Freimann:Potenzial unterm Dach

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Politiker setzen sich für Sanierung der Mohr-Villa-Remise ein. Doch die dürfte teuer sein

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Seit 26 Jahren zählt die Mohr-Villa in Freimann zu den ambitioniertesten Kulturzentren in München mit einem reichhaltigen Programm, gut 3500 Veranstaltungen im Jahr. Der Raumbedarf ist mit dem Angebot über die Jahre immer weiter gestiegen, immer mehr Musik-, Kunst- und Theaterprojekte benötigen Platz. Den gäbe es prinzipiell auch - er müsste nur für viel Geld hergerichtet werden: Große Teile eines Wirtschaftsgebäudes auf dem Areal des ehemaligen Gutshof-Ensembles liegen brach. Lange schon hofft der Betreiberverein Mohr-Villa Freimann, dass die Stadt sich zu einer Sanierung entschließt. Nun bekommt er Rückhalt aus dem örtlich zuständigen Bezirksausschuss und der Rathauspolitik.

Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann sowie die CSU-Fraktion im Stadtrat fordern, das westliche Rückgebäude, die sogenannte Remise, sowie vor allem das Obergeschoß, zu sanieren und auszubauen. "Die Mohr-Villa hat sich in den vergangnen Jahren zu einem der führenden Münchner Stadtteilkulturzentren entwickelt", heißt es wortgleich in den Anträgen, die überdies beide darauf hinweisen, dass das nahe gelegene Metropol-Theater dringend Proberäume brauche. "Ein Ausbau der Remise könnte deshalb in besonderem Maße gleich zwei renommierten Freimanner Kultureinrichtungen zugutekommen", schreibt die CSU-Stadtratsfraktion.

Der ehemals landwirtschaftlich genutzte Hof der Familie Mohr existiert seit dem Jahr 1873; er wurde 1925 von der Reichsbahn, nach dem Krieg von der Bundesbahn übernommen und als Bahnmeisterei genutzt. Doch sukzessive wurde der Betrieb im nahe gelegenen Ausbesserungswerk reduziert, der Verfall des Anwesens nahm seinen Lauf.

In den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts formierte sich eine Bürgerinitiative, die das Grundstück an der Situlistraße 73 bis 75 in den Blick nahm - und mit Erfolg vor einer Überplanung rettete. Es gelang, die Stadt zum Kauf des geschichtsträchtigen Ensembles zu bewegen. Und die hat seitdem sukzessive die maroden Gebäude saniert.

Nur die Remise, ehemals eine Scheune sowie ein Unterstand für landwirtschaftliche Gerätschaften und Fahrzeuge, wurde noch nicht angegangen. "Wir haben dafür leider kein Geld", sagt die Vorsitzende des Mohr-Villa-Vereins, Brigitte Fingerle-Trischler. Und sie ist sich sicher, dass ziemlich viel Geld nötig wäre. "Das ist ein großer Umbau, ein Millionen-Projekt", vermutet sie.

Es geht dabei vor allem darum, den Dachstuhl des lang gezogenen Gebäudes nutzbar zu machen. Gut 700 Quadratmeter umfasst nach Fingerle-Trischlers Schätzung die Fläche des Dachraums, der derzeit ungedämmt ist, über keine Heizung und keinen Strom verfügt. Dazu kommt noch die eigentliche Remise, ein Raum mit gut 228 Quadratmetern Größe, am Nordende des Gebäudes. Momentan ist dieser Teil des Komplexes nur als Lager nutzbar. Ein Theatersaal mit fester Bühne, Ateliers, Musik- und Tanzräume - der Betreiberverein kann sich so einiges vorstellen, wie man den hinzugewonnen Platz nutzen könnte, zumal kein Mangel an Anfragen herrscht. "Wünsche haben wir genug", sagt Fingerle-Trischler.

Ob das zuständige Kulturreferat, beziehungsweise der Münchner Stadtrat, diese erfüllen mag, ist offen. Das Projekt werde wohlwollend geprüft, versichert Behördensprecherin Jennifer Becker. "Wir müssen aber erst sehen, ob das wirtschaftlich darstellbar ist und im Verhältnis zum Mehrwert steht." Sobald ein Ergebnis vorliegt, soll dies dem Stadtrat präsentiert werden. Denn letztlich ist es eine politische Entscheidung, ob Geld aus dem städtischen Kulturetat in eine solche Investition fließen soll. Wann eine entsprechende Stadtratsvorlage fertig sein könnte, vermag Kulturreferatssprecherin Becker derzeit nicht abzuschätzen.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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