210 offene Stellen:Das Problem in den Griff bekommen

Die Betriebe in der Region suchen händeringend Nachwuchs. Viele Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt

Von Petra Schnirch, Freising

Für Jugendliche, die in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz gesucht haben oder dies noch immer tun, könnte die Situation kaum besser sein. Laut Statistik der Arbeitsagentur hatten bis Ende September lediglich 14 junge Leute im Landkreis Freising nichts gefunden, dies entspricht den Zahlen des Vorjahres. Als "Wermutstropfen" bezeichnete es Agentur-Chefin Karin Weber jedoch, dass zum Ende des Berufsberatungsjahres noch 210 Stellen offen waren. Für die Betriebe sei das sehr enttäuschend.

"Wir wissen nicht, wie wir das Problem in den Griff bekommen sollen", sagte der Freisinger Kreishandwerksmeister Martin Reiter bei einer Pressekonferenz, bei der die Arbeitsagentur für die vier Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding und Freising Bilanz zog. 835 Auszubildende gibt es in Freising derzeit im Handwerk, 300 haben ihre Lehre in diesem Herbst begonnen. Für die Industrie- und Handelskammer meldete Florian Kaiser 633 Neuzugänge - bei 381 unbesetzten Stellen. Viele Unternehmen bekämen "wenige bis gar keine Bewerbungen".

Dieter Link, Leiter der Berufsschule Erding, sagte, man müsse - auch an Realschulen und Gymnasien - stärker dafür werben, dass eine Ausbildung ein Sprungbrett und eine "wichtige Lebenserfahrung" sein könne. "Sonst werden wir aus der Misere nicht herauskommen." Auch Erdings Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger sprach von "immensen Chancen". Viele Betriebe stünden zur Übernahme an, weil kein Nachfolger da sei. Die Mittelschulen seien, was die Berufsorientierung angeht, bereits "top aufgestellt", attestierte der Freisinger Schulamtsdirektor Bernhard Kindler.

Die Schülerzahlen an den Berufsschulen sind stabil. Erding verzeichnet jedoch einen "eklatanten Rückgang" bei den Maurern, es sind nur noch zwölf und somit halb so viele wie im Vorjahr. In Dachau machen Schulleiter Johannes Sommerer die Maler Sorgen, während die Holzberufe gefragt sind. "Einschlagen" habe das neue Angebot "Kaufmann im E-Commerce" mit fast drei Klassen. In Freising gab es laut Schulleiter Matthias Fischer Probleme, die Bäcker- und Metzgerklasse zu bilden. In den Elektroberufen gebe es dagegen eine deutliche Zunahme. "Das hat uns sehr überrascht." Er führte das vor allem auf Flüchtlinge und Asylbewerber zurück.

70 von ihnen seien "im dualen System", also in den Fachklassen, angekommen, vor allem als Elektroniker und Fachinformatiker. Außerdem gibt es an Berufsschule, FOS und BOS insgesamt zwölf Klassen, in denen Geflüchtete auf eine Ausbildung vorbereitet werden. 120 von ihnen werden in diesem Schuljahr fertig. Demnächst wird zudem eine Deutsch-Klasse für Migranten eingerichtet.

Auch an den Schulen wird einiges für diese Zielgruppe getan. Im Landkreis Freising gibt es vier Übergangsklassen für Jugendliche, die wenig Deutsch verstehen. Die meisten kämen aus dem europäischen Ausland, schilderte Schulamtsdirektor Kindler - er sieht in ihnen eine Stärkung, da den Eltern eine gute Schullaufbahn wichtig sei. "Das ist an der Mittelschule nicht selbstverständlich."

Nicht alle Jugendlichen sind nach der Schule bereit für eine Lehre: An der Freisinger Berufsschule werden etwa 50 junge Leute ohne Ausbildungsplatz unterrichtet, weitere 67 besuchen Berufsvorbereitungsklassen.

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