in einer Trotzphase", meint Angelika Richter. Rückblickend sei das Verbot aber eine gute Sache.

Bald feiert die Wirtin ihren 73. Geburtstag. Bis 2015 will sie auf jeden Fall weiter machen, und danach? Das hänge von viel ab, vor allem von der Gesundheit, erzählt sie. Aber eigentlich kann sich Angelika Richter ein Leben ohne die Spatenschänke kaum vorstellen: "Ich glaube, die Leute gehen mir schon ab. Und ich hab ja auch gar keine Zeit zum Altwerden!"

© SZ vom 24.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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