Freimann:Die U 26 wird wohl nicht vor 2040 fahren

Verkehr im Münchner Norden

Die Kreuzung Heidemannstraße/Lilienthalallee ist eminent wichtig für den zunehmenden Gewerbeverkehr.

(Foto: Florian Peljak)
  • Im Münchner Norden sind umfangreiche Verkehrsprojekte wie die U-Bahn-Spange zwischen U 2 und U 6, die Tram zur Bayernkaserne oder der S-Bahn-Nordring geplant.
  • Es gibt dort viele Gewerbegebiete, zudem zahlreiche Großvorhaben im Wohnungsbau.
  • Bis die Schienen für die geplante Tramlinie 24 und die U 26 liegen, sollen Expressbusse die Menschen befördern.

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Bis sich sichtbar etwas rührt, werden noch Jahre vergehen - doch politisch und planerisch wird durchaus etwas bewegt für die Neuordnung des Verkehrs im Münchner Norden. Dieser Teil der Stadt ist besonders reich gesegnet mit Gewerbegebieten und Großbauprojekten - und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum.

Keine Bürgerversammlung vergeht, in der die Bewohner und auch die lokalen Politiker nicht nach Lösungen rufen, nach besseren Verbindungen mit Bussen und Bahnen, nach klugen Streckenführungen. Dabei zeichnet sich nun ab, dass an der Lösung einiger Zielvorgaben des umfangreichen "Verkehrskonzepts Nord", vor vier Jahren vom Stadtrat beschlossen, zumindest weiter gewerkelt wird.

Was den öffentlichen Nahverkehr im Norden anbelangt, hängt dabei vieles an dem Wohnungsbau-Großvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne sowie dem Ausbau des BMW-Forschungszentrums FIZ. 15 000 Menschen sollen in den Häusern auf dem 58 Hektar großen Areal an der Heidemannstraße dereinst einmal leben, der Autokonzern rüstet seinen Standort bis zum Jahr 2050 um 15 000 Arbeitsplätze auf. Obendrein entstehen auf dem Gelände von Knorr-Bremse neue Wohnungen und Gewerbebauten.

Die Anbindung der Bayernkaserne und der wachsenden BMW-Niederlassung war zunächst mit zwei Tram-Ästen geplant, von denen nun nur noch einer übrig bleibt: Die Straßenbahnlinie 23 soll das neue Wohngebiet in Nord-Süd-Verbindung von und nach der Münchner Freiheit erschließen. Jedoch wird das Bayernkasernen-Areal nun zur Endhaltestelle, nachdem sich der Stadtrat im Zuge der "ÖPNV-Offensive" für eine etwa vier Kilometer lange U-Bahn-Spange (U 26) zwischen den Haltestellen Am Hart und Kieferngarten ausgesprochen hat. Damit entfällt die Tramtrasse (Tram 24), welche die beiden U-Bahnhöfe oberirdisch hätte verbinden sollen.

Indes: Bis die Planungen abgeschlossen sind, ein Bauantrag genehmigt und es endlich Zeit zum Anrücken der Bagger ist, wird es womöglich noch mehr als 20 Jahre dauern, wie die Stadträte Fritz Schmude und Andre Wächter (Liberal-konservative Reformer, LKR) nahelegen. Ihnen zufolge rechnet der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Ingo Wortmann, damit, dass die U 26 erst nach dem Bau der U 9 realisiert werden könne, "realistisch betrachtet also nicht vor 2040", wie die beiden Stadträte in einer Anfrage an die Stadtverwaltung folgern.

Ein Expressbus soll eingerichtet werden

Wie lange es auch immer dauern mag: Wenn die ersten Bewohner auf dem Areal der Bayernkaserne einziehen, soll ein Expressbus bereitstehen, der zwischen dem Neubauquartier und dem U-Bahn-Halt Am Hart pendelt, im gleichen Korridor und ähnlich schnell wie die ursprünglich geplante Tram. "Es soll eine attraktive Verbindung sein, mit einem dichten Takt", kündigt MVG-Sprecher Matthias Korte an.

Das heißt konkret: Es soll auf der Heidemannstraße eine eigene Busspur eingerichtet werden. Dies ist im Übrigen nur eine von stadtweit 51 exklusiven Fahrtrassen für Busse, welche die MVG der Verwaltung zur Prüfung vorgelegt hat; über das Ergebnis soll der Stadtrat dem Vernehmen nach bald beraten, über den Trassierungsbeschluss für die Tram 23, dem sich das Genehmigungsverfahren anschließt, erst im Jahr 2019.

Schon etwas vorher, im Herbst dieses Jahres, sollen überdies angeblich erste Ergebnisse einer Studie zum S-Bahn-Nordring bekannt werden - dem von der Stadt und den Umlandgemeinden gehegten Plan, auf den Güterverkehrs-Gleisen auch Nahverkehrszüge fahren zu lassen. Perspektivisch gilt dies auch deshalb als dringend notwendig, weil in den nächsten Jahrzehnten im Münchner Norden und Nordosten gut 1500 Hektar als Entwicklungsgebiete anvisiert sind.

Für die Fasanerie-Nord und die Lerchenau wird zudem mit Spannung auf den Planungsstand für neue Bahnunterführungen am Bahnhof Fasanerie und an der Feldmochinger Straße gewartet, die bald im Stadtrat vorgestellt werden sollen. Und auch die Verlängerung der Schleißheimer Straße mit einem Tunnel zur Autobahn A 99 haben die städtischen Behörden auf dem Schirm. Immerhin sei für das Bauwerk die statische Prüfung erfolgt, ist vom Baureferat zu hören.

Zur SZ-Startseite
U-Bahnhof "Oberwiesenfeld" in München, 2016

Öffentlicher Nahverkehr in München
:Ausbau-Offensive: Es braucht endlich Taten

Schon vor neun Jahren sprach man in München von einer ÖPNV-Offensive. Inzwischen ist die Dringlichkeit enorm gestiegen - deshalb ist zu hoffen, dass bald alle an einem Strang ziehen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: