Freimann:Widerstand gegen die letzten Meter

Siedlervereine wollen den Bau des nördlichen Trassenabschnitts der Tramlinie 23 verhindern

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Der Münchner Norden, insbesondere der Stadtteil Freimann, steht in den nächsten Jahrzehnten vor einer Belastungsprobe. Auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne entsteht ein Wohngebiet für 15 000 Menschen; der Autobauer BMW treibt den massiven Ausbau seiner Standorte voran. All dies wird mehr Verkehr heraufbeschwören, weshalb ein Planungsprozess für neue U-Bahn-, Bus- und Tramverbindungen im Gange ist. Es zeichnet sich nun ab, dass die Pläne auf Widerstand in der Bevölkerung stoßen.

Die Siedlervereinigungen Am Hart, Kieferngarten, Grusonsiedlung, Kaltherberge und Neuherberge stemmen sich mit einem Positionspapier gegen den nördlichen Abschnitt der Tramlinie 23 zwischen Bayernkaserne und U-Bahnhof Kieferngarten. "Es ist des Guten zuviel und wirtschaftlich nicht vertretbar", fasste Walter Hilger, Vorsitzender der Siedlerschaft Kieferngarten, in der Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann die Forderungen zusammen; die Einwohnervereine vertreten gut 7500 Menschen. Und sie haben dabei knapp die Hälfte der Stadtviertelpolitiker hinter sich. Mit einer Stimme Mehrheit wiesen SPD und Grüne den Antrag der Siedler zurück, das Trassenendstück nicht zu realisieren und die Tram auf dem Bayernkasernen-Areal wenden zu lassen. "Die Tram ist ein Gewinn für Freimann", formulierte Lars Mentrup (SPD) die vorherrschende Haltung des Gremiums, das damit auf Linie des Stadtrates bleibt.

Der hatte zuletzt ein Rahmenkonzept für den künftigen U-Bahn-Ausbau auf den Weg gebracht, womit auch neue Bus- und Tramverbindungen verwoben sind. Langfristig soll eine U-Bahn-Spange (U 26) zwischen den Haltestellen Am Hart und Kieferngarten gebaut werden, Prognosen zufolge dürfte sie aber nicht vor Ende der 2030er Jahre fertig werden. Deshalb soll vorerst ein Expressbus auf dem gleichen Korridor pendeln, wofür eine eigene Busspur auf der Heidemannstraße erwogen wird. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat vom Stadtrat auch den Auftrag, in die Entwurfsplanung für die Verlängerung der Trambahnlinie 23 vom derzeitigen Endhalt Schwabing Nord bis zum Bahnhof Kieferngarten einzusteigen.

Diese Trasse soll die zentrale Nord-Süd-Anbindung für das Bayernkasernen-Quartier sein. Die Rathauspolitik folgte dabei der Einschätzung des Planungsreferats: "Die Endhaltestelle Kieferngarten ist der verkehrlich sinnvolle Endpunkt der Tram 23, da hier eine Verknüpfung zur U 6 geschaffen werden kann. Zudem sind im Bereich der Bayernkaserne keine geeigneten Flächen für eine mögliche Wende- und Umsteigeanlage vorhanden", heißt es in dem Beschlusspapier. Deshalb will die MVG das Park-and-Ride-Parkhaus südlich des U-Bahnhofs abreißen und an dieser Stelle die Wendeschleife anlegen.

Das wollen die Siedlervereinigungen aber nicht hinnehmen. "Wir verwahren uns entschieden dagegen, das bestehende Wohngebiet an der Kieferngartenstraße nachträglich mit einer lärmintensiven Tramwendeschleife zu belasten", schreiben die Vereine. Siedler-Sprecher Hilger sprach von "lautem Quietschen" der Trams. Das Parkhaus mit 240 Plätzen werde zudem wegen der Fußballfans in der nahen Arena gebraucht, diene ferner als Lärmschutz zu den U-Bahn-Gleisen.

Ohnehin halten die Siedlervereine das Trassenendstück für verzichtbar. Zum einen, weil dies ihrer Ansicht nach mehr Verkehr auf der Heidemannstraße verursache; zum anderen sei das Gebiet mit den Buslinien 171 und 180 sowie dem geplanten Expressbus "ausreichend angebunden", wie Hilger sagte. Diese Einschätzung teilt die FDP im Bezirksausschuss, namentlich Dagmar Föst-Reich, die auch davor warnte, dass die Tram womöglich den Bau der U 26 verhindern könnte. "Wir werden die Querverbindung nicht bekommen, weil wir dann ja schon eine Trambahn haben", sagte sie. Die CSU im Gremium schlug sich ebenfalls auf die Seite der Bürger. Dorothea Wiepcke, zugleich CSU-Stadträtin, verwies auf ihren Auftrag an die Stadtverwaltung, den Einsatz von speziellen Elektro-Trams zu prüfen. Es sind dies Züge auf Rädern, die keine Oberleitungen benötigen und in einer chinesischen Stadt bereits in Benutzung seien.

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