Freimann:Feinsinniger Entwurf

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Zwischen der Freisinger Landstraße und dem Garchinger Mühlbach soll dieses Quartier gebaut werden. In der Mitte des neuen Viertels befinden sich die Sporthalle und der "Marktplatz" mit den Geschäften. (Foto: Zillerplus Architekten (Simulation))

Von wegen Schlafstadt: Auf dem Areal zwischen Floriansmühlstraße und dem früheren Gelände der Turnerschaft Jahn sollen 640 Wohnungen entstehen - ein Quartier mit viel Grün, Freizeitanlagen und vielleicht einem Naturfreibad

Von Alfred Dürr, Freimann

Weite Bereiche entlang der Freisinger Landstraße verändern ihr bauliches Erscheinungsbild. Auf dem Areal zwischen der Floriansmühlstraße, dem Emmerigweg und dem angrenzenden früheren Gelände der Turnerschaft (TS) Jahn entsteht ein Quartier mit insgesamt 640 Wohnungen.Bei einer Informationsveranstaltung haben der Investor, die Bayerische Hausbau, und das städtische Planungsreferat nun das Großprojekt erläutert und sich den Fragen und Wünschen der Bürger gestellt.

Jürgen Büllesbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau, sprach dabei von einer spannenden Entwicklung auf dem Gebiet. Verschiedene Interessenlagen - es geht um den Landschaftsschutz, die Zukunft des Sportvereins und um die Anforderungen an den Wohnungsbau - würden hier in Einklang gebracht. Auch für Werner Lederer-Piloty (SPD), den Vorsitzenden des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, hat das Projekt große Bedeutung. Die Lokalpolitiker hatten seit langem eine neue städtebauliche Struktur an der Freisinger Landstraße gefordert. Jetzt liege ein "feinsinnig ausgearbeiteter Entwurf " für das Gebiet vor.

Wie sich das neue Wohngebiet auf die Nachbarschaft auswirkt, wollte eine Bürgerin wissen. Sie äußerte Bedenken, dass "in der Umgebung alles zugeparkt" werden könnte. Eine andere Dame fragte, "ob die Vielfalt in der sozialen Struktur" der künftigen Bewohner gewährleistet sei und auch bezahlbare Wohnungen angeboten würden. Ein wichtiges Thema war für einige Redner, wie das Quartierszentrum, zum Beispiel durch Gaststätten und verschiedene Geschäfte, Arztpraxen und Kindertagesstätten, mit Leben erfüllt werden kann.

Baudirektor Hans Konrad vom städtischen Planungsreferat sagte, "bezahlbare Wohnungen" seien vorgesehen. 30 Prozent der Wohnungen sollen Sozialwohnungen sein. Die Hausbau werde außerdem einen Teil der Gebäude in ihren Bestand übernehmen und Mietwohnungen anbieten, sagte Büllesbach. Man werde bei den Planungen besonders darauf achten, dass ein belebtes Quartierszentrum entstehe.

Einige Bürger sahen es als problematisch an, dass die jetzige Jahn-Wirtschaft inmitten einer Idylle hin zum Garchinger Mühlbach verschwinden werde, weil das Gebiet der TS Jahn umstrukturiert werden soll. Ein Redner sagte, der Kulturverein Mohr-Villa und auch der Verein "Rettet den Münchner Norden" hätten den Erhalt der Wirtschaft immer wieder gefordert. Werner Lederer-Piloty antwortete, das alte Gebäude könne nicht saniert werden. Allerdings gehöre zum Sportverein auch eine Wirtschaft. Das müsse bei den Neubauplänen berücksichtigt werden. Werner Gawlik, Vorstandsmitglied bei der TS Jahn, sagt, 75 Prozent der Mitglieder des Vereins hätten sich für die Neubaupläne auf dem Areal ausgesprochen.

Ein Bürger beklagte, dass auch die Tennisplätze beseitigt würden. Warum könne man diese nicht in das künftige Quartier integrieren? Baudirektor Hans Konrad sah keine Möglichkeit, die Plätze zu erhalten: "Der Lärm ist problematisch für den Wohnungsbau."

Zunächst lagen nur für den Südteil des künftigen Quartiers und angrenzend an das ehemalige Floriansmühlbad Planungen vor. Weil die Golf-Abschlagsanlage im nördlichen Bereich nicht rentabel war, wollte die TS Jahn schon lange ihr Grundstück verkaufen und mit dem Erlös eine Dreifachturnhalle finanzieren.

Nach langen Verhandlungen einigte man sich auf eine Erweiterung des ursprünglichen Neubaugebiets, die im Viertel auch immer wieder gefordert worden war. Im vergangenen März nahm der Planungsausschuss des Stadtrats das Ergebnis eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs wohlwollend zur Kenntnis. Gewonnen hatten die Büros Zillerplus Architekten mit Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten. Für die nördlichen Flächen der TS Jahn, die Flächen der östlich gelegenen Tennisplätze und für die Restflächen des früheren Floriansmühlbads soll ein strukturelles Gesamtkonzept erarbeitet werden. Im Norden ist ein Quartier mit Wohnungen sowie mit Hallen für Sport und Vereinsnutzung vorgesehen. Außerdem soll dort das Quartierszentrum entstehen. Der Bereich des früheren Floriansmühlbads östlich des Mühlbachs soll öffentliche Grünfläche werden. Geprüft wird außerdem, ob ein Naturfreibad und ein Fitnessparcours errichtet werden können.

Architekt Michael Ziller sagte, er habe sich bei der städtebaulichen Konzeption des Quartiers eine lebendige und abwechslungsreiche Siedlung vorgestellt und keine Schlafstadt. Der Schallschutz entlang der Freisinger Landstraße werde nicht mit einem 200 Meter langen Gebäuderiegel gelöst, sondern mit versetzt angeordneten Wohnblöcken. Aus nahezu jeder Wohnung habe man einen Blick auf den Park und den Bach. Auch für genügend Freiraum zwischen den Häusern sei gesorgt; über den Mühlbach werden Brücken führen. Landschaftsarchitekt Jürgen Huber stellte weiter heraus, dass bisher unzugängliche Freiflächen mit den bestehenden Wegen verknüpft und für die Öffentlichkeit zugänglich werden.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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