170 Arbeitsplätze in Gefahr:Schock kurz vor Weihnachten

Cardo Door Production, ehemals Normstahl, will Werk in Wang schließen.

Birgit Goormann-Prugger

Moosburg/Wang Eine schlimmere Nachricht hätte die rund 170 Mitarbeiter der Firma Cardo Door Production in Wang, ehemals Normstahl, kurz vor Weihnachten nicht erreichen können. Der schwedische Mutterkonzern Assa Abloy, der Cardo Door erst im April 2011 offiziell übernommen hatte, beabsichtigt, die Produktion von Toren in Wang einzustellen und sie nach Ungarn und Portugal zu verlagern. Bei einer Betriebsversammlung am Dienstag wurde die Belegschaft über die Pläne informiert.

Am Mittwoch wurden Geschäftsführer Frank Achterbosch und der Firmenanwalt Markus Baur, Experte für Arbeitsrecht, beim Wanger Bürgermeister Hans Eichinger und der Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt vorstellig. "Die Herren haben mich vor vollendete Tatsachen gestellt", berichtete Eichinger. Hintergrund der geplanten Werksschließung sei eine neue Firmenstrategie, von der sich der schwedische Mutterkonzern eine Gewinnmaximierung verspreche. "Das, was sie jetzt haben, reicht ihnen wohl nicht", vermutete Eichinger. Einzelne Komponenten sollten künftig in Ungarn und Portugal hergestellt werden, habe man ihm mitgeteilt. Zusammengebaut werden sollen die Einzelteile dann in Göteborg. "Ich habe sie schon gefragt, welchen Sinne das machen soll, die einzelnen Teile durch ganz Europa zu schicken, aber sie haben mir gesagt, das sei billiger." Im dritten Quartal 2012 solle Schluss sein mit der Produktion bei Cardo Door in Wang. Das bedeute Juli oder spätestens September, aber Genaues habe man ihn nicht sagen können. "Dabei haben wir erst kürzlich noch eine ordentliche Gewerbesteuernachzahlung von dem Unternehmen bekommen. Da haben wir gedacht, es ist alles in trockenen Tüchern bei der Firma."

Die Belegschaft will die Verlagerungspläne nicht so einfach hinnehmen. Nach einer gemeinsamen Sitzung des Betriebsrats und der Geschäftsführung am gestrigen Donnerstag sagte Rudi Gallenberger von der IG Metall, oberstes Ziel sei der Erhalt der Arbeitsplätze in Wang. Assa Abloy habe die Vision, Weltmarktführer im Bereich der Tortechnik zu werden, und verfolge auch das Ziel, ein bestehendes, hochmodernes Werk bei Göteborg besser auszulasten. Dabei habe der Betrieb in Wang in den vergangenen Jahren sogar Gewinn in Höhe von fünf bis sieben Prozent gemacht. Assa Abloy stelle sich aber andere Margen vor und rede von 12 bis 15 Prozent. "Das ist völlig utopisch", so Gallenberger. Jetzt wolle der Betriebsrat einen Fragenkatalog erarbeiten und diesen der Geschäftsführung vorlegen. Damit solle geprüft werde, wie es mit der Produktivität in Wang überhaupt stehe. Assa Abloy argumentiere, dort sei in den vergangenen Jahren nichts mehr investiert worden und die Anlagen seien veraltet. Spätestens im Januar wolle der Betriebsrat in Zusammenarbeit mit einem Wirtschaftsberater der Geschäftsführung einen Alternativvorschlag präsentieren, um den Standort erhalten zu können. "Aber ein Mitspracherecht haben wir nicht", sagte Gallenberger.

Nicht sehr gut zu sprechen ist Betriebsratsvorsitzender Giovanni Papaccio auf Assa Abloy. "Die haben kein Interesse an uns Mitarbeitern, die wollen nur wachsen. Und sie haben uns auch ganz klar gesagt, was sie vorhaben, sie wollen alle 170 Leute vor die Tür setzen - da sind Familien mit Kindern betroffen, Kollegen, die gerade ein Haus gebaut haben." Der Betriebsrat von Cardo Door werde jedoch alles tun, um das zu verhindern. "So einfach können sie das nicht machen, nicht mit uns", versicherte Papaccio.

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